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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dumm. »Die Zutaten werden wohl kaum im Haus herumgelegen haben.«
    »Natürlich nicht«, stimmte Deirdra ihm zu und blickte mit fragendem Gesicht von einem zum anderen. »Das Ganze ergibt so keinen Sinn! Klingt absolut unwahrscheinlich. Sie war nicht einmal einen Tag lang hier. Weiß jemand, ob sie ausgegangen ist? Mr. Monk?«
    »Ich nehme an, Sie haben sich in den Apotheken der Gegend umgehört?« fragte Quinlan.
    »Ja, und niemand hat an eine Person, auf die Miss Latterlys Beschreibung passen würde, Digitalis verkauft«, erwiderte Monk. »Oder überhaupt an jemanden, den er nicht persönlich kannte.«
    »Sonderbar«, sagte Quinlan ohne eine Spur von Bedauern. Monk fing an, sich Hoffnung zu machen. In Quinlan keimte bereits der Zweifel.
    »Ich fürchte, Sie übersehen das Wichtigste«, sagte Oonagh freundlich. »Die Brosche wird in Mutters Reiseschmuckkästchen gewesen sein, und das war im Zug. Natürlich hatte Mutter den Schlüssel. Miss Latterly muß sie gesehen haben, als sie die Medizin vorbereitete, oder sie hat das Kästchen durchsucht, als Mutter austreten war. Während eines langen Abends ergibt sich so manche Gelegenheit.«
    »Aber das Digitalis!« meinte Baird. »Woher hatte sie es? So was findet man doch nicht auf dem Bahnhof!«
    »Wahrscheinlich hatte sie es dabei«, erwiderte Oonagh mit leisem Lächeln. »Sie ist eine Krankenschwester. Woher wollen wir wissen, was sie alles in ihrer Tasche hatte.«
    »Für den Fall, daß sich jemand zum Vergiften findet?« fragte Monk ungläubig.
    Oonagh sah ihn belustigt und auch ein wenig nachsichtig an.
    »Möglich, Mr. Monk. Immerhin ist es die wahrscheinlichste Erklärung. Sie haben ja selber darauf hingewiesen, daß alle anderen Vermutungen mehr oder weniger unzutreffend sind. Was bliebe sonst für eine Möglichkeit?«
    Monk spürte, wie das Feuer erlosch. Die Wärme und das Licht um ihn herum schwanden dahin. Es war töricht gewesen, auf eine leichte Lösung zu hoffen, und doch, trotz aller Intelligenz: Er hatte darauf gehofft! Und das erkannte er jetzt, zornig und selbstkritisch.
    »Allerdings…«, begann Alastair, aber er wurde durch einen hochgewachsenen Mann mit lichtem, rotblondem Haar und trüben Augen unterbrochen, der auf unsicheren Beinen hereingeschwankt kam – die Tür ließ er sperrangelweit offen. Sein Blick schweifte über die Anwesenden, bis er plötzlich mit erstaunter Neugier auf Monk hängenblieb.
    Einen Augenblick lang war es ganz still. Alastair seufzte.
    Monk beobachtete Oonagh; sie blieb einen Moment lang steif sitzen, dann erhob sie sich beherzt und hakte den Alten unter.
    »Onkel Hector, das ist Mr. Monk. Er ist aus London gekommen, um uns in der Angelegenheit von Mutters Tod zu helfen.«
    Hector schluckte schwer, als hätte sich etwas um seinen Hals gelegt, von dem er sich nicht befreien konnte. Seine Verzweiflung war unübersehbar; wäre ihm bewußt gewesen, daß alle ihn anstarrten, hätte es ihm peinlich sein müssen.
    »Helfen?« sagte er ungläubig. Sein Blick ruhte voller Abscheu auf Monk. »Wer sind Sie? Der Leichenbestatter?« Finster sah er Alastair an. »Seit wann wird der Leichenbestatter zum Mittagessen eingeladen?«
    »O Gott!« seufzte Alastair verzweifelt.
    Kenneth wandte sich ab, das Gesicht weiß wie die Wand. Deirdra blickte hilflos von einem zum anderen.
    »Er ist nicht der Leichenbestatter«, begann Quinlan.
    »Griselda kümmert sich um das Begräbnis, Onkel Hector«, sagte Oonagh freundlich und reichte ihm ihr Weinglas. »In London. Hab’ ich dir doch erzählt, erinnerst du dich nicht?«
    Er nahm das Glas und trank es in einem Zug aus, dann sah er sie an. Er hatte sichtlich Probleme, sie klar zu erkennen.
    »Ach ja?« Nach einem lauten Schluckauf machte er eine hilflose Geste der Entschuldigung. »Ich glaube nicht, daß ich…«
    »Komm, mein Lieber, ich lasse dir das Essen nach oben bringen. Ich glaube, du fühlst dich nicht wohl.«
    Hector drehte sich noch einmal zu Monk um: »Wer, zum Henker, sind Sie dann?«
    Monk hatte einen seiner seltenen taktvollen Momente. »Ich bin von der Staatsanwaltschaft, Mr. Farraline. Es müssen noch ein paar Einzelheiten geklärt werden.«
    »Aha…« Er schien zufrieden zu sein.
    Oonagh warf Monk einen dankbaren Blick zu, dann führte sie Hector vorsichtig zur Tür und hinaus aus dem Salon.
    Als sie zurückkam, saßen bereits alle am Eßtisch im Speisezimmer. Das Mahl war serviert, und während sie aßen, hatte Monk Gelegenheit, jeden einzelnen von ihnen in Augenschein zu

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