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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Inzwischen setze ich einen Brief an Mrs. Farralines Familie auf und teile ihnen mit, daß es gefunden wurde und daß wir es umgehend zurückgeben werden. Verlieren Sie bitte keine Zeit. Ich habe das Gefühl, die Sache duldet keinen Aufschub mehr.«
    Hester erhob sich. »Ich verstehe es nicht«, sagte sie hilflos.
    »Es erscheint alles so sinnlos!«
    Auch Rathbohne hatte sich erhoben, um sie zur Tür zu bringen. Er sah erst Monk an, dann wieder Hester.
    »Vielleicht ein Familienstreit, von dem wir keine Ahnung haben, oder eine gezielte Bosheit gegen Mrs. Farraline, der ihr Tod tragischerweise zuvorgekommen ist. Das spielt im Moment keine Rolle. Sie bringen mir jetzt die Brosche und erhalten von mir eine Quittung, und ich werde die Sache mit Mrs. Farralines Testamentsvollstreckern regeln.«
    Sie zögerte noch, unschlüssig und verwirrt, Gesichter stiegen vor ihr auf: Mary, Oonagh, Alastair beim Abendessen, die schöne Eilish, Baird und Quinlan, die sich nicht ausstehen konnten, Kenneth, der zu seiner Verabredung eilte, die geistesabwesende Deirdra, der Mann auf dem Porträt in der Halle und der betrunkene, polternde Onkel Hector.
    »Kommen Sie!« fuhr Monk sie an und zog sie ungeduldig am Arm. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, schon gar nicht, um ein Problem zu lösen, über das uns die Informationen fehlen.«
    »Ja… ich komme ja schon«, sagte sie, immer noch zögernd. Sie drehte sich zu Rathbone um. »Vielen Dank.«
    Schweigend fuhren sie zu Callandra, Monk ganz in seine Gedanken versunken und Hester mit ihren Gedanken in Edinburgh und auf der Suche nach einem Motiv für den sinnlosen, bösartigen Streich, den man ihr gespielt hatte. Wer war es? Mary? Hector? Oder vielleicht die Zofe? Hatte sie es getan? Ja, so mußte es gewesen sein. Eines der Hausmädchen war eifersüchtig geworden und hatte versucht, ihr Arger zu machen, um ihre Aufgabe zu bekommen.
    Gerade wollte sie Monk ihre Überlegung mitteilen, da hielt der Wagen auch schon vor Callandras Haus, und der Gedanke ging unterwegs verloren.
    Der Butler öffnete mit blassem Gesicht, weit entfernt von einem Lächeln. Er schloß die Tür hinter ihnen und ging mit hastigen Schritten voran.
    »Was ist los«, fragte Monk sofort.
    »Ich fürchte, da sind zwei Herren von der Polizei im Nebenzimmer, Sir«, antwortete der Butler grimmig. Sein Gesicht spiegelte sowohl Abscheu als auch Besorgnis wieder.
    »Ihre Ladyschaft redet gerade mit ihnen.«
    Monk schritt energisch an ihm vorbei und riß die Tür zum Nebenzimmer auf. Hester folgte ihm, ruhiger und besonnener jetzt, wo der Moment gekommen war.
    Callandra stand mitten im Zimmer und fuhr beim Geräusch der Tür herum. Vor ihr standen zwei Männer, der eine klein und stämmig mit einfältigem Gesicht und großen Augen, der andere war größer, schlanker und fuchsgesichtig. Falls einer von ihnen Monk kannte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der kleinere der beiden höflich, ohne ein Erkennen im Blick. »Guten Tag, Ma’am. Sergeant Daly, Metropolitan Police. Sie sind Miss Latterly, richtig?«
    Hester schluckte. »Ja…« Die Stimme wollte ihr nicht gehorchen. »Was wünschen Sie? Geht es um den Tod von Mrs. Farraline?«
    »Nein, Miss, im Augenblick nicht.« Er trat einen Schritt vor, höflich und sehr förmlich. Sein größerer Kollege war offensichtlich der Untergebene. »Miss Latterly, ich habe die Befugnis, ihr Gepäck zu durchsuchen und eventuell eine Leibesvisitation durchzuführen. Ein Schmuckstück, das der verstorbenen Mrs. Farraline gehörte, ist nach Aussage ihrer Tochter aus ihrem Gepäck verschwunden. Vielleicht können Sie uns die Unannehmlichkeit ersparen und uns sagen, ob ein solches Schmuckstück in Ihrem Besitz ist.«
    »Ja«, sagte Monk mit eisiger Stimme. »Sie hat die Angelegenheit bereits ihrem Rechtsbeistand mitgeteilt. Wir sind auf dem Weg, ihm die Brosche zu bringen, damit er sie an Mrs. Farralines Familie zurückgeben kann.«
    Sergeant Daly nickte. »Sehr klug von Ihnen, Ma’am, aber nicht ausreichend, fürchte ich. Sie müssen leider mit uns kommen.«
    »Unsinn!« Zum erstenmal schaltete Callandra sich ein. »Ich habe Ihnen doch erzählt, wie es gewesen ist. Miss Latterly hat das vermißte Schmuckstück gefunden und Vorkehrungen getroffen, um es zurückzugeben. Weitere Erklärungen brauchen Sie nicht. Sie hat eine lange Reise nach Edinburgh und zurück hinter sich und dazu ein höchst bedauerliches Erlebnis. Sie wird nirgendwohin mit Ihnen gehen, nur um eine

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