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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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flüsterte sie. »Den Gedanken kann ich auch nicht ertragen.«
    Hester sagte nichts, auch wenn Monk spürte, daß sie sich kaum zurückhalten konnte. Vielleicht fand selbst sie keine Worte mehr, die nicht alles noch schlimmer gemacht hätten.
    McTeer erschien, sein Gesicht kündete von bevorstehenden Katastrophen, und sogleich trat Eilish zurück, um sich förmlich zu verabschieden.
    Monk wandte sich bereits zum Gehen, als er sah, daß Hester mit Eilish redete, ohne sich um McTeer zu kümmern. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber Eilish sah sie mit großer Dankbarkeit an. Einen Augenblick später standen sie auf der Straße.
    »Was haben Sie ihr gesagt?« wollte er wissen. »Es hat keinen Sinn, ihr Hoffnungen zu machen. Gut möglich, daß McIvor es getan hat.«
    »Warum?« erwiderte sie lebhaft und hob das Kinn. »Weshalb hätte er es tun sollen? Er hatte Mary sehr gern, und wegen ein bißchen Pacht bringt man doch niemanden um!«
    Er gab resigniert auf und setzte sich forschen Schrittes in Bewegung, zurück zur Princes Street und zum Juwelierladen. Sie war zu naiv, um es zu begreifen, und zu halsstarrig, um es sich sagen zu lassen.
    Monk erschien wie immer in makelloser Eleganz zum Abendessen. Hester glich seiner Meinung nach eher einer Vogelscheuche. Sie trug noch immer das graublaue Kittelkleid, das sie auch vor Gericht getragen hatte. Sie hatten inzwischen ein paar Dinge herausgefunden, die im Hinblick auf Baird McIvor und Kenneth alles in einem anderen Licht erscheinen ließen. Vom Juwelier hatten sie erfahren, daß die Diamantbrosche keineswegs von Mary Farraline in Auftrag gegeben worden war, auch wenn sie die Rechnung bezahlt hatte. Kenneth hatte sie bestellt. Der Juwelier hatte angenommen, Kenneth wäre nur der Bote und hatte keine Fragen gestellt – sehr zu seinem Bedauern, denn später hatte er von Mary höchstpersönlich erfahren müssen, daß sie die Brosche weder bestellt noch jemals zu Gesicht bekommen hatte. Soweit es ihn betraf, war die Sache inzwischen erledigt. Wie Kenneth Farraline die Angelegenheit mit seiner Mutter geregelt hatte, wußte er nicht.
    Wie gewöhnlich öffnete ihnen McTeer und führte sie in den Salon, wo diesmal die gesamte Familie versammelt war, als rechnete man insgeheim mit einer Enthüllung. Andererseits war es – angesichts der Umstände – auch nicht weiter verwunderlich. Hester war frei, wenn auch nicht frei von jedem Verdacht, und Quinlan hatte Baird McIvor öffentlich beschuldigt. Es erschien ausgeschlossen, daß man die Sache auf sich beruhen ließ. Selbst wenn die Polizei sie nicht weiter verfolgte, war es unvorstellbar, daß die Farralines es bei diesem Stand der Dinge beließen.
    Wie immer war es Oonagh, die sie als erste begrüßte, aber Alastair, mit blassem, strengen Gesicht, folgte ihr auf dem Fuße.
    »Guten Abend, Miss Latterly«, sagte er mit einstudierter Höflichkeit. »Sehr freundlich, daß Sie gekommen sind. Manch weniger großmütige Frau würde vielleicht einen Groll gegen uns hegen.«
    Die Bemerkung hätte ebensogut eine Frage wie eine Feststellung sein können, schoß es Monk durch den Kopf. Alastair erschien ihm gehetzt. Er beneidete ihn nicht. Hier, in diesem kultivierten Salon mit seinen hohen Fenstern, den mächtigen Vorhängen, dem lodernden Feuer im Kamin und den vielfältigsten Erinnerungsstücken, verspürte er plötzlich einen Stich des Mitleids für den Mann. Wenn es nun tatsächlich Baird McIvor gewesen war? Alastair und Oonagh waren zusammen aufgewachsen, hatten ihre Träume und ihre Ängste miteinander geteilt. Sie waren einander sehr vertraut. Wenn Oonaghs Ehemann der Mörder war, dann mußte ihn das fast so schwer treffen wie seine Schwester. Und er wäre wohl der einzige Mensch, vor dem sie ihren Gram, die Enttäuschung und die unerträgliche Scham nicht verstecken würde. Kein Wunder, daß er jetzt so nahe bei ihr stand, als hätte er sie in die Arme genommen, wenn es nicht zu auffällig, zu offensichtlich auf eine Wunde bezogen gewesen wäre, die noch gar nicht geschlagen war.
    Qumlan stand am anderen Ende des Raums und schien tief in Gedanken versunken. Als er Hester ansah, lächelten seine Augen. Vielleicht fragte er sich, wie sie ihm begegnen, welche Worte sie finden würde. Monk verspürte eine heftige Abneigung gegen den Mann. Nicht wegen Hester, die konnte gut auf sich selber aufpassen, und wenn nicht, dann hatte sie selber Schuld, sie hätte ja nicht herkommen müssen. Nein, wegen Eilish, für die es kein Entkommen

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