Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
versuchte es an einer neuen Stelle. Egan und Zarabeth jedoch blieben, wo sie waren und fischten, bis sie mehrere Fänge gemacht hatten. Egan warf sie in den Kescher, der halb in den Fluss getaucht war, und die Fische flitzten im Netz umher, um nach einem Ausweg zu suchen.
Die sind wie ich, ging es Zarabeth durch den Kopf. Auf der Suche nach Freiheit.
Egan stellte seine Angel am Ufer ab und streckte sich auf einem flachen Felsen aus. Zarabeth bewunderte seinen langen, starken Körper in den faltigen Stiefeln und dem abgetragenen Kilt, oberhalb dessen sich das Leinenhemd über der Brust spannte. Manch einer mochte seine lässige Haltung als Trägheit missverstehen, aber das wäre ein Fehler. Egan war wie ein Raubtier, das sich in der Sonne räkelte, um sogleich voller Energie aufzuspringen, falls es nötig war.
Zarabeth steckte ihre Angel neben seine und setzte sich auf den Felsen. »Ich durchschaue dich, Egan.«
»Ach ja?«, murmelte er gelassen.
»Ja, ich weiß, warum du mich hergebracht hast. Du denkst, dass ich eine viel zu vornehme Dame geworden bin, um mir die Stiefel schmutzig zu machen. Tja, ich kann dich beruhigen. Ich bin mir immer noch nicht zu schade, um durch den Regen zu wandern.«
Egan stützte sich auf seine Ellbogen auf und überkreuzte seine Knöchel. »Ich habe nicht geglaubt, dass du zu vornehm zum Fischen werden würdest.«
»Und dennoch hast du mich provoziert, bis ich mit dir hergekommen bin – um mir zu beweisen, dass ich so vornehm nun auch wieder nicht bin. Wozu eigentlich?«
Er zuckte mit den Schultern, so dass sich seine Muskeln unter dem offenen Hemd bewegten. »Ich dachte, es macht dir Spaß.«
Allmählich wurde sie es müde. »Wieso musst du mich unbedingt wütend machen?«
Er grinste. »Ich dachte, das macht dir auch Spaß.«
Egan, der Mann, dessen Gedanken sie nie lesen konnte. Er sah sie mit halbgeschlossenen Augen an, und doch beobachtete er sie sehr aufmerksam.
»Was erwartest du, das ich sage?«, wollte sie verärgert wissen.
»Mmm.« Er verlagerte sein Gewicht, als wollte er sich bequemer legen. »Erinnerst du dich, Mädchen, was du mich an einem Tag wie diesem, als ich in Nvengaria war, das erste Mal gefragt hast? Du hast mich keck gemustert und von mir wissen wollen, was Schotten unter ihrem Kilt tragen.«
Zarabeth fühlte, wie ihre Wangen zu glühen begannen, und wünschte inständig, er hätte vergessen, wie kindisch sie damals gewesen war. Egan war schon ein erwachsener Mann von fünfundzwanzig gewesen, sie hingegen zwölf, als sie ihn schwer verwundet, volltrunken und fast erfroren fand. Er war ein Offizier der Highlander gewesen, die bei Talavera gekämpft hatten, wo sein Bruder gefallen war. Und er fühlte sich dafür verantwortlich, weshalb für ihn alles sinnlos erschienen war. Nachdem er Charlies Leichnam nach Schottland zurückgebracht hatte, war er durch Europa gezogen und hatte versucht, seinen Schmerz in Whisky und Zänkereien zu ertränken. Egan war einige Zeit bei ihrer Familie geblieben, bevor er zu seinem frisch verstärkten Regiment zurückgekehrt war. 1815 kam er Zarabeth und ihren Vater noch einmal besuchen, direkt aus Waterloo und umwerfender denn je.
Schon damals hatte sie sich gefragt, wie es sein konnte, dass er noch besser aussah. Sein Gesicht war vom Leben und den Schlachten gezeichnet, und sie wollte jede einzelne der kleinen Falten küssen.
»Ich war ein Kind, als ich das gefragt habe«, antwortete sie eilig.
»Es war eine berechtigte Frage. Ich habe sie dir nie beantwortet, oder?«
»Nein, du hast so gelacht, dass du kein Wort herausbrachtest.«
Egan lachte leise. »Ja, daran erinnere ich mich auch.«
Er hatte gebrüllt vor Lachen, sich auf dem sonnenbeschienenen Ufergras gewälzt, wobei er sich den Bauch halten musste. Und Zarabeth, das Mädchen, sah ihm zu und begriff, dass sie ihn liebte.
Jetzt hingegen stand er auf, kugelte sich nicht vor Lachen, sondern überragte sie um einiges. Unweigerlich fiel ihr Blick auf seinen Kiltsaum, der ein bisschen ausgefranst war und unter dem sich seine kräftigen Knie zeigten.
»Nun, Mädchen«, erklärte er mit leiser, rauher Stimme, »ich denke, es wird Zeit, dass deine Geduld honoriert wird.«
4
Unter einem Schottenkilt
»Egan!« Zarabeth sprang auf. Ihr Herz pochte wie verrückt, und sie wurde feuerrot.
Er sah sie übertrieben erstaunt an. »Denkst du etwa, ich besäße keinen Anstand, Weib? Jamie!«, rief er.
Weiter unten am Fluss blickte Jamie auf. »Was?«
»Was hast du unter
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