Dunkler Spiegel
schlimmer...«
»Was für eine Ärztin tut solche Dinge, falls die medizinische Ethik sie nicht zuläßt?« sagte Picard leise.
»Genau«, sagte Beverly und brachte es nicht über sich, noch mehr hinzuzufügen.
Lieutenant Rawlings steckte den Kopf zur Tür herein. »Doktor?« sagte er.
Sie und Picard schauten auf. »Captain«, sagte Bob. »Es tut mir leid, Doktor, er ist tot. Nicht einmal der Kortikalstimulator konnte es hinauszögern. Es war nicht mehr genug Myelin auf den Bronchialnerven und den Koronararterien vorhanden, um den Stimulus weiterzugeben.«
»Damit war zu rechnen«, sagte Beverly. »Legen Sie ihn erst einmal in eine Stasiskammer; ich will später eine Autopsie vornehmen.«
»Und was ist mit Ihrem Schlaf?« sagte Jean-Luc. Beverly öffnete den Mund, doch der Captain hob einen Finger, um sie zum Schweigen zu bringen, und stand auf. »Ich kann nicht auf Sie verzichten. Ärztin, heilen Sie sich zuerst selbst.«
Sie verzog das Gesicht. »Jawohl, Captain, Sir«, sagte sie so aufsässig, wie sie konnte. Sie hätte sich gewünscht, ihn anlächeln zu können, doch zur Zeit war kein Lächeln in ihr.
»Ich möchte einen Bericht, nachdem Sie mindestens vier Stunden Schlaf bekommen haben. Nicht früher. Sie sagen mir doch immer, so lange würde der Körper brauchen, um seine ›Wäsche zu waschen‹, nicht wahr?«
Beverly erhob sich. »Ich würde Sie melden, weil Sie ohne Zulassung ärztlichen Rat nachplappern, wenn ich es könnte, ohne nach der Hälfte des Berichts zusammenzubrechen.«
Der Captain betrachtete sie stirnrunzelnd und verließ die Krankenstation dann, aber nicht ohne vorher einen langen, nachdenklichen Blick auf die Gestalt auf dem Diagnosebett zu werfen, die nun vollständig mit dem silbernen Tuch bedeckt war und bewegungslos dalag.
Geordi und O'Brien betrachteten gerade die letzten schematischen Darstellungen auf dem Bildschirm der Hauptkonsole der technischen Abteilung, als Picard hereinkam. Beide machten einen erschöpften, aber auch begeisterten Eindruck, und O'Briens Gesicht schien fast von Triumph zu künden.
»Mr. Riker hat mit mitgeteilt, daß Sie eine Möglichkeit ausgearbeitet haben«, sagte Picard. »Ihren Bericht, bitte.«
»Zuerst die Logistik«, sagte O'Brien. »Captain, Sie wollen jemand an Bord der anderen Enterprise bringen, ohne ihn in diese kleine Transporter-Sonde zu verfrachten und darauf zu hoffen, daß das Muster auf der anderen Seite wieder einwandfrei herauskommt.«
»Ja.«
»Nun, die grundlegende Idee war ganz vernünftig«, sagte O'Brien, »und deshalb habe ich sie einfach geklaut. Das Problem mit der Sonde besteht darin, daß sie die zu transportierende Person einer beträchtlichen Gefahr aussetzt. Transportermuster sind wirklich nicht dafür gedacht, in so energiearmen Musterpuffern gespeichert zu werden. Na schön. Wie wäre es dann damit, einen normalen zu benutzen?« Er grinste. »Wir nehmen ein Shuttle und bauen ein Transferfeld und eine komplette Musterstruktur darin ein.«
Picard kniff die Augen zusammen. »Ist das durchführbar?«
Geordi zuckte mit den Achseln. »Wenn man minimale Änderungen an dem Energiesystem des Shuttles vernimmt, wüßte ich nicht, warum es nicht möglich sein sollte. Unsere Shuttles sind sowieso mit mehr Energie ausgestattet, als sie brauchen. Schließlich sollen sie ja unter anderem als Energielieferanten und Koprozessoren mobiler Forschungs- und Eingreifplattformen dienen – planetare Installationen und so weiter.«
»Also«, sagte O'Brien, »fliegt das Außenteam mit dem Shuttle zu der Stelle, von der aus es hinüberbeamen will – und beamt einfach.«
»Und was, wenn es entdeckt wird?« fragte Picard stirnrunzelnd. »Die ganze Übung ist sinnlos, wenn das andere Schiff mitbekommt, was wir vorhaben.«
»Tja«, sagte Geordi und grinste wie ein Junge, den man beim Griff in die Bonbondose ertappt hatte. »Captain, ich glaube, ich habe Ihnen gegenüber mal erwähnt, daß ich für das IEEE-Journal ein paar Forschungsberichte über die Feldphasentheorie und ihre Auswirkungen auf die romulanische Tarnvorrichtung geschrieben habe.«
»Das haben Sie erwähnt«, sagte Picard überrascht, »aber ich wußte nicht, ob Sie sich einen Scherz mit mir erlauben wollten – oder der Artikel selbst ein Scherz war. Sie schienen anzudeuten, daß Sie die theoretischen Probleme gelöst haben.«
»In der Tat. Aber Sie wissen ja, wie es ist, man hat immer viel zu tun, und ich kam nicht dazu, den Prototyp zu bauen, mit dem ich die
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