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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hast?« fragte er ungläubig. »Ja…«
    »Und das sollen wir dir glauben?« Alastair blickte grimmig, der Zweifel stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Wirklich, Baird, ist das nicht ein bißchen viel verlangt? Kannst du es beweisen?«
    »Nein, aber sie hat mir die Erlaubnis gegeben, Arkwright den Bauernhof zu überlassen.« Baird hob den Blick und sah Alastair zum erstenmal in die Augen.
    Es war eine absurde Geschichte. Warum hätte jemand wie Mary Farraline einen Mann mit dieser Vergangenheit mögen und ihm obendrein noch helfen sollen? Und trotzdem glaubte Monk ihm die Geschichte wenigstens teilweise.
    Quinlan stieß ein hartes, bellendes Lachen aus. »Komm, Baird, das klingt nicht besonders überzeugend!« sagte Kenneth und lächelte. Er ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. »Da wäre mir eine bessere Ausrede eingefallen.«
    »Das hast du uns oft genug bewiesen!« entgegnete Oonagh trocken und blickte ihren jüngeren Bruder mißbilligend an. Zum erstenmal sah Monk einen streitbaren, offen kritischen Ausdruck auf ihrem Gesicht, und das erstaunte ihn. Die Friedensstifterin war aus dem Konzept gebracht. Er sah ihre gekräuselten Lippen, die Sorgenfalten auf ihrer Stirn, doch er konnte nur raten, was es für Gefühle waren, die in ihr aufloderten. Er hätte nicht sagen können, ob sie von der dunklen Vergangenheit ihres Gatten gewußt oder auch nur eine Ahnung gehabt hatte. Oder war es ihr nie um etwas anderes gegangen? Hatte er den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen? Liebte Oonagh ihren Mann, trotz seiner offensichtlichen Leidenschaft für ihre jüngere Schwester? Hatte sie immer nur versucht, ihn vor seiner unbesonnenen Vergangenheit und den Qualen der Gegenwart zu bewahren?
    Plötzlich sah Monk sie in einem ganz anderen Licht, und seine Bewunderung galt jetzt nicht mehr nur ihrem Mut und ihrer tadellosen Haltung, sondern ihrer wirklichen Größe – sie war eine Frau von beinahe unglaublicher Gelassenheit und Großzügigkeit.
    Instinktiv blickte er zu Eilish hinüber, um zu sehen, ob sie auch nur die blasseste Ahnung davon hatte, was sie getan hatte. Doch er konnte in ihrem Gesicht nichts finden außer der Ernüchterung, dem brennenden Schmerz über die Zurückweisung: Baird hatte sich in seiner Verzweiflung nicht an sie gewandt, sondern an ihre Mutter! Sie fühlte sich ausgeschlossen. Und auch später hatte er sich ihr nicht anvertraut. Er hätte es niemals getan. Sie hatte es zusammen mit allen anderen erfahren – von einem Fremden!
    Auch wenn er wenig damit anfangen konnte, Monk wußte, welche Gefühle sie in diesem Moment bewegten: Einsamkeit, Verwirrung, Verlassenheit, der Wunsch zurückzuschlagen und ihm genauso weh zu tun. Denn jetzt wußte er plötzlich, was damals in diesem Rettungsboot passiert war. Er hatte sich nach besten Kräften bemüht, und doch war ein anderer der Held gewesen. Ein anderer hatte seinen Fehler wiedergutgemacht und den Mann vom sinkenden Schiff gerettet. Vor seinem geistigen Auge sah er den Jungen, der ein, zwei Jahre älter war als er, wie er auf den glitschigen Planken gestanden und das Seil hinübergeschleudert hatte; durchnäßt bis auf die Haut, selber in Gefahr, über Bord gerissen zu werden, hatte er das Seil geschleudert und den Mann auf das rettende Boot gezogen.
    Niemand hatte ihm damals einen Vorwurf gemacht; aber die Lobeshymnen auf den anderen Jungen, auf sein Können und seinen Mut klangen ihm noch heute im Ohr! Das war es, was weh getan hatte: Die Geistesgegenwart, die Selbstdisziplin, der Mut des andereneben die Eigenschaften, die Monk sich vor allen anderen für sich selber gewünscht hatte.
    Und so ging es auch Eilish. Vor allem anderen hatte sie sich Liebe und Vertrauen gewünscht.
    Alle Blicke richteten sich jetzt auf Monk, man erwartete sein Urteil. Quinlan hatte sich ja schon längst entschieden.
    »Wenn ihr ihm glaubt, dann tut ihr mir leid!« sagte er verbittert. »Wir sollten besser die Polizei rufen, bevor Monk es tut. Der Skandal läßt sich nicht mehr vermeiden, begreift ihr das nicht?« Er ließ den Blick in die Runde schweifen. »Einer von uns ist es gewesen! An dieser Tatsache kommen wir nicht vorbei.«
    »Skandal?« wiederholte Deirdra nachdenklich. »Könnte es nicht sein, daß Baird die Wahrheit sagt, und Schwiegermama Arkwright Geld gegeben hat, um einen Skandal zu vermeiden?«
    Nach einem längeren Schweigen wandte sich Oonagh an Baird.
    »Warum hast du das nicht gesagt?« fragte sie ihn.
    »Weil ich nicht glaube, daß es so war«,

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