Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
hervor.
»Du hast sie hergeschafft, nicht ich. Und ich riskiere gewiss nicht, eines der Mädchen zum Tanz aufzufordern. Das würde doch sofort als Heiratsantrag missverstanden werden.«
Plötzlich strahlte Mary. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht …«
»Wage es nicht, ihnen einen solchen Unfug einzureden«, warnte Egan sie sogleich erschrocken.
»Es könnte Zeit sparen.«
»Oh nein, lass das! Damit machst du dich und die MacDonalds zum Gespött.«
Mary stutzte. »Du hörst dich an wie unser Vater. Willst du mir vielleicht als Nächstes androhen, mich in den Kerker zu sperren?«
Ein dunkles Flackern zog durch seine Augen. »Das würde ich niemals tun, wie du sehr wohl weißt.«
Mary öffnete den Mund, doch etwas an Egans strengem Gebaren hielt sie davon ab. Kopfschüttelnd entfernte sie sich. Sicher fand sie anderes, worum sie sich sorgen konnte.
Egan blickte ihr mit finsterer Miene nach, und Zarabeth drückte ihm sanft den Arm. »Ich dachte, die MacDonalds hätten ihren Kerker gar nicht mehr benutzt.«
»Mein Vater schon, von Zeit zu Zeit«, sagte Egan. »Er dachte, es wäre uns eine Lehre, ein wenig Zeit bei den Gespenstern unter der Burg zu verbringen, wenn wir ungehorsam waren.«
»Das ist grausam.«
»Nun ja, mein Vater war nicht für sein freundliches Naturell bekannt.«
»Gibt es deshalb kein Porträt von dir in der Burg?«
Er sah sie an. »Wie bitte?«
»Ich habe eines von Mary und eines von Charlie gefunden, aber keines von dir. Und ich habe auf allen Stockwerken nachgesehen.«
Sein Blick wurde so ernst und kühl, dass es Zarabeth fröstelte. »Nein, du kannst auch keines finden. Mein Vater hat es zerstört.«
»Aber warum?«, erkundigte sich Zarabeth schockiert.
»Es war, als ich aus dem Krieg heimkehrte und ihm erzählte, dass ich Charlie bei Talavera verloren hatte. Er holte seinen Dolch und schnitt mein Porträt in Fetzen.«
Nach dem Essen tanzte Zarabeth mit Adam Ross, blickte sich jedoch immer wieder zu Egan um. Er stand auf der anderen Seite des Saals, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Kopf geneigt, während er sehr aufmerksam einer älteren Dame zuhörte, die auf einem Stuhl an der Wand saß.
Auf ihre entsetzte Frage, warum in aller Welt sein Vater mit einem Dolch auf Egans Porträt losgegangen sei, hatte er nicht geantwortet. Stattdessen hatte er sich mit versteinerter Miene umgedreht und sie zum Essen geführt.
Das Essen endete um Mitternacht, und sobald die Tänze begonnen hatten, hatte Adam Zarabeth aufgefordert. Egan beobachtete genauestens, wie Adam sie auf die Tanzfläche geleitete, aber wenigstens hielt er sich zurück.
Der Ball hätte ebenso gut in einem englischen Landhaus oder einem großen Herrenhaus in London stattfinden können. Das Essen war exquisit gewesen, zubereitet von einem französischen Koch, und anstelle der Highlander-Tänze wurde ein formvollendeter Kotillon getanzt.
Zarabeth mochte Adam. Er gab sich gern und glaubwürdig als moderner Schotte. Das Ross-Karo seiner Hose war das einzige Zugeständnis an die Tradition seiner Familie. Sein blondes Haar trug er mittellang, im romantischen Stil, und seine blauen Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er Sinn für Humor besaß.
Während des Kotillon sprach er mit Zarabeth über das Wetter und fragte sie, wie ihr die schottische Landschaft gefiele – ganz wie es sich gehörte. Eigentlich beherrschte Zarabeth die Kunst der unverfänglichen Plauderei sehr gut, doch heute Abend hatte sie zu drängende Fragen.
»Egan erzählte mir, was mit seinem Porträt geschehen ist«, erklärte sie, während Adam sie in die lange Promenade führte. »Warum?«
Für einen kurzen Moment entgleisten seine Gesichtszüge, und beinahe wäre Adam gestolpert. »Bist du sicher, dass du nicht weiter über das Wetter reden möchtest?«
»Ganz sicher. Du bist schließlich sein engster Freund, also müsstest du es doch wissen.«
»Ja, ich kenne die Geschichte, und sie ist wahrlich unerquicklich. Egan schätzt es nicht, wenn davon gesprochen wird.«
»Tu es trotzdem. Er ist schließlich nicht dein Burgherr. Er gehört nicht einmal zu deinem Clan.«
Adam lächelte matt. »Stimmt, aber ich erinnere mich an Geschichten über die Zeiten, als die MacDonalds mit meiner Familie verfeindet waren. Egans Vorfahren hatten ein recht aufbrausendes Temperament, ein gutes Gedächtnis und eine Vorliebe für Rache.«
»Ich kann ihm erklären, dass ich dich gezwungen habe, mir alles zu erzählen, falls dir dann wohler ist.
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