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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Spucknapf und schnitt die Spitze seiner Zigarre ab.
    »Wilde Schweine, das heißt also, keine Haustiere?« fragte er.
    »Ganz recht«, erwiderte ich.
    »Welche Sorte wälzt sich denn nicht gern in der Suhle rum?«
    »Ich glaube, daß Jimmy Cole da draußen auf der Ranch umgebracht wurde«, sagte ich.
    »Weil Sie in dem Sumpfloch Schweinescheiße gesehn haben und Cole welche in den Ohren hatte?«
    »Im Haus waren alte Lagerfeuerspuren. Meiner Meinung nach hat er sich dort versteckt.«
    »Und Darl Vanzandt und seine Drecksbande haben ihn erledigt?«
    »Was meinen Sie denn?«
    »Wenn Sie mir erzählt hätten, daß Darl Vanzandt es mit Schafen treibt, hätt ich’s Ihnen vielleicht geglaubt«, sagte er. Er schaute mich eine ganze Weile an, verzog dann grinsend das Gesicht, so als ob er irgend etwas furchtbar witzig fände. »Habt ihr das bei den Rangers so gemacht? Schweinedreck draußen im Wald gesucht? Verdammt noch mal, mein Sohn, Sie sind mir einer. Moment, ich ruf kurz meine Deputies rein. Die müssen das hören.«
    Er lachte so herzhaft, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    Nach dem Abendessen stand ich am Fenster in der Bibliothek und sah zu, wie der Himmel immer schwärzer wurde und Blitze auf die Hügelkämme niederzuckten. Ich schaltete die Schreibtischlampe ein, setzte mich hin und verfaßte einen handschriftlichen Brief an Jack Vanzandt. Warum? Vielleicht, weil ich ihn schon immer gemocht hatte. Außerdem fiel es mir schwer, jemandem einen Vorwurf zu machen, weil er vor lauter Liebe zu seinem Sohn nicht einsehen mochte, wohin dessen Verhalten führte.
    Aber trotz aller Wortklauberei ließ sich nichts daran ändern, daß Darl Vanzandt von Grund auf verkorkst war, und nachdem ich zwei Absätze geschrieben hatte, zerriß ich den Briefbogen und warf ihn in den Papierkorb. Ich rief Mary Beth an und ließ es gut zehnmal klingeln. Ich hatte sie schon den ganzen Tag zu erreichen versucht, aber ihr Anrufbeantworter war nach wie vor nicht eingeschaltet.
    Ich legte den Hörer wieder auf und warf dann einen Blick aus dem Fenster auf die Auffahrt, als ein Blitz über den Himmel zuckte, in dessen Schein das Gesicht von Garland T. Moon aufleuchtete.
    Er stand reglos im peitschenden Regen und hielt sich einen Fußabtreter über den Kopf. Sein blauer Sergeanzug und das Tropenhemd waren klatschnaß.
    Ich schaltete das Licht auf der Veranda ein und trat vor die Tür. Er kam aus der Dunkelheit, so daß ich zunächst nur die flachen Sohlen seiner Stiefel auf dem Kies hörte. Er stieg auf die Veranda, ohne daß ich ihn dazu aufgefordert hatte, und grinste mich dümmlich an, während ihm die Regentropfen übers Gesicht liefen.
    »Wie sind Sie hierhergekommen?« fragte ich.
    »Zu Fuß.«
    »Aus der Stadt?«
    »Ich krieg keinen Führerschein mehr, weil ich ein paarmal wegen Trunkenheit am Steuer dran gewesen bin.«
    »Haben Sie Ihren Freund Jimmy Cole umgebracht?«
    Er verzog das Gesicht, so als wisse er nicht recht, ob er grinsen oder lieber wachsam bleiben sollte.
    »Is nich nötig gewesen. Jemand anders hat’s mir abgenommen«, sagte er. »Haben Sie mir die Leute auf den Hals gehetzt?«
    »Welche Leute?«
    »Diejenigen, die mit nem Baseballschläger in mein Zimmer gekommen sind.«
    »Verschwinden Sie von meinem Grund und Boden, Garland.«
    Er schaute mich unverwandt an, hatte den Mund zusammengekniffen.
    »Dann isses jemand gewesen, der meint, ich wüßte irgendwas. Aber ich hab keine Ahnung, worum es sich handeln könnte«, sagte er.
    »Ich habe die Akten der Polizei in Los Angeles gelesen. Dort steht, daß Sie drei Stunden in dem Haus waren. Daß Sie einen nach dem anderen umgebracht haben und daß die, die noch am Leben waren, zuschauen mußten.«
    »Und warum bin ich dann nicht im Gefängnis?«
    Ich ging zu ihm. Ich nahm das Deodorant wahr, das auf seiner Haut verdunstete, seinen Atem, der nach Kaugummi und Schnupftabak roch.
    »Heute abend kommen Sie noch mal davon. Aber beim nächsten Mal sind Sie dran«, sagte ich.
    Er funkelte mich mit seinen blauen, unsteten Augen an.
    »Den mit dem Schläger hab ich erwischt, bevor er wieder in seinem Pickup war. Überprüfen Sie die Krankenhäuser. Erkundigen Sie sich; ob da nicht jemand liegt, der sich in nächster Zeit nicht groß in der Öffentlichkeit zeigt«, sagte er.
    Er trat wieder hinaus in den Regen und die Dunkelheit, hielt sich den Fußabtreter über den Kopf und ging in seinem klatschnassen Anzug, der wie ein Cape an ihm hing, hinunter zur Straße.

13
    Am

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