Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Meter flußabwärts tauchte er
wieder auf. Die kräftige Strömung zog ihn mit eisernem Griff
mit sich. Shane ließ sich widerstandslos treiben, bemüht,
den Kopf über Wasser zu halten, und dann fand er Grund unter den
Füßen. Ein plötzlich und unerwartet auftretender
Strudel warf ihn gegen eine Sandbank, und taumelnd watete er aus dem
Wasser, krallte die Finger in die zähen Grasbüschel am
steilen Uferhang und zog sich mühsam zu den Uferbäumen
hinauf.
      Er befand sich auf einer Wiese und konnte rechts von
sich in etwa hundert Metern Entfernung die Lichter des Hauses
wahrnehmen. Völlig durchnäßt bewegte er sich im
Laufschritt, um wieder warm zu werden, darauf zu. Verstohlen
näherte er sich der Hintertür, und dann nahm er in seinem
Rücken ein Geräusch wahr. Es war Steele, der vom
Flußufer zurückkam mit geschulterter Flinte. Shane
drückte sich in den Schatten des Hauses und wartete.
      Als Steele den Fuß auf die Türschwelle
setzte, schlug Shane zu und traf ihn wuchtig im Nacken. Steele gab ein
gequältes Stöhnen von sich und sank in sich zusammen. Shane
lehnte sich gegen die Hauswand, nach Atem ringend, packte Steele
schließlich am Kragen und schleifte ihn durch den Gang in
Richtung Wohnzimmer.
      Die Frau stand mit ihrem Glas in der Hand vor dem
Kamin. Als sie Shane bemerkte, stürzte sie sich mit wütenden
Schreien auf ihn und versuchte, ihm das Gesicht zu zerkratzen. Er
umklammerte sie, hob sie hoch, stieß mit dem Fuß die
Schlafzimmertür auf und warf sie dort aufs Bett. Als er
hinausging, zog er den Schlüssel von der Tür ab und
verschloß sie von außen.
      In der Küche fand er eine Wäscheleine,
fesselte damit Steele die Hände fest im Rücken und hob ihn
auf einen der Sessel neben dem Kamin. Dann schenkte er sich selbst
einen Schluck Whisky ein, machte es sich in dem anderen Sessel bequem
und wartete.
      Anfangs trommelte die Frau wütend mit den
Fäusten gegen die Schlafzimmertür, doch nach einer Weile gab
sie es auf. Steele stöhnte ein paarmal auf, und Shane beugte sich
vor und schlug ihn ins Gesicht. Steele riß den Kopf zurück
und öffnete langsam die Augen.
      Sein Blick wanderte ziellos im Zimmer umher und
richtete sich schließlich auf Shane. Einen Augenblick lang blieb
sein Gesicht ausdruckslos und leer, dann blitzte Haß in seinen
Augen auf.
      Shane füllte ein Glas mit Whisky und
schüttete es Steele ins Gesicht. »So ist es besser«,
sagte er. »Jetzt können wir reden.«
      Steeles Augen funkelten haßerfüllt, und
seine Zunge zuckte über seine trockenen Lippen. »Ich
wüßte nicht, was ich dir zu sagen hätte«, brachte
er mühsam hervor.
      Shane zündete sich eine Zigarette an. »Ich
bin da anderer Meinung. Ich habe mit Laura Faulkner gesprochen. Ich
habe dich neulich nachts mit ihr zusammen gesehen. Sie hat mir gesagt,
warum sie bei dir war.«
      In Steeles Augen regte sich etwas, aber er zuckte nur
mit den Schultern und sagte abweisend: »Ich habe keine Ahnung,
wovon du redest.«
      Shanes Faust traf ihn voll am Kinn und schleuderte
seinen Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels. »Ich habe
nicht viel Zeit«, sagte er drohend. »Du Ratte hast Laura
Faulkner jahrelang erpreßt. Du hast da einen bestimmten Umschlag,
der an ihren Vater adressiert ist, frankiert und fertig zum absenden,
für den Fall, daß sie dir nicht gehorcht und sich deinen
Wünschen nicht fügt. Den will ich haben.«
      Blut rann Steele über das Kinn, befleckte sein
weißes Hemd, und seine Wangen waren weiß vor Haß.
»Das zahle ich dir heim, du verdammter Bastard«, keuchte
er. »Du und dieses eingebildete Weib könnt zur Hölle
fahren.«
      Shane ergriff das Schüreisen und schob es in die
feurige Glut im Kamin. »Ich habe schon gesagt, daß ich
nicht viel Zeit habe.« Er lehnte sich in seinem Sessel
zurück. »Es ist schon komisch, wie sich im Leben alles in
Kreisen bewegt, findest du nicht? Hier sitze ich und bin genau in der
gleichen Lage wie Colonel Li. Auch er hatte es sehr eilig. Erinnerst du
dich?«
      Steele starrte schreckensbleich auf das
Schüreisen im Feuer. Sein Gesicht hatte jede Farbe verloren. Er
versuchte zu lachen. »Das wirst du nicht wagen.«
      Shane zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und
warum nicht? Dein Freund Frenchy hat mich auf die Idee gebracht. Er hat
das heute abend auch bei einer Person versucht, mit der ich befreundet
bin.« Seinen drohenden Worten folgte Schweigen, dann beugte Shane
sich vor und zog das Schüreisen aus dem Feuer.

Weitere Kostenlose Bücher