Dunkle Wünsche
weh.«
»Hatten Sie ihn nie zuvor
gesehen?«
»Das habe ich Ihnen doch
gesagt.«
»Er heißt Kramer«, sagte ich,
»und ist außerdem unter dem Namen Big Mike bekannt. Er arbeitet für einen
Burschen namens Drury, der eine Firma namens William Waller & Companie
besitzt. Sie arbeiten ebenfalls in dieser Firma. Was geschieht da eigentlich
täglich? Bindet Ihnen die Silberblonde am Empfang wohl im Augenblick Ihres
Eintritts ein Tuch um die Augen?«
Er dachte eine Weile darüber
nach, und sein Gesicht verfiel ein wenig. »Okay, Lieutenant«, murmelte er
schließlich. »Ich habe gelogen, als ich behauptet habe, ich kenne Big Mike
nicht. Aber was, zum Teufel, sollte ich sonst tun? Ich dachte, er sei dort,
weil Drury ihn geschickt hat, und Drury ist mein Arbeitgeber. Wenn ich Ihnen
von Big Mike erzählt hätte, so hätte mich Drury höchstwahrscheinlich, zehn
Sekunden nachdem er es erfahren haben würde, hinausgeschmissen. Also hielt ich
es für sicherer, so zu tun, als kenne ich ihn gar nicht.«
»Wie steht es mit dem Rest der
Geschichte, daß er Sie niedergeschlagen hat und so weiter?«
»Das stimmt, davon ist jedes
Wort wahr.«
»Wo waren Sie in der Nacht, als
Elinor Brooks ermordet wurde? Zwischen ein und zwei Uhr morgens?«
»Zu Hause im Bett. Vermutlich
habe ich geschlafen.«
»Allein?«
»Na klar!« Er blinzelte heftig.
»Das ist doch um diese Nachtzeit nur vernünftig, nicht wahr?«
»Vielleicht.« Ich zuckte
nachdrücklich die Schultern. »Vernünftig schon, aber kein Alibi. Wie gut waren
Sie mit Elinor bekannt?«
»Ich kannte sie praktisch kaum.
Ich habe sie ein paarmal hier getroffen; sie war Angelas beste Freundin, und
mehr wußte ich nicht über sie.«
»Sind Sie je drunten in dem
Strandhaus gewesen?«
»Klar, ein paarmal übers
Wochenende mit Angela.«
»Die Leiche lag auf dem Bett«,
sagte ich leise. »Nackt. All ihre Kleidungsstücke lagen auf dem Boden
verstreut, aber ihre Schuhe fehlten. Finden Sie das nicht merkwürdig, Slater?«
Eine leichte Schweißschicht
bildete sich auf seiner Stirn, und er wandte vorsichtig den Blick ab, bevor er
antwortete. »Merkwürdig, Lieutenant?«
»Sie ist im Strandhaus ganz
bestimmt nicht barfuß gegangen«, knurrte ich. »Also muß derjenige, der sie
umgebracht hat, beim Weggehen ihre Schuhe mitgenommen haben. Was, zum Kuckuck,
kann er mit ihnen angefangen haben?«
»Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen?« Das sollte streitlustig klingen, aber es kam als nervöses
Gekrächze heraus.
»Ich frage mich eben, ob Sie
nicht eine passende Theorie parat haben?« sagte ich. »Wußten Sie, daß Ihr Boss
einer ihrer regelmäßigen Kunden war?«
»Drury?« Seine Augen quollen
erneut hervor.
»Drury«, wiederholte ich. »Und
Big Mike arbeitet als seine rechte Hand für ihn. Derselbe Big Mike, der Sie
bewußtlos geschlagen hat, als Sie gestern abend in Masons Wohnung eintrafen.
Das ist einer der Gründe, weshalb ich nicht in Ihrem Büro mit Ihnen sprechen
wollte. Ich überlegte mir, daß Drury vielleicht an dem, was vor sich ging, ein
wenig zu interessiert sein könnte.«
»Ich begreife.« Er nickte und
blickte weise drein. »Das ist ein verdammter Schock, Lieutenant! Ich habe Big
Mike heute nicht im Büro gesehen, aber er muß Drury erzählt haben, was sich
gestern abend ereignet hat.« Er zuckte nervös die Schultern. »Nur hat Drury bis
jetzt noch kein Wort zu mir gesagt.«
»Sie befassen sich mit
Immobilienkäufen, hat er mir erzählt. Was ist mit dem Rest der Firma?«
»Es handelt sich so oder so
durchweg um Investmentgeschäfte, Lieutenant. Drury kümmert sich um den größten
Teil selber, um Klubs, Restaurants, Läden und so weiter.« Er setzte seinem
Schnurrbart für eine Weile heftig mit dem Daumennagel zu. »Ich brauche Ihnen
wohl nicht zu sagen, wie peinlich die Situation für mich im Büro ist? Es ist
ein guter Job, und ich möchte ihn nicht verlieren, aber ich mache mir nun
wirklich Gedanken, in was ich mich da hineinmanövriert habe.«
»Vielleicht versucht Drury
lediglich, sich selber aus all dem herauszuhalten«, sagte ich gelassen. »Ich
würde mich an Ihrer Stelle deshalb nicht um meinen Nachtschlaf bringen lassen,
Slater. Aber wenn er oder Big Mike etwas über die Sache sagen, wäre ich froh,
wenn Sie es mich wissen ließen.«
»Klar.« Er nickte heftig. »Das
werde ich tun. Haben Sie noch mehr Fragen, Lieutenant?«
»Im Augenblick nicht«, sagte
ich. »Sie können gehen.«
Er stand langsam auf, warf
einen Blick auf die Schlafzimmertür
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