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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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nicht? Wie kannst du dir anmaßen, das beurteilen zu können?“
    Er fuhr sich ungeduldig mit den Fingern durch das dunkle Haar. „Ich schätze, alles, was ich im Augenblick zu dir sage, ist verkehrt, Madison. Ich mag euch alle sehr – Jassy, dich, Kaila. Und selbstverständlich möchte ich nicht, dass irgendeiner von euch etwas passiert. Aber Jassy hat ihre Nase ständig in irgendeinem Buch. Und Kaila ist verheiratet. Doch du bist viel unterwegs. Um dich mache ich mir die meisten Sorgen.“
    Madison stand auf. „Hör auf, uns in irgendwelche Schubladen zu stecken, Kyle“, sagte sie leise.
    „Um Himmels willen, Madison, ich hatte nicht die Absicht, dir zu nahe zu treten. Aber du arbeitest als Model. Du kommst mit allen möglichen Leuten zusammen. Du bist einfach gefährdeter als deine Schwestern. Weil du empfänglicher bist.“
    „So ist es“, erwiderte sie beißend. „Vor allem sage ich mir bei jedem gut aussehenden Mann, der mir über den Weg läuft, warum zum Teufel eigentlich nicht, und fahre mit ihm davon.“
    „Herrgottnochmal, Madison. Du bist geschieden! Du bist auf der Suche nach einem neuen Partner.“
    „Dann möchte ich dich jetzt bitten, mich zu entschuldigen. Ich muss nämlich dringend nach oben und mich ein bisschen auftakeln. Immerhin gibt mein Dad heute eine Party, und ich bin auf der Suche nach einem neuen Partner. Vielleicht findet sich ja was“, erwiderte sie spitz, dann lächelte sie honigsüß, drehte sich auf dem Absatz herum und ging davon.
    „Madison!“ rief er ihr nach.
    Sie blieb nicht stehen.
    „Madison!“
    Sie drehte sich um. „Was ist noch?“
    Er ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Ich flehe zu Gott, dass dir nichts passiert, Madison. Und …“
    „Und?“
    Er zögerte und musterte sie noch immer. „Und ich bin froh, dass sich Jimmy Gates diesmal nicht an dich gewandt hat und dass du mit dieser Sache nichts zu tun hast.“ Er überlegte einen Moment. „Er hat sich doch nicht an dich gewandt, oder?“
    „Du verstehst etwas falsch, wenn du glaubst, dass Jimmy mich drängt, ihm zu helfen.“
    „Dann ruft er dich also immer noch wegen deines Hokuspokus an“, bemerkte er bitter.
    Madison starrte ihn an und spürte die alten Ressentiments in sich aufsteigen. „Es ist keine einseitige Angelegenheit.“
    „Du rufst ihn auch an?“ fragte er ungläubig.
    „Wenn ich denke, dass es notwendig ist, ja. Ich habe um dieses verdammte zweite Gesicht nicht gebeten. Ich hasse es. Ich hasse es wirklich aus tiefstem Herzen. Es ist schrecklich, die Schmerzen anderer spüren zu müssen. Aber noch schrecklicher ist der Gedanke, dass man etwas tun könnte, es jedoch nicht tut. Es ist schlimm, denken zu müssen, dass man irgendwem möglicherweise Leid ersparen könnte und trotzdem nichts unternimmt.“
    „Madison, hör zu, ich habe einfach ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Du musst Abstand halten.“
    Er schien nach weiteren Argumenten zu suchen. Sie war sich quälend der Hitze bewusst, die seinen noch immer ihre Schultern umklammernden Fingern entströmte. Sie mochte Kyles Hände. Sie waren groß, mit langen, schlanken Fingern. Er hatte die Hände seines Vaters geerbt. Künstlerhände. Sensible Hände, die jedoch bei Bedarf fest zupacken konnten.
    Die Wärme seiner Berührung erinnerte sie an die Kälte, die sie heute unter Wasser verspürt hatte.
    Hatte er Recht?
    Sie hatte gestern den Traum gehabt und heute …
    Plötzlich senkte sie den Blick und erinnerte sich an die scheußliche Beklommenheit, die sie beim Betreten des Boots überfallen hatte. Dann fiel ihr ein, was sie gesehen und gespürt hatte, als sie auf den Arm zugeschwommen war.
    Das Hotelzimmer. Sie selbst in der Haut einer anderen. Die Euphorie, und dann …
    Das Aufblitzen von Stahl.
    „Madison!“
    Er legte ihr die Hand unters Kinn und schaute ihr forschend in die Augen, womit sie erneut im Nachteil war, weil sie die seinen noch immer nicht sehen konnte. „Madison, ich bin mir sicher, dass der Arm, den wir heute gefunden haben, einem Opfer des Killers gehört. Er ist ein Stück weitergezogen. Er treibt sein Unwesen jetzt nicht mehr in Miami, sondern auf den Keys. Sowohl hier wie da hältst du dich auf. Ich möchte um jeden Preis verhindern, dass dir etwas zustößt. Und ich möchte nicht, dass du in irgendeiner Weise in diesen Fall verwickelt wirst.“
    Sie war schon verwickelt. Sie musste sich einmischen, sie hatte keine andere Wahl. Sie öffnete den Mund, um ihm von ihrer Vision zu

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