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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gemacht. Sind im großen Ofen, wo ich meinen Töpferkurs abhalte, gebrannt worden. Hab’ noch ‘nen kleinen im ersten Stock. Geb’ jeden Samstag Unterricht. Ich verlange dreißig Dollar pro Schüler und etwa dreißig Schüler kommen regelmäßig. Natürlich ist keiner meiner Schüler so begabt wie ich, aber das ist ja nur recht so. Dann kommen sie wieder, in der Hoffnung, die Lehrerin zu überflügeln. Hast du die schöne Dekoration gesehen, die Blumengirlanden, mit denen ich sie geschmückt hab’? Sieht gut aus, was?«
    Vollkommen überwältigt, konnte ich nur zustimmend nicken.
    Ja, es war tatsächlich beeindruckend, daß Kitty diese wunderbaren Sachen selbst geschaffen hatte, wie zum Beispiel die Karussellpferdchen, die um einen der weißen Lampenfüße galoppierten. »Sie sind alle wunderschön«, wiederholte ich ehrfürchtig.
    »Hab’s erwartet, daß du so denkst.« Stolz hob sie einige Produkte, von denen sie meinte, daß ich sie nicht gebührend bewundert hatte, in die Luft. »Der Unterricht bringt das Bargeld; Schecks nehme ich keine an, dann brauch’ ich keine Steuern zu zahlen. Könnte ja zehnmal soviel Schüler haben, wenn ich den Schönheits-Salon nicht hätt’, wär’ aber verdammt unvernünftig, ihn aufzugeben; ich verdien’ einfach zuviel Geld, wenn die Prominenz in die Stadt kommt und sich die Haare bei mir machen läßt. Bei mir wird alles geboten: Färben, Tönen, Dauerwelle und Pediküre. Machen meine acht Mädels. Ich selbst bedien’ nur besondere Kundinnen, und in meinem Laden verkaufe ich tausend dieser Dinger, die du hier siehst. Meine Kundinnen sind ganz wild danach.«
    Sie stand hoch aufgerichtet vor mir, die starken Arme über ihren üppigen Busen gekreuzt und strahlte mich an. »Meinst du, du könntest das auch alles?«
    »Nein«, gab ich zu. »Ich wüßte nicht einmal, wo ich anfangen sollte.«
    Cal trat durch die Hintertür und blieb stehen. Er sah Kitty verächtlich an – als hätte er nicht viel für ihre »Schöpfungen«
    übrig oder als hielte er wenig von ihren Unterrichtsstunden.
    »Meinst du, daß ich eine Künstlerin bin?«
    »Ja, Kitty, du bist eine richtige Künstlerin… Warst du auf einer Akademie?«
    Kitty Miene verfinsterte sich. »Manche Dinge kann man einfach, man ist damit geboren, das ist alles. Ich hab’ einfach Talent – nicht wahr, Schätzchen?«
    »Ja, Kitty, du hast wirklich Talent.« Cal ging auf die Treppe zu.
    »He!« schrie Kitty ihm nach. »Du vergißt, das Kind muß neue Kleider haben. Ich kann sie doch nicht in meinem neu gemachten Haus in diesen Lumpen lassen. Sie stinkt, riechst du’s? Cal, spring in den Wagen und fahr in den Laden, der die ganze Nacht auf hat, und kauf dem Kind ein paar anständige Kleider, vor allem Nachthemden, und schau, daß sie alle zu groß sind. Will nicht, daß sie aus den Kleidern herauswächst, ohne sie aufgetragen zu haben.«
    »Es ist fast elf Uhr nachts«, sagte er mit jener eisigen Stimme, die ich schon einmal im Wagen gehört hatte und mittlerweile als seine mißbilligende Stimme erkannte.
    »Das weiß ich! Glaubst du, ich kann die Uhr nicht lesen?
    Aber in meinem sauberen Haus wird kein Kind schlafen, ohne zu baden, sich die Haare zu waschen, sich zu entlausen und insbesondere, nicht ohne neue Kleider. Hörst du mich?«
    Cal hatte sie gehört. Er wandte sich ab, brummte etwas vor sich hin und verschwand. Vater hätte es niemals zugelassen, daß eine Frau ihm Vorschriften machte, was und wo er was zu tun hatte, und schon gar nicht, wann er es tun sollte. Weshalb ließ sich Cal am Gängelband führen, an dem Kitty nur zu ziehen brauchte, damit er ihr, wenn auch widerwillig, gehorchte?
    »Komm mit, ich zeig’ dir alles. Es wird dir gefallen, ganz bestimmt.« Sie lächelte und tätschelte mir die Wange. »Ich kannte deinen Vater. Weißt es ja nun schon. Ich wußt’ auch, daß er nichts für dich tun konnte, jedenfalls nicht das, was ich vorhabe. Werd’ dir alles geben, was ich als Kind gern gehabt hätt’, als ich in deinem Alter war. Du sollst alle Vorteile haben, die ich nicht hatte. Dein Glück, daß du mich und Cal ausgesucht hast – und Pech für deinen Vater. Geschieht ihm recht, daß er alles verloren hat… jedes seiner Kinder.« Wieder setzte sie ihr seltsames Lächeln auf. »Sag mir, was hast du am liebsten?«
    »Oh… am liebsten lese ich!« antwortete ich schnell. »Miß Deale, meine Lehrerin, hat Tom und mir immer viele Bücher mit nach Hause gegeben. An Geburtstagen schenkte sie uns sogar

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