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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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als Beweismittel verwendet werden. Mit ihr konnte man aus Körperbestandteilen oder -ausscheidungen wie Blut, Haaren, Speichel oder Sperma mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99 Prozent die Identität der zugehörigen Person feststellen. Ein Vergewaltiger konnte auf diese Weise verurteilt werden.
    Zufällige Gewaltakte waren hingegen äußerst schwer aufzuklären. Selbst wenn die Polizei ein Dutzend Fingerabdrücke sicherstellte, mussten diese Fingerabdrücke irgendwo registriert sein, damit sie zu dem Täter führten. Bei Zufallstaten musste die Polizei nach einem mutmaßlichen Täter Ausschau halten wie nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.
    Was der Grund dafür war, weshalb er sich dazu entschlossen hatte, sich der psychologischen Seite von Verbrechen zuzuwenden. Er war ein so genannter Profiler, ein psychologisch ausgebildeter Kriminalist, der Täterprofile erstellte. Was der Polizei ihre Arbeit entschieden erleichterte.
    Einen Fall aufklären, eine Akte schließen. Es war so verdammt wichtig. Erst die Verurteilung eines Mörders erlaubte den Hinterbliebenen, wieder an Gerechtigkeit zu glauben – zumindest war der Täter dann gestoppt, und andere würden nicht mehr leiden müssen.
    Seine Arbeit war wichtig. Er war froh, dass ihn der Anblick der Opfer noch immer mitnahm; sein Schmerz um andere ließ ihn spüren, dass er lebte. Obwohl es wahrscheinlich der Tod seiner Stiefmutter gewesen war, der ihn zu seiner Berufswahl veranlasst hatte, war es doch der Tod seiner Frau, der ihn verfolgte. Er war dankbar, dass sie nicht brutal ermordet worden war, aber sie hatte auch gelitten, und die Tatsache, dass ein so junger, wertvoller Mensch hatte sterben müssen, machte ihn bitter. In ihrem Tod lag keine Gerechtigkeit, er war sinnlos. Fallon war nicht nur jung, schön und lebenslustig gewesen. Sie war auch freundlich, liebevoll und warm. Sie konnte an keinem Bettler vorbeigehen, ohne ihm einen Dollar zuzustecken; sie konnte keinen streunenden Hund vorbeilaufen sehen, ohne ihm einen Napf mit Futter hinzustellen. Kinder hatten sie geliebt. Sie wäre der Tochter, der ihr erster Atemzug nie vergönnt war, eine gute Mutter gewesen. Diese ungeborene Tochter hatte ebenfalls eine Leere in ihm hinterlassen, einen Schmerz, der ihn an das Kind erinnerte, das er nie in den Armen gehalten hatte.
    Kyle hatte gehofft, dass die Zeit die Wunden heilen würde, die der Verstand nicht heilen konnte. Man hatte ihn zu trösten versucht, indem man ihm sagte, dass Gott ihm die Kraft schenken würde, die er nicht selbst fände. Doch alles, was er wusste, war, dass das Leben irgendwie weiterging. Er war ein Überlebenskünstler, deshalb hatte er überlebt. Er atmete, er aß – und er trank. Viel am Anfang, mittlerweile weniger. Er schlief mit anderen Frauen. Manchmal wurde eine etwas engere Beziehung daraus, manchmal erhoffte er sich einfach nur guten Sex. Das Leben ging weiter, und er gab bei seiner Arbeit sein Bestes. Wirkliche Gerechtigkeit gab es nicht im Leben, das wusste er, aber er tat dennoch alles, was in seiner Macht stand, um der irdischen Gerechtigkeit, so unzulänglich sie auch sein mochte, zum Sieg zu verhelfen.
    „Hallo, Leute!“ Eine raue männliche Stimme unterbrach seinen Gedankenfluss. Ein schlaksiger, gut aussehender junger Mann von achtundzwanzig oder dreißig Jahren war an das Mikrofon auf der Bühne, die sich auf der linken Seite der Bar befand, getreten. „Ein wunderschönes Willkommen an die Einheimischen, unsere alten Freunde, und an all diejenigen, die hier zu Besuch sind, um sich von unserem Traumparadies bezaubern zu lassen. Wir sind die Storm Fronts und möchten euch ein bisschen unterhalten, während ihr euch gemütlich zurücklehnt, esst, trinkt und ein paar Sonnenstrahlen fangt. Ich bin Joey King, am Bass ist David Hamel, Sheila Ormsby am Keyboard, Randy Fraser am Schlagzeug, und Madison Adair – es ist mir eine Freude, das sagen zu können – wird heute für uns singen. Ladys und Gentlemen … ich wünsche Ihnen viel Spaß.“
    Kyle war plötzlich froh, dass er so weit hinten saß, weil er in keiner Weise auf ein Wiedersehen mit Madison vorbereitet war. Vor allem nicht mit der Madison, die er jetzt gleich zu sehen bekam.
    Die Bandmitglieder betraten nacheinander die Bühne, als ihr Name genannt wurde, und nahmen ihre Plätze ein; Madison war die Letzte. Es kam ihm noch gar nicht so lange vor, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte, aber es war natürlich schon lange her. Ein ganzes Leben.
    Sie

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