Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
wie er sie gepackt hatte, ließ er sie wieder los und sank auf sein Kissen. Mit klopfendem Herzen rannte Mary zur Tür.
»Verlass mich nicht!« Beim Klang des heiseren Flüsterns blieb sie stehen. »Bitte!«
Mary drehte sich um. Valentin lag erschöpft im Bett, der weiße Verband an seiner Schulter leuchtete. Seine Hautfarbe war dunkler als die der Highlander, und ein pechschwarzer Flaum bedeckte seine Brust.
Seine Hand sah wieder normal aus, sein Gesicht allerdings war aschfahl vor Erschöpfung. Als er sie müde ansah, glühten seine Augen nicht mehr.
Mary empfand einen Anflug von Reue und kehrte an sein Bett zurück. Ihr Handgelenk schmerzte, doch sie würde ihn nicht im Stich lassen, wo es ihm doch so schlechtging.
Sie setzte sich, nahm das kühle Leinentuch auf und tupfte ihm die Stirn ab.
»Was ist mit mir passiert?«, erkundigte er sich matt.
»Erinnern Sie sich nicht? Jemand hat auf Sie geschossen. Egan fand Sie draußen beim Dunmarran-Kreis – unbekleidet.«
»Wer hat auf mich geschossen?« Er ergriff wieder ihren Arm, diesmal jedoch sehr viel sanfter. »Ich muss es wissen, es ist wichtig.«
»Wissen Sie es denn nicht?«
»Ich erinnere mich an gar nichts.«
»Egan hat niemanden gesehen. Er fand nur Sie.«
»Ist Zarabeth verletzt?«
»Nein«, antwortete sie, »sie ist sicher in ihrem Zimmer, und Egan bewacht sie.«
»Gott sei Dank!«
Er entspannte sich spürbar, behielt allerdings seine Hand auf ihrem Unterarm und streichelte Mary, als wollte er die grobe Attacke von eben wiedergutmachen. Mary beschloss, ihn nicht zu fragen, warum seine Hand sich anscheinend in die eines Monsters verwandelt hatte. Von Egan wusste sie, dass es in Nvengaria reichlich Magie und magische Menschen gab, und Mary glaubte ihm. Schließlich war sie als Schottin mit Märchen über Selkies, Wichtelmännchen, Feen und dem bösen Red Cap groß geworden, die sie beinahe für bare Münze genommen hatte.
»Der Arzt sagt, die Schusswunde ist nicht gefährlich«, erzählte Mary ihm. »Wenn Sie sich ausruhen und wir die Wunde sauber halten, sollten Sie schon bald wieder vollständig genesen sein.«
Als er ihr Gesicht berührte, hielt sie mitten im Tupfen inne. Sie war wie gebannt, während ihr das Wasser von dem Tuch auf den Rock tropfte.
»Du bist einsam«, raunte er leise.
»Nein.« Ihre Stimme klang rauh und irgendwie falsch. »Ich habe Dougal und Egan und meine Cousins und Freunde.«
Seine Finger glitten an ihr hinunter bis zwischen ihre Brüste. »Dein Herz ist einsam. Das fühle ich.«
Sie fühlte es auch. Ihr Ehemann Neil war sehr beliebt in Edinburgh gewesen, hatte sich jedoch wenig für die Frau interessiert, die er geheiratet hatte, damit sie ihm einen Erben gebar. Mary genoss es, feine Gesellschaften zu geben, und war fast geplatzt vor Stolz, als Dougal geboren wurde. Dann aber fand sie heraus, dass ihr Gatte ein krankhafter Spieler war, der sowohl sein Vermögen als auch ihres durchgebracht hatte.
Als Neil begriff, dass er komplett ruiniert war, wurde er krank und starb. Mary und Dougal standen ohne einen Penny da. Egan hatte die Schulden beglichen und Mary mit ihrem Sohn auf die Burg geholt, wo sie sich von allem erholen sollten.
Jahre hatte es gedauert, bis sie ihre Scham überwunden hatte. Was sie bis heute nicht abgelegt hatte, war ihr Misstrauen gegenüber charmanten, gutaussehenden Männern. Im gerade vergangenen Jahr hatte sie eine kurze, diskrete Affäre mit einem Engländer gehabt, doch weil sie unfähig war, ehrliche Gefühle für ihn zu entwickeln, hatte sie die Liebelei beendet.
»Ich bin freiwillig allein«, erwiderte sie.
Valentin antwortete nicht. Stattdessen strich er ihr über die Wange bis zu ihrem Haar. Ehe Mary nachdenken konnte, beugte sie sich zu ihm und schloss die Augen, als ihre Lippen sich begegneten.
Sie vernahm einen kehligen Laut von ihm, dann küsste er sie heftiger, drang mit der Zunge in sie ein und suchte ihre. Er schmeckte wild wie die Luft um Mitternacht, dunkel und erregend.
Noch niemals war Mary mit solcher Intensität geküsst worden, und dennoch erwiderte sie Valentins Kuss mit derselben ungeduldigen Sehnsucht, rieb ihren Mund an seinem, während ihr Herz hämmerte und seine unverletzte Hand durch ihr Haar glitt und ihren Zopf löste.
Für einen Schwerverwundeten hatte er erstaunliche Kräfte, und sie wusste, dass er mit ihr tun könnte, was er wollte. Obgleich ihr dieser Gedanke Angst machen sollte, war sie viel zu sehr von einer merkwürdigen Faszination
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