Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
Wärme, die sich hinter ihr ausbreitete, spürte Zarabeth, dass Egan in ihrer Nähe blieb. Er hielt sich wirklich wörtlich an seinen Schwur, sie nicht aus den Augen zu lassen. In seinem eleganten Kilt, dem Spencer und dem karierten Schulterüberwurf sah er heute Abend ganz besonders gut aus.
»Wenn du so weitermachst, musst du den ganzen Abend ausschließlich mit mir tanzen«, lachte Zarabeth.
»Ja, das hatte ich auch vor.«
»Dann werden die anderen Damen sich später in den Schlaf weinen.«
Er schien perplex. »Warum sollten sie?«
Zarabeth klappte ihren Fächer aus und wedelte sich Luft zu, weil ihr immerzu heiß wurde, wenn er so nahe bei ihr stand. »Ein gutaussehender, unverheirateter Burgherr, der sich den ledigen Damen verweigert? Man erwartet natürlich von dir, dass du dich der Damenwelt mit Haut und Haaren auslieferst.«
»Das klingt ein bisschen verstörend.«
»Nicht für die Damen.«
Die Vorstellung von Egan, der sich lächelnd jeder Dame auslieferte, die ihn wollte, hätte tatsächlich etwas Verstörendes, wäre Zarabeth nicht wild entschlossen, die Erste zu sein, die sich auf ihn stürzte.
»Ich habe hinlänglich klargemacht, dass ich nicht vorhabe zu heiraten«, entgegnete Egan, der keine Ahnung hatte, was in Zarabeth vorging. »Jamie wird mich beerben, auch wenn es im Moment noch nicht in seinen dicken Schädel geht.«
»Er will es aber wirklich nicht.«
»Und ich will wirklich nicht darüber reden. Ich bin sein Vormund. Er tut, was ich sage.«
Zarabeth sah ihn verwundert an. »Jemanden zu zwingen, etwas zu sein, was er nicht ist, scheint mir das Grausamste überhaupt.«
Als er sie prüfend ansah, setzte sie rasch ein harmloses Lächeln auf, um ihre Gefühle zu verbergen. Doch es war schon zu spät. Dieser Mann schaffte es immer wieder, ihr die Wahrheit zu entlocken, wenn sie am wenigsten damit rechnete.
Wortlos nahm er ihren Ellbogen und führte sie quer durch den Ballsaal. Adams Freunde warteten offensichtlich darauf, dass er sie vorstellte, doch er ging einfach an ihnen vorbei.
»Du bist ziemlich unhöflich«, bemerkte Zarabeth leise.
»Ach ja?«
»Ja, ich sollte den Leuten vorgestellt werden und mit ihnen reden. Sonst halten sie mich noch für hochnäsig.«
Egan zuckte bloß mit den Schultern. »Tu einfach so, als könntest du kein Englisch. Bei mir klappt das hervorragend. Ein dümmliches Lächeln und ein stummes Nicken wirken wahre Wunder.«
Zarabeth blieb stehen und wandte sich abrupt zu ihm, so dass Egan fast mit ihr zusammenstieß. Abermals war er zu nahe, nur Zentimeter von ihr entfernt, und Zarabeth bekam schon fast keine Luft mehr.
Die elegante Kleidung verbarg den wahren Egan. Im ausgeblichenen Kilt mit Leinenhemd war er viel mehr er selbst, auch wenn Zarabeth zugeben musste, dass er in seiner Ballgarderobe alles andere als schlecht aussah. Das Jackett betonte seine breiten Schultern wie auch seine schmalen Hüften, und der Überwurf verlieh ihm etwas leicht Wildes, Gefährliches. Das Haar hatte er nach hinten gebunden und die Locken mit Wasser gebändigt, so dass die Farbe ein wenig dunkler wurde, was wiederum die Goldsprenkel in seinen Augen umso heller erscheinen ließ.
In der Nacht, als er sie küsste, hatte sie ihm aus nächster Nähe in die Augen gesehen. Der Kuss war ruhig und zärtlich gewesen, ohne leidenschaftliche Ungeduld. Er hatte sie geküsst, weil er es wollte.
»Ich möchte Adam nicht in Verlegenheit bringen«, versicherte sie eilig, »oder Mary.«
»Du bist nicht in Schottland, um dir reihenweise Verehrer zu angeln«, erwiderte er gereizt. »Du bist hier, weil es sicherer für dich ist, vergiss das nicht.«
»Aber ihr habt die Männer gefangen, die Olympia entführt haben.«
»Damit ist es nicht vorbei, und das weißt du.«
»Ja, ich weiß«, seufzte sie.
Kerzenlicht zauberte rötliche Tupfer in seinen Bart, nach unten hin beinahe kastanienbraune, die Zarabeth verlockten, erst mit den Fingern und dann mit der Zunge über die kurzen Locken zu streichen, um die rauhe Textur zu genießen.
Sie wünschte, er würde gehen. Die Erinnerung an den Kuss quälte sie schon zur Genüge, ohne dass er dauernd in ihrer Nähe war, um sie aufs Neue daran zu erinnern.
Mary kam zu ihnen gerauscht, sichtlich aufgebracht. »Egan, du hast nicht einmal mit den Templetons gesprochen!«
»Ich bin hier, um Zarabeth zu beschützen, nicht, um deine Gäste aus Edinburgh zu unterhalten.«
»Du könntest es zumindest versuchen «, brachte sie sichtlich ungehalten
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