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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bei einer solchen Beweislage Anklage erheben?«
    Alastair wurde zuerst rot und dann blaß. Er schluckte schwer.
    »Man würde mich mit dem Fall nicht betrauen, Miss Latterly. Ich bin befangen.«
    »Das hat sie nicht gemeint!« sagte Quinlan voller Verachtung.
    »Aber Alastair ist berühmt dafür, daß er keine Anklage erhebt! Stimmt es nicht, Prokurator?«
    Alastair ignorierte ihn und wandte sich statt dessen an Baird.
    »Ich nehme an, du fährst morgen wie üblich in die Druckerei?«
    »Sie bleibt morgen geschlossen«, antwortete er und blinzelte Alastair an, als hätte er nicht richtig zugehört.
    Hector griff nach seinem Weinglas. »Warum?« fragte er und runzelte die Stirn. »Was ist denn morgen? Montag, oder? Warum arbeitet ihr nicht am Montag?« Er ließ seiner Frage einen leisen Schluckauf folgen.
    »Es werden Arbeiten am Haus durchgeführt, und wir haben kein Gas. Wir können nicht im Dunkeln arbeiten.«
    »Hättet ihr eben mehr Fenster einbauen müssen«, raunzte Hector. »Das ist dieses dämliche Geheimzimmer von Hamish. Ich fand die Idee schon immer idiotisch.«
    Deirdra sah ihn verwirrt an. »Von was redest du? Man konnte nur vorne Fenster einbauen, die anderen drei Wände stoßen an die Lagerhäuser oder haben nur Türen zum Hof.«
    »Ich weiß nicht, wozu er dieses Geheimzimmer gebraucht hat!« Hector hatte sie gar nicht gehört. »Völlig überflüssig. Hab’ ich auch zu Mary gesagt.«
    »Geheimzimmer?« Deirdra lächelte unsicher.
    Oonagh reichte Hector den Krug, und als er sich ziemlich unbeholfen damit zu schaffen machte, schenkte sie ihm das Glas voll.
    »Es gibt kein Geheimzimmer in der Druckerei, Onkel Hector. Du denkst sicher an euer altes Haus, als ihr noch Kinder wart.«
    »Erzähl du mir nicht…«, setzte er verärgert an, doch dann blickte er in ihre ruhigen Augen, die so klar und blau waren, wie seine es vor dreißig Jahren gewesen sein mochten, und die Worte erstarben ihm auf den Lippen.
    Oonagh lächelte ihm zu, bevor sie sich an Monk wandte. »Ich möchte mich entschuldigen, Mr. Monk. Wir haben Sie mit unseren Streitereien in eine undankbare und wohl auch peinliche Lage gebracht. Natürlich können wir nicht verlangen, daß Sie Stillschweigen über diesen unangenehmen Mr. Arkwright bewahren und darüber, daß er sich auf Mutters Anwesen breitgemacht hat. Er behauptet, die Pacht bezahlt zu haben, mein Gatte sagt, er habe sie nicht bezahlt, aber Mutter habe ihm erlaubt, umsonst dort zu wohnen, als Gegenleistung für sein Schweigen. Wir werden wohl nie mehr zweifelsfrei erfahren, ob dieses Arrangement mit Wissen und Zustimmung meiner Mutter getroffen wurde. Quinlan hat seine Gründe, daran zu zweifeln. Ich dagegen glaube, daß es so gewesen ist. Sie müssen nun wissen, was Sie für richtig halten.«
    Sie wandte sich an Hester. »Und auch Sie, Miss Latterly. Ich kann Sie nur noch einmal um Verzeihung dafür bitten, daß Sie in die Tragödie unserer Familie hineingezogen wurden. Ich hoffe, daß die Sache nicht in allen Einzelheiten bis nach London gedrungen ist und allzu große Auswirkungen auf Ihr weiteres Leben haben wird, wie Quinlan es befürchtet. Ich würde es gerne ungeschehen machen, aber das steht nicht in meiner Macht. Es tut mir leid.«
    »Wir bedauern es alle«, antwortete Hester. »Sie sind nicht verpflichtet, mich um Verzeihung zu bitten, um so höher rechne ich Ihnen an, daß Sie es tun. Ich habe Mrs. Farraline nur sehr kurze Zeit gekannt, aber nach unserem Gespräch in jener Nacht im Zug neige auch ich zu der Ansicht, daß sie von der Sache wußte.«
    Oonagh lächelte, doch ihr Blick blieb ausdruckslos. Nach dem Essen drängte Monk zum Aufbruch.
    »Ich überlasse Ihnen die Sache», sagte er zu Alastair. »Sie wissen jetzt über das Anwesen Ihrer Mutter und das Pachtverhältnis mit Arkwright Bescheid. Informieren Sie die Polizei nach Ihrem Gutdünken darüber. Als Staatsanwalt können Sie die Beweislage wesentlich besser einschätzen als ich.«
    »Ich danke Ihnen«, antwortete Alastair ernst, aber auch er wirkte nicht sonderlich erleichtert. »Auf Wiedersehen, Mr. Monk, Miss Latterly. Ich hoffe, Sie haben eine angenehme Rückreise nach London.«
    Sobald sie draußen auf dem Gehsteig standen – Monk klappte den Mantelkragen hoch, und Hester wickelte sich gegen den Wind fester in ihren blauen Mantel –, sagte Monk: »Der Teufel soll mich holen, wenn ich mit denen schon fertig bin! Einer von ihnen hat sie getötet! Und wenn’s nicht McIvor war, dann war’s einer von den

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