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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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versicherte er ihr. »Zwei lange braune Zöpfe auf dem Rücken und Löcher in den Stiefeln.«
    Deirdra sah ihn dankbar an. »Daran werde ich denken, wenn sie mich das nächste Mal von oben bis unten mustert.«
    »Der Alte ist ertrunken«, fuhr Hector fort. Er genoß seinen Auftritt. »Eines Nachts im Dezember hat er wohl einen Schluck zuviel erwischt und ist ins Hafenbecken gefallen. Ich glaube siebenundzwanzig war das. Ja. Achtzehnhundertsiebenundzwanzig.«
    Schließlich siegte Kenneths Ungeduld über seine Zurückhaltung, und er bat McTeer, ihm vor den anderen die Nachspeise zu servieren. Mary runzelte die Stirn, Alastair öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch nachdem er Marys Blick begegnet war, überlegte er es sich anders.
    Oonagh machte eine Bemerkung über ein neues Stück, das in der Stadt gegeben wurde. Quinlan stimmte ihr zu, während Baird ihr sogleich widersprach. Die Angelegenheit war völlig unwichtig, und doch glaubte Hester, aus der Diskussion sehr persönliche Ressentiments herauszuhören, als wäre es eine Sache von größter Bedeutung. Sie sah Quinlan an, der mit hartem Blick über den Tisch starrte. Ihm gegenüber saß Baird, zog die Stirn in Falten und stierte mit geballten Fäusten vor sich hin. Er sah aus, als hege er in seinem Inneren eine tiefe Verbitterung.
    Eilish sah keinen von beiden an; sie starrte auf ihren Teller, die Gabel nachlässig in der Hand haltend.
    Außer Hester schien niemand etwas ungewöhnlich zu finden. Mary wandte sich an Alastair. »Deirdra sagt, daß sie den Fall Galbraith wieder aufrollen. Stimmt das?«
    Alastair hob langsam den Kopf, sein Gesicht war zu einem harten, ein wenig müden Ausdruck erstarrt. »Geschwätz«, murmelte er zwischen den Zähnen. Er sah zu seiner Frau hinüber. »Man muß es nur oft genug wiederholen, dann fangen irgendwelche Idioten an zu spekulieren. Ein guter Ruf ist schnell beim Teufel. Es tut mir leid, daß du dich an so etwas beteiligst.«
    Bei dieser Zurechtweisung hatte sich Marys Gesicht verfinstert, doch sie erwiderte nichts.
    Deirdra wurde rot, der Zorn schnürte ihr die Kehle zusammen.
    »Ich habe mit keinem außerhalb dieses Zimmers darüber gesprochen!« sagte sie wütend. »Und Miss Latterly wird ja wohl nicht in London herumlaufen und es unter die Leute bringen. Dort kennt kein Mensch den Namen Galbraith! Aber, stimmt es nun eigentlich? Rollen sie den Fall wirklich neu auf?«
    »Nein, natürlich nicht!« erwiderte Alastair verärgert. »Es gibt keine Beweise. Wenn es welche gäbe, hätte ich die Sache gar nicht erst eingestellt.«
    »Es gibt keine neuen Beweise?« fragte Mary noch einmal nach.
    »Es gibt überhaupt keine Beweise, weder alte noch neue«, erwiderte Alastair mit entschiedener Stimme und sah sie dabei an.
    Kenneth erhob sich vom Tisch. »Bitte entschuldigt, aber ich muß gehen. Ich komme sonst zu spät.« Er gab seiner Mutter einen Kuß auf die Stirn. »Gute Reise, Mama, und grüße Griselda von mir. Ich hole euch am Bahnhof ab, wenn ihr zurückkommt.« Er sah hinüber zu Hester. »Auf Wiedersehen, Miss Latterly. Ich bin froh, daß ich Ihre Bekanntschaft machen durfte und daß ich Mutter in guten Händen weiß. Gute Nacht.« Mit einem Abschiedsgruß verließ er das Zimmer.
    »Wo geht er hin?« fragte Alastair gereizt. Er ließ den Blick um den Tisch wandern. »Oonagh?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Oonagh.
    »Eine Frau, nehme ich an«, meinte Quinlan mit der Andeutung eines Lächelns. »Das war ja zu erwarten.«
    »Und warum wissen wir nichts von ihr?« fragte Alastair.
    »Wenn er um sie wirbt, sollten wir wenigstens wissen, wer sie ist!« Er warf seinem Schwager einen finsteren Blick zu. »Weißt du etwas, Quin?«
    Quinlan riß erstaunt die Augen auf. »Aber nein, ganz bestimmt nicht! Es war nur eine recht naheliegende Vermutung. Kann sein, daß ich mich täusche. Vielleicht geht er spielen oder ins Theater.«
    »Fürs Theater ist es zu spät«, warf Baird eilig ein.
    »Er hat ja gesagt, daß er zu spät kommt«, knurrte Quinlan.
    »Hat er nicht gesagt. Er hat gesagt, er kann nicht auf uns warten, weil er sonst zu spät kommt«, widersprach ihm Baird.
    »Es ist doch erst zehn vor acht. Vielleicht ist es ein Theater ganz in der Nähe.«
    »Ohne Begleitung?« äußerte Alastair seine Zweifel.
    »Könnte sein, daß er sich dort mit jemandem trifft. Ist es denn wirklich so wichtig?« fragte Eilish. »Wenn er um jemanden wirbt, und es gäbe auch nur die geringsten Aussichten auf Erfolg, dann hätte er es uns

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