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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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große Tiefkühlbeutel.“
    Sie nickte, noch immer so aufgewühlt, dass sie seine Anweisungen widerspruchslos befolgte.
    Sie kletterte an der Leiter nach oben ins Heck der Ibis. Jassy war da, aus ihrem blassen Gesicht ließ sich schließen, dass sie wusste, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Aber Carrie Anne stand neben Jassy, und Madison musste mit ihren Äußerungen vorsichtig sein.
    „Carrie Anne, geh in die Kabine und hol eine von Grandpas Tauchermasken und einen Schorchel und ein Paar Handschuhe, ja, mein Schatz? Und beeil dich.“
    Carrie Anne war ein Kind, aber nicht dumm. Sie starrte ihre Mutter an und nickte grimmig, dann rannte sie nach unten, um zu tun, was man ihr aufgetragen hatte.
    „Was ist los?“ fragte Jassy.
    „Da unten liegt ein Arm.“
    „Was?“
    Madison seufzte verzweifelt. „Da unten liegt ein Arm!“
    „Ein menschlicher?“
    „Ja, ein menschlicher, was zum Teufel denn sonst?“
    „Ich muss sofort runter …“
    „Nicht nötig. Das FBI hat den Fall bereits an sich gezogen.“
    „Ja, aber er ist das FBI, und ich bin Pathologin, um Himmels willen.“
    „Er bringt ihn rauf.“
    Jassy war nicht bereit, sich damit zufrieden zu geben. Carrie Anne schleppte die Tauchermaske, den Schnorchel und die Handschuhe an, und Madison steckte die Sachen alle in die große Plastiktüte, die sie aus der Kombüse geholt hatte, und warf diese Kyle ins Wasser.
    Nachdem er sich die Maske übergestülpt hatte und untergetaucht war, hatte Jassy sich ebenfalls ausgerüstet und sprang ins Wasser.
    „Was ist denn los, Mommy?“ fragte Carrie Anne.
    Madison zögerte. „Es hat einen Unfall gegeben. Wir müssen zurück, mein Schatz.“
    Carrie Anne schlang ihre Arme um Madisons Taille, während sie gemeinsam ins Wasser hinunterschauten. „Ein Unfall? Was denn für ein Unfall, Mommy?“
    „Ich weiß noch nicht genau, mein Herz.“
    Carrie Anne sagte nichts mehr, aber ihr schien die Sache nicht geheuer, denn sie umarmte ihre Mutter noch fester.
    Madison schwieg ebenfalls und überlegte verunsichert, ob der Mann im Leben ihrer Schwester womöglich Kyle sein könnte. Die beiden hatten heute Morgen so entspannt gewirkt, dort am Tisch mit ihrem Vater.
    Doch Kyle war eben erst in Florida eingetroffen. Allerdings hatte ihr Jassy auch erzählt, dass die Geschichte sich im Anfangsstadium befand. Und die meisten Mitglieder ihrer Pseudofamilie hatten Kyle die ganzen Jahre über ab und zu besucht, einschließlich Jassy.
    Madison versuchte, die Welle von Eifersucht, von der sie sich plötzlich überschwemmt sah, einzudämmen und sagte sich, dass Kyle schon lange kein Teil ihres Lebens mehr war.
    Und doch …
    Jassy hatte sie gebeten, das, was sie wusste, für sich zu behalten. Weil sie „ihre Gründe“ hätte. Madison hatte einen Knoten im Magen.
    Ein paar Minuten später durchbrachen die beiden die Wasseroberfläche.
    „Wir haben ihn“, schrie Jassy. „Stell eine Funkverbindung her, Madison. Wir müssen die Wasserpolizei benachrichtigen.“
    Jassy. Niedlich anzusehen und superintelligent. Die perfekte Frau für Kyle? Empfindlichkeit hatte bei ihr keinen Platz. Während Madison beim Anblick des abgetrennten Arms vor Panik fast die Nerven verloren hatte, war es für Jassy eine spannende Entdeckung.
    Madison benachrichtigte die Wasserschutzpolizei, dann nahm sie Carrie Anne mit in die Kombüse, um Kaffee zu machen.
    Ein Kutter der Küstenwache traf ein. Madison bekam zum ersten Mal Gelegenheit, Mr. FBI in Aktion zu sehen, als ein großmäuliger Officer anfing, Jassy und Kyle Vorwürfe zu machen, dass sie den Arm aus dem Wasser geholt hatten. In einem kühlen, höflichen Tonfall setzte Kyle den Mann in Kenntnis darüber, wer er war und warum er sich in Florida aufhielt. Daraufhin stellte er ihm Jassy vor und informierte den Polizisten über die Position, die sie bekleidete. Alles sehr höflich. Nachdem er seine Erklärungen beendet hatte, schien der Mann überhaupt nicht mehr aufhören zu wollen, sich zu entschuldigen, und lud Jassy und Kyle ein, noch einmal mit nach unten zu kommen, um zu sehen, ob man noch mehr Körperteile finden würde.
    Sie lehnten beide ab. Jassy war ganz geknickt, nachdem sie gehört hatte, dass der Arm nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fiel. Sie arbeitete für die Behörden in Dade County, und dies hier war Monroe. Aber der Officer tröstete sie damit, dass, falls die Einrichtungen in Dade besser wären, die Monroer Polizei erfreut wäre, ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen.

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