Dunkler Rausch der Sinne
sehr viel interessantere Dinge vorschweben.«
Ihr stockte der Atem. Er konnte sie um den Finger wickeln, so spielend,
dass es einfach nicht mehr normal war! Er beschwor erotische Bilder in ihrer
Phantasie herauf und ließ sie an Dinge denken, die ihr von allein nie
eingefallen wären.
Jaxon schüttelte den Kopf. »Du bist unmöglich, Lucian. Was mache ich
bloß mit dir?«
»Bleib bei mir. Lebe mit mir. Lerne mich zu lieben, mich so zu
akzeptieren, wie ich bin«, murmelte seine samtweiche Stimme. Seine Worte
trafen sie bis ins Herz.
Sie nahm seine Hand und verschlang ihre schlanken Finger mit seinen.
»Ich finde, du solltest gesetzlich verboten werden. Mit deiner Stimme erreichst
du so gut wie alles.« Es war ihr kaum möglich, ihm zu widerstehen, nicht, wenn
er mit seiner wundervollen Stimme und in dieser Aufrichtigkeit solche Dinge zu
ihr sagte.
Er drehte ihre Hand um und zog sie an seine Lippen. Seine dunklen Augen
brannten besitzergreifend. »Auch bei dir?«
Jaxon ertappte sich bei einem Lächeln. »Ich denke darüber nach. Geh mit
mir spazieren.«
»Du möchtest nach draußen gehen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Aus irgendeinem Grund bist du nicht
sonderlich erpicht darauf, mich rauszulassen. Was ist da draußen? Ich weiß,
dass es kein Sarg ist. Ich denke, diesen Punkt haben wir geklärt.«
»Kein Sarg«, gab er zu.
»Was dann?«, wollte sie wissen.
»Raus damit!«
»Wölfe.« Er sagte es, ohne eine
Miene zu verziehen.
Jaxon entriss ihm ihre Hand.
»Gib mir sofort meine Pistole zurück! Wölfe? Ich hätte es wissen müssen.
Natürlich hast du Wölfe. Hat die nicht jeder?« Sie schnippte mit den Fingern.
»Die Pistole, Lucian. Her damit. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich
leider doch auf dich schießen muss. Das ist die einzige Möglichkeit für mich,
bei klarem Verstand zu bleiben.«
Seine Hände legten sich in
einer gespielten Drohgebärde um ihren Hals. »Ich glaube nicht, dass ich dir
deine Waffe jemals zurückgeben werde. Sie bringt dich auf äußerst unfreundliche
Ideen.«
Sie war sich seiner Nähe sehr
eindringlich bewusst, als sie zusammen zur Rückseite des Hauses gingen. Warum
musste dieses Haus so perfekt sein, all das haben, was sie sich je gewünscht
hatte? Warum gab es ihr das Gefühl völliger Sicherheit, wenn sie sich von einer
so mächtigen und gefährlichen Persönlichkeit, wie Lucian es offenbar war,
bedroht fühlen sollte? Wie konnte sie alles, was ihn von normalen Menschen
unterschied, so ruhig hinnehmen? Naja, ruhig vielleicht nicht, aber immerhin
akzeptierte sie es.
Lucian gefiel die Art, wie ihr Verstand arbeitete. Jaxon war zeitweise
überwältigt von den Informationen, die er ihr gab, aber sie ließ sich davon
nicht in Panik versetzen. Sie nahm sich Zeit, um soviel zu verkraften, wie ihr
möglich war, und gönnte sich dann eine kleine Pause, bevor sie die nächste
unglaubliche Mitteilung verarbeitete. Beängstigende Situationen versuchte sie
mit Humor zu meistern. Sie hatte ihn nie von vornherein verurteilt.
Jaxon kannte ihn nicht. Sie begriff nicht, was er tatsächlich war. Sie
hatte keine klare Vorstellung davon, was es in seinem Inneren angerichtet
hatte, Jahrhunderte lang andere zu vernichten. Dass seine düstere, dunkle Welt
so kalt und bedrückend war, dass er alles tun würde, um nicht mehr dorthin
zurückkehren zu müssen. Er war ein Raubtier, und in ihm war schreckliche
Dunkelheit. Jaxon war zu sehr von Licht erfüllt, um zu verstehen, dass ihn
jeder Akt des Tötens ein Stück seiner Seele gekostet hatte. Nur Jaxon konnte
ihn heilen.
Kapitel
5
In dem Moment, als Jaxon aus dem Haus trat und frische Luft einatmete,
löste sich das schreckliche Gewicht, das sie zu erdrücken drohte, in Nichts
auf. Die Luft war kalt und frisch, und es hatte aufgehört zu regnen. Wolken,
dunkel und Unheil verkündend, trieben am Himmel und ließen keinen Mondschein
durch. Dennoch war es ein schöner Anblick. Sie liebte Gewitter und das Geräusch
von prasselndem Regen. Sie liebte Wolkengebilde und den Geruch der Luft nach
einem kräftigen Guss.
Ihr fiel auf, dass Lucian sich dicht neben sie schob, als sie aus dem
Haus traten. Jaxon fuhr sich achtlos mit einer Hand durchs Haar und
zerstrubbelte es noch mehr, während sie die ausgedehnte Waldlandschaft
betrachtete, die sich hinter dem Haus erstreckte. »Das ist der Albtraum jedes
Leibwächters, Lucian. Drake wäre begeistert. Er könnte genau jetzt hier sein,
irgendwo da oben in den Räumen. Das ist sein
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