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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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eingeführt hatte.
    Die Schulmädchen kicherten, wenn er an ihnen vorbeiging, und drei von ihnen hängten einmal ein mit Milch gefülltes Kondom in seinen Spind. Manchmal, wenn sie ihre Weiberfeten feierten, riefen sie mitten in der Nacht an und weckten seinen Vater, der sich hinterher fragte, ob sein Sohn etwa ein Kinderschänder war.
    Nach einiger Zeit fragte sich Bunny, ob Roseanne nicht noch andere Männer neben ihm hatte. Sie wußte zu gut Bescheid, konnte ihn gar zu leicht lenken, erkannte genau, wonach ihm zumute war und wie sie ihn rumkriegen konnte, daß sie sich nur auf seine Schenkel setzen, sein Gesicht an ihre Brust drücken und sein feuchtes Haar küssen mußte, während er in ihr kam.
    Eines Abends sprach er die Sache an. »Hast du noch jemand andern nebenher, Roseanne?« fragte er.
    »Du bist doch ein so was von dämlicher Dummfick ... Oh, tut mir leid, mein Schatz. Komm her.«
    In dieser Nacht fuhren sie nach San Antonio und ließen sich über der linken Brustwarze rote Herzen tätowieren.
    Nach dem Schulabschluß arbeitete er als Hilfskraft auf einem Ölbohrturm in Odessa. Im Sommer meldete er sich dann zum Sichtungslehrgang für Footballtalente auf der A & M an, und mit einemmal begriff er, so merkwürdig ihm das auch vorkam, daß er nicht mehr der Junge aus dem West End war.
    Er wurde zum Tête-à-tête mit den Kommilitoninnen eingeladen, von reichen Leuten zu Hause empfangen, von Geschäftsleuten zum Abendessen in den Country Club ausgeführt, und er kam sich vor, als habe er es mit einer einzigen großen Familie aus lauter zauberhaften Leuten zu tun, die ihn an Sohnes Statt annehmen wollten.
    Erst an Thanksgiving kam er wieder nach Deaf Smith. Und er rief auch Roseanne Hazlitt nicht an.
    Er rechnete damit, daß sie sauer sein würde, ihm Vorhaltungen machte, vielleicht sogar mit einem Besuch in College Station drohte, mit einer Szene in aller Öffentlichkeit, die ihn Kopf und Kragen kosten würde. Aber sie überraschte ihn einmal mehr.
    Es geschah beim letzten Saisonspiel im Spätherbst, an einem ebenso strahlend schönen Nachmittag wie vor einem Jahr, als er mit seinen Stollenschuhen zu ihr hingegangen und ihr den Ball zugeworfen hatte. Er stand von der Auswechselbank auf und ging zu der Kühlbox mit den Getränken, als er sie am Geländer vor den Logenplätzen stehen sah, neben einem Marineinfanteristen in Ausgehuniform. Bunny glotzte sie verdutzt an. Sie zupfte eine Chrysanthemenblüte von dem Sträußchen an ihrer Jacke ab, hauchte ihm einen Handkuß zu und warf ihm die Blume ins Gesicht.
    »Hey, bist du jetzt schon so eingebildet, daß du nicht mal mehr hallo sagen kannst, du alter Dummfick?« sagte sie.
    Er spürte den kalten Wind, der ihm um den bloßen Kopf blies, und kam sich trotz der Schulterpolster mit einemmal ganz klein vor.
    »Warum hat sie Ihnen vor dem Shorty’s eine Ohrfeige verpaßt, Bunny?« fragte ich.
    Er steckte beide Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans, trat gegen den Boden, antwortete aber nicht.
    Ich schaute über seine Schulter hinweg zu dem auffrisierten braunen Chevy mit den breiten Weißwandreifen und der weißen Lederpolsterung.
    »Das Auto sieht Masse aus«, sagte ich.
    Am nächsten Tag ging ich nach der Arbeit in die schlichte Kirche und zündete vor der Statue der Mutter Gottes eine Kerze an. Die Kirche war menschenleer, bis auf mich und Pete, der hinten auf einer Bank saß. Ich ging den Mittelgang entlang, tunkte die Finger in das Weihwasser und bekreuzigte mich, zwinkerte dann Pete zu und wartete auf der Treppe auf ihn.
    Im Westen hingen rote Wolkenstreifen am Himmel, und die Luft roch nach Kiefernharz und frisch bewässerten Feldern.
    »Hast du hier bloß eine Kerze anzünden wollen?« fragte Pete.
    »Ein Freund von mir ist heute vor elf Jahren gestorben. Drunten in Mexiko«, sagte ich.
    »Wie alt war er?«
    »Bloß ein bißchen älter als ich.«
    »Dann ist er ziemlich jung gestorben, stimmt’s?«
    »Ich glaube schon.«
    Er nickte. Dann wurde er mit einemmal nachdenklich, so als falle ihm etwas ein, eine Frage vielleicht, mit der er sich bislang nicht hatte beschäftigen wollen. »Weißt du noch, wie die beiden Autos da draußen vorgefahren sind, als du so sauer gewesen bist? Da hat der eine Mann doch gesagt, daß ihr den toten Mexen Spielkarten in den Mund gesteckt habt. So was hast du doch nicht gemacht, oder?«
    »Das waren keine x-beliebigen Mexikaner, Pete. Das waren üble Typen. Die haben es verdient.«
    »Das sieht dir gar nicht

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