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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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prallvollen Kalender gestrichen, um etwas wirklich fesselnde Qualitätszeit mit ihm zu verbringen. Aber ich war ziemlich sicher, dass Chutskys geheimnisvolle Washingtoner Abteilung einen anderen schicken würde, der sich um ihn kümmerte, und sie würden es sicherlich ablehnen, dass ich herumlungerte und gute Ratschläge erteilte. Da das ausgeschlossen war und Doakes nicht mehr mitspielte, kam jetzt wieder Plan A an die Reihe; es stand mir frei, Reiker zu einem frühen Ruhestand zu verhelfen. Wer auch immer das Problem Dr. Danco übernehmen musste, es würde nicht der Tiefbeglückt Demissionierte Dexter sein.
    Ich war so glücklich, dass ich, obwohl niemand zusah, Rita küsste, als sie mir die Tür öffnete. Und während Rita nach dem Essen aufräumte, ging ich einmal mehr in den Garten und spielte Dosentreten mit den Kindern des Viertels. Dieses Mal barg es wegen Cody und Astor einen gewissen Reiz, unser eigenes kleines Geheimnis verlieh dem Ganzen etwas mehr Schwung. Es machte beinahe Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie die anderen Kinder verfolgten, meine eigenen kleinen Raubtiere im Training.
    Nach einer halben Stunde der Verfolgung und Überfälle wurde jedoch offensichtlich, dass wir uns gegenüber einem Schwarm noch unerbittlicherer Raubtiere in der Minderheit befanden: Moskitos, mehrere Milliarden der ekligen kleinen Vampire, alle voller Heißhunger. Und so wankten Cody, Astor und ich vom Blutverlust geschwächt zurück ins Haus und versammelten uns wieder einmal zu einer Runde Galgenmännchen um den Esstisch.
    »Ich fange an«, bestimmte Astor. »Ich bin sowieso an der Reihe.«
    »Ich«, widersprach Cody stirnrunzelnd.
    »Nee. Außerdem hab ich schon was«, versicherte sie ihm. »Fünf Buchstaben.«
    »C«, begann Cody.
    »Nein! Kopf! Ha!«, heulte sie triumphierend und zeichnete den kleinen runden Kopf.
    »Du solltest als Erstes die Vokale abfragen«, schlug ich Cody vor.
    »Was?«, fragte er leise.
    »A, E, I, O und U«, erklärte ihm Astor. »Das weiß doch jeder.«
    »Hat es ein E«, fragte ich und nahm ihr so ein wenig Wind aus den Segeln.
    »Ja«, sagt Astor schmollend, und sie schrieb das E in die Mitte der leeren Linie.
    »Ha«, bemerkte Cody.
    Wir spielten fast eine Stunde, ehe sie ins Bett mussten. Aber allzu schnell hatte mein zauberhafter Abend ein Ende, und ich saß wieder einmal mit Rita auf dem Sofa. Doch dieses Mal, frei von spionierenden Blicken, fiel es mir leicht, mich aus ihren Tentakeln zu lösen und mich mit dem wohlmeinenden Hinweis auf die lange Party bei Vince und die viele Arbeit, die mich am nächsten Tag erwartete, auf den Weg nach Hause zu machen, in mein eigenes kleines Bett.
     
    Und dann war ich unterwegs, ganz allein in der Nacht, nur mein Echo, mein Schatten und ich. Noch zwei Nächte bis zum nächsten Vollmond, und dieses Mal würde ich dafür sorgen, dass es die Wartezeit wert war. Diesmal würde ich die Vollmondnacht nicht mit Miller Lite, sondern mit Reiker Photography, Inc. verbringen. In zwei Nächten würde ich endlich den Passagier von der Leine lassen, mich in mein wahres Selbst verwandeln und das schweißfleckige Kostüm des Teuren Treudienenden Dexter auf den Abfallhaufen schleudern.
    Selbstverständlich musste ich mir erst Beweise verschaffen, aber ich war sehr zuversichtlich, dass mir das gelingen würde. Immerhin hatte ich einen ganzen Tag Zeit dafür, und wenn der Dunkle Passagier und ich zusammenarbeiten, scheint stets alles reibungslos zu funktionieren.
    Und mit solch fröhlichen Gedanken an dunkle Freuden schnurrte ich zurück in meine gemütliche Wohnung und kletterte ins Bett, wo ich den tiefen und traumlosen Schlaf der Gerechten schlief.
     
    Am nächsten Morgen hielt meine offensiv gute Laune an. Als ich meinen Weg zur Arbeit unterbrach, um Doughnuts zu kaufen, gab ich einem Impuls nach und erstand ein volles Dutzend, einschließlich mehrerer mit Cremefüllung und Schokoladenglasur, eine wahrhaft extravagante Geste, die an Vince, der sich endlich erholt hatte, nicht verschwendet war. »Ach du meine Güte«, bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Das hast du gut gemacht, o mächtiger Jäger.«
    »Die Götter des Waldes haben uns zugelächelt«, erwiderte ich. »Cremefüllung oder Himbeergelee?«
    »Cremefüllung natürlich«, sagte er.
    Der Tag verging rasch, nur eine Fahrt zu einem Mordschauplatz, eine Routinezerstückelung mit Gartengeräten. Es war reine Amateurarbeit; der Idiot hatte versucht, eine elektrische Heckenschere zu verwenden, und

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