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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich beim Frühstück am Küchentisch in Urgroßpapa Sams Tagebuch.
     
    7. Juli 1891
    Heute habe ich mit Jennie, das ist der Name, auf den die Rose vom Cimarron getauft ist, Flußbarsche und Welse geangelt. Die Hügel waren mit scharlachroten Kastilleaen und Sonnenblumen übersät, und wir bereiteten unsere Fische im Schutze eines Gebüsches zu, in dem es eine Quelle gibt, die auch in den Sommermonaten Wasser spendet.
    Es ist ein Land, das nach einer Kirche verlangt, aber es wird von einer Horde verkommener Schwachsinniger unsicher gemacht, die sich die Dalton-Doolin-Gang nennt. Sie wohnen in Erdlöchern am Fluß und meinen, das sei ein feines Leben. Ein Chinese bringt ihnen Opium und Squaws, die ihnen den Tripper anhängen. Sie überfallen Eisenbahnzüge, weil sie stinken, daß man sie sofort aus jeder Stadt verjagen würde, ehe sie bis zur Bank kommen.
    Ein kleiner tumber Tor namens Blackface Charley Bryant bekam einen Wutanfall, schoß mit seinem Gewehr wild in die Luft und stieß im Beisein von Jennie und mir gotteslästerliche Flüche aus. Seinen Spitznamen bekam er, weil ihm sein Revolver in der Hand hochging, wobei er sich die eine Seite seines Gesichts kohlschwarz verbrannte. Ich teilte ihm mit, daß ich nicht gegen meine Berufung verstoßen und ihm ein Leid zufügen wollte, aber wenn, dann würde ich ihm vermutlich ein drittes Auge mitten auf der Stirn verpassen.
    Am liebsten würde ich Jennie in Zaundraht wickeln, sie quer über meinen Sattel legen und von hier wegbringen. Aber Judge Isaac Parker sind in diesem Landstrich schon über fünfzig Bundespolizisten weggeschossen worden, so daß ich glaube, daß er auch willens wäre, ein weibliches Bandenmitglied hängen zu lassen, zumal mir die Leute erzählt haben, daß er schon mal das Pferd eines Wegelagerers hängen ließ.
    Dieser Frau den Hof zu machen ist so, als ob man bei einem Gewitter hinter einer Herde Kühe herjagt. In den Sattel zu steigen ist weitaus leichter, als wieder abzusitzen. So ist das mit dem heidnischen Brauchtum.
    Als ich hinaus zu meinem Wagen ging, bog Lucas Smothers mit seinem klapprigen Pickup in die Auffahrt ein.
    »Mein Vater sagt, ich soll Ihnen was erzählen. Auch wenn ich’s bloß gehört habe«, sagte er.
    »Schieß los.«
    Er stieg aus dem Pickup und lehnte sich an den Kotflügel. Der Schatten einer Pappel fiel quer über sein Gesicht. Er biß einen Niednagel ab.
    »Die Feuerwehrmänner haben doch Jimmy Coles Leiche bei der alten Hart-Ranch gefunden. Und es sieht so aus, als ob Garland Moon ihn womöglich umgebracht und versucht hat, ihn mit ein paar alten Reifen zu verbrennen. Ich meine, das glaubt jedenfalls der Sheriff, stimmt’s?« sagte er.
    »Es sähe Moon ähnlich.«
    »Darl Vanzandt und ein paar andere haben sich da draußen immer Acid und Angel Dust eingepfiffen. Roseanne is einmal mit ihnen dort gewesen. Sie hat gesagt, daß Darl immer durchgedreht ist, wenn er auf Dust war.«
    »Was hat Darl denn mit Jimmy Cole zu tun?«
    »Vor sechs, sieben Monaten ist ein Landstreicher bei einem Brand in der Nähe der Bahngleise umgekommen. In der Zeitung stand, daß er einen mit Dachpappe gedeckten Holzschuppen mit einem kleinen Kerosinofen heizen wollte. Ich hab gehört, daß es womöglich Darl und ein paar andere gewesen sind.«
    Er sah meinen Gesichtsausdruck und wandte den Blick ab.
    »Warum sollte er einen Landstreicher umbringen?« fragte ich.
    »Ein paar von den Kids hier sind ziemlich grausam. Die brauchen keinen Grund. Roseanne hat gesagt, daß Darl womöglich ein Satanist ist.«
    »Hier handelt es sich um Mord.«
    »Ich hab Sachen gesehen, von denen die älteren Leute womöglich gar nix wissen wollen. So ist das in der Stadt hier schon immer gewesen.«
    »Jimmy Cole wurde nicht auf der Hart-Ranch umgebracht. Seine Leiche wurde anschließend dort hingeschafft.«
    »Dann war es also nicht Darl?«
    »Ich glaube nicht.«
    Er wischte sich die Hände an seiner Jeans ab. »Ich muß wieder zur Arbeit... Mister Holland?«
    »Ja?«
    Er kratzte mit dem Daumennagel ein Stück Rost von der Tür des Pickup.
    »Tun Sie das alles, weil Sie der Meinung sind, Sie schulden mir was?« fragte er.
    »Nein.«
    Er schwieg, doch ich sah ihm an, daß ihm noch eine Frage auf der Seele brannte, die er nicht stellen konnte.
    »Deine Mutter und ich standen uns sehr nahe. Wenn es anders gelaufen wäre, hätten wir vielleicht geheiratet. Deshalb habe ich ziemlich viel für dich übrig. Sie war ein feiner Mensch«, sagte ich.
    Sein Hals war gerötet,

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