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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sie nahm einen
Schluck Whisky und verzog das Gesicht, als handelte es sich um Zyankali und
nicht um guten Scotch. »Ich hasse nichts mehr als Erpresser.«
    »Merkwürdig, daß Sie das sagen.
Ich meinerseits hasse nichts mehr als Leute mit einer unersättlichen Neugier«,
erklärte ich ihr, »Sie wissen schon, wie ich das meine — ewig Fragen stellen
und niemals Unterwäsche vorführen!«
    Sie zuckte entschlossen die
Schultern. »Was kümmert mich das schon, wenn irgendein schäbiger Lieutenant
daherkommt und dem armen kleinen Mr. Wagner solche Angst einjagt, daß er halb
den Verstand verliert? Es ist schließlich seine Angelegenheit; und was er auch
getan haben mag — der Teufel soll Sie holen, Wheeler. — Was hat er getan?«
    »Ich überlasse das Ihrer
eigenen Phantasie, ebenso wie Sie gewisse Dinge meiner eigenen Phantasie
überlassen«, sagte ich. »Wir wollen uns über etwas anderes Kluges und
Geistsprühendes unterhalten.«
    »Ich wollte, ich hätte etwas
von Mr. Wagners Zyankali bei mir«, sagte sie voll Inbrunst. »Dann könnte ich
mich zum weiblichen Blaubart entwickeln und als Beginn meiner Karriere einen
Lieutenant auf die Liste setzen.«
    »Es würde gut zu Ihren Augen
passen«, pflichtete ich bei. »Aber tragen Sie den Bart nicht zu lang, denn
jedesmal, wenn Sie nicken, wird es Sie am Brustansatz kitzeln.«
    Sie brach plötzlich in
schallendes Gelächter aus, und ich wollte in Anbetracht des Tauwetters soeben
meinen Vorteil wahrnehmen, als das Telefon klingelte. Nichts stört gute
Stimmung mehr als ein klingelndes Telefon; und so beschloß ich, mich zu melden
und dem Anrufer zu empfehlen, den Kopf in einen Kübel zu stecken. Ich ergriff
den Hörer, bevor es zum drittenmal klingelte, und knurrte: »Wheeler.«
    »Lieutenant Wheeler?« Es war
eine mir unbekannte männliche Stimme, und sie klang ziemlich nervös.
    »Hier spricht der dienstfreie
Lieutenant Wheeler«, sagte ich betont.
    »Ich habe im Büro des Sheriffs
angerufen, und als ich dem Burschen dort sagte, es sei dringend, gab er mir
Ihre Telefonnummer«, sagte die Stimme. »Ich muß sofort mit Ihnen sprechen. Man
will mir etwas in die Schuhe schieben.«
    »Kaufen Sie sie zwei Nummern
kleiner«, brummte ich. »Wer ist überhaupt am Apparat?«
    »Ich heiße Mason, Gil Mason.«
    Das reichte. »Okay«, sagte ich.
»Wo sind Sie?«
    »Eins müssen Sie wissen«, sagte
er heiser. »Sie war ein Luder, ein falsches Luder, aber umgebracht habe ich sie
nicht.«
    »Na klar!« pflichtete ich bei.
»Aber wo sind Sie?«
    »Man will es mir in die Schuhe
schieben, aber ich habe sie nicht umgebracht«, beharrte er wie eine in einer
Rille hängengebliebene Schallplatte. »Ich hätte sie vielleicht ein bißchen
markiert, damit ihr Marktwert tüchtig absinkt, aber umgebracht hätte ich sie
nie. Verdammt noch mal! Welcher vernünftige Mensch würde wegen einer lausigen
kleinen Nutte die Gaskammer riskieren?«
    »Gewiß nicht«, sagte ich
geduldig. »Aber es hat keinen Sinn, das alles übers Telefon zu besprechen. Wir
sollten uns sofort treffen. Wenn man etwas gegen Sie aushecken will, brauchen
Sie Schutz, und ich bin derjenige, der ihn Ihnen bieten kann.«
    »Es ist verdammt komisch, aber
es stimmt! Ich habe es nie für möglich gehalten, daß der Tag kommen würde, an
dem Gil Mason einen Polypen um Schutz bitten würde.« Er schwieg für etwa fünf
nervenzerfetzende Sekunden. »Hören Sie zu — ich bin nicht sicher, aber ich
glaube, ich werde seit etwa einer Stunde beschattet. Vielleicht bilde ich mir
es nach alldem, was in den letzten zwei Tagen passiert ist, auch bloß ein —
seit ich ihre Leiche mit dem Messer in der Brust habe liegen sehen.«
    »Sie haben ihre Leiche
gesehen?«
    »Das gehört ja alles zu dieser
ganzen abgekarteten Sache!« sagte er verbittert. »Elinor rief mich an, erzählte
eine lange Rührgeschichte, alles täte ihr so leid und sie wolle mich
zurückhaben. Ob ich zu ihr hinaus ins Strandhaus käme, damit wir uns darüber
unterhalten könnten. Als ich hinauskam, war sie tot, aber erst ganz kurz. Das Blut floß noch nach
allen Seiten, und«, seine Stimme schwankte, »ich bekam Angst! Zuerst dachte
ich, ihr Mörder sei vielleicht noch im Haus, und ich haute ab wie der Blitz!
Erst hinterher habe ich mir alles zusammengereimt. Jemand hatte mich als den
nächstliegenden Verdächtigen in petto, als den ersten, bei dem die Polizei
nachsehen kommen würde; und die Kerle hatten todsicher dafür gesorgt, daß ich
mit keinem Alibi würde aufwarten

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