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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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seine Schulden beglichen. Und wenn es noch mal passiert wäre, hätte sie ihn bluten lassen – Tag und Nacht hätte er für das Geld schuften müssen. Ich denke, damit hatte sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen…«
    »Wie kannst du es wagen…«, platzte Alastair wütend heraus, doch Oonagh fiel ihm ins Wort.
    »Ich nehme an, die Anwälte sind darüber informiert?« fragte sie ihn ruhig.
    »Natürlich«, erwiderte Quinlan. »Im Testament ist kein Grund angegeben, es heißt dort nur, daß Kenneth weiß, warum er nichts erbt und keine Ansprüche mehr hat.«
    »Warum wissen Sie darüber Bescheid und der Rest der Familie nicht?« fragte Monk.
    Quinlan hob die Augenbrauen. »Ich? Ich sagte doch, ich habe viele ihrer Angelegenheiten geregelt. Ich habe eine gute Hand für Geschäfte, besonders für Investitionen, und das wußte meine Schwiegermutter. Alastair war immer viel zu beschäftigt, Baird hat kein Talent für so was, und sie wäre schlecht beraten gewesen, Kenneth solche Dinge anzuvertrauen.«
    »Wenn du dich so gut mit ihren Geschäften ausgekannt hast«, fragte Eilish mit erstickter Stimme, »wieso hast du sie dann nicht darüber informiert, daß keine Pacht für Easter Ross bezahlt wurde?«
    Kenneth war vergessen, jedenfalls für den Augenblick. Alle Blicke richteten sich auf Eilish, dann auf Baird. Von Monk und Hester nahm niemand mehr Notiz.
    »Mary wußte über alles, was ich getan habe, Bescheid, und ich habe es mit ihrer Erlaubnis getan«, sagte er leise. »Mehr sage ich dazu nicht.«
    »Ich fürchte, das wird nicht ganz reichen!« Verzweifelt appellierte Alastair an ihn: »Mein Gott, Baird! Mutter ist tot – vergiftet. Die Polizei wird sich mit deiner Antwort nicht zufriedengeben. Wenn Miss Latterly es nicht getan hat, muß es einer von uns gewesen sein.«
    »Ich war’s nicht.« Bairds Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Ich habe Mary geliebt, mehr als jeder andere… bis auf…« Er brach mitten im Satz ab. Niemand im Raum zweifelte daran, daß er Eilish sagen wollte, nicht Oonagh.
    Oonagh war sehr blaß, aber gefaßt. Was für Gefühle auch in ihr toben mochten, sie schien äußerlich vollkommen beherrscht.
    »Natürlich«, sagte Alastair verbittert. »Große Worte, was anderes hatten wir nicht erwartet. Aber Worte zählen nicht mehr, jetzt zählen nur noch Tatsachen.«
    »Niemand kennt die Tatsachen!« sagte Quinlan giftig. »Wir kennen nur Marys Papiere, die Meinung der Bank und Bairds Ausreden. Ich weiß nicht, von welchen Tatsachen du redest!«
    »Ich denke, für die Polizei reicht es aus«, schaltete Monk sich ein. »Zumindest für eine Anklage.«
    »Ist es das, was Sie für uns tun wollten?« Eilishs Stimme war schrill vor Verzweiflung. »Baird der Polizei ausliefern? Er gehört zur Familie! Wir haben in diesem Haus mit ihm zusammengelebt, Tag für Tag haben wir unsere Träume und Hoffnungen mit ihm geteilt. Wir können ihn doch nicht einfach … für schuldig erklären und im Stich lassen!« Wütend blickte sie von einem zum anderen, überging Quinlan und machte bei Oonagh halt, an die sie sich in Zeiten großer Not wohl immer gewandt hatte.
    »Wir lassen ihn nicht im Stich, Liebling«, erwiderte Oonagh ruhig. »Aber wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen, und wenn sie noch so schrecklich ist. Einer von uns hat Mutter getötet.«
    Unwillkürlich wanderte Eilishs Blick wieder zu Hester, dann lief sie dunkelrot an.
    »Das funktioniert nicht mehr, mein Herz«, bemerkte Quinlan säuerlich. »Natürlich wäre es immer noch möglich. Aus Mangel an Beweisen ist ein häßlicher Urteilsspruch, aber sie können sie nicht noch einmal vor Gericht stellen, egal, was sie denken. Und seien wir doch ehrlich: Ihr Motiv kann mit Bairds nicht mithalten! Er könnte die Brosche in ihre Tasche gesteckt haben, aber sie hatte wohl kaum Gelegenheit, Marys Pacht zu unterschlagen!«
    »Um Himmels willen, Baird, warum sagst du nichts?« platzte Deirdra heraus, nachdem sie lange geschwiegen hatte. Sie legte Eilish einen Arm um. »Kapierst du denn nicht, wie es in uns allen aussieht?«
    »Deirdra, mäßige deine Sprache«, ermahnte Alastair sie beinahe automatisch.
    Monk war belustigt. Hätte Alastair auch nur die leiseste Ahnung von den nächtlichen Aktivitäten seiner Frau gehabt, er wäre für ihre gemäßigte Ausdrucksweise dankbar gewesen. Monk war sicher, daß ihr Freund, der Mechaniker, ihr ganz andere Ausdrücke beigebracht hatte.
    »Es scheint nur einen Ausweg zu geben.« Auch Hester mischte sich

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