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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mitte durch.
    »Mein Vater war ein anständiger Mann. Sie sind ein Dreckskerl, Moon. Sie hatten früher nicht mehr mit ihm gemein als mit uns hier und heute«, sagte ich.
    Ich nahm die Hälfte des Fotos, auf der ein Junge zu sehen war, der sich zu diesem Mann ausgewachsen hatte, und warf sie in den Schmelztiegel. Sie kräuselte sich zusammen, verglühte zu Asche und stieg auf wie ein schwarzer Schmetterling.
    Dann schlug ich mit der Rückhand zu, traf ihn mit meinem Ring am Mund und spürte, wie seine Lippe platzte.
    Moon grinste und spie das Blut in den Schmelztiegel. Er betastete seinen Mund. »Jemand, der so einen Haß im Leib hat, hat viel mehr mit mir gemein, als er glaubt«, sagte er.

24
    Virgil Morales, Mitglied der Purple Hearts aus San Antonio, der andere Leute gern als »Wichser« bezeichnete, saß mit seiner Freundin aus Austin in meinem Büro, schaute auf seine Uhr und wartete darauf, daß ich mein Telefonat beendete. Die Freundin hieß Jamie Lake, und auf ihrer sonnengebräunten Schulter waren links und rechts geflügelte Drachen tätowiert. Außerdem roch sie, als hätte sie bei geschlossenem Autofenster einen Joint geraucht.
    Temple Carrol lehnte mit verschränkten Armen an einem Tisch hinter ihnen und schaut Jamie Lake an, als sei diese einem Loch im Raum-Zeit-Kontinuum entsprungen.
    Ich beendete das Gespräch mit meinem Freund, den ich dafür bezahlt hatte, daß er mit den beiden einen Lügendetektortest durchführte.
    »Seiner Ansicht nach deutet alles darauf hin, daß Sie die Wahrheit sagen«, sagte ich zu Virgil.
    »Und darüber soll ich mich jetzt wohl freuen?« erwiderte er.
    »Die Testergebnisse sind nicht immer eindeutig. Ihre schon«, sagte ich.
    »Das hört man doch gern. Wann sollen wir wieder herkommen?«
    »In zehn Tagen werden die Geschworenen ausgewählt.«
    »Ich hab das schon mal mitgemacht. Is nicht unhöflich gemeint, aber ich hab keine Lust, jeden Morgen um halb acht hierherzufahren, mich auf eine Bank im Flur zu hocken und mit meinem Pimmel zu spielen, bis jemand einfällt, daß ich als Zeuge geladen bin.«
    »Wie wär’s, wenn ich jemanden zu Ihnen schicke? Ist Ihnen das recht?« fragte ich.
    Er streckte ein Bein aus und rieb sich innen am Schenkel. »Jo, das is wahrscheinlich am besten. Aber rufen Sie vorher an, okay?«
    Jamie Lake saß mit offenem Mund da und kaute einen Gummi. Sie hatte lange dunkelblonde Haare und ein schmales Gesicht, das leicht verkniffen wirkte. »Wieso komm ich mir hier bloß vor wie der letzte Arsch?« sagte sie.
    »Mein Freund, der Mann, der den Lügendetektortest durchgeführt hat, sagt, daß er sich bei Ihnen nicht ganz schlüssig war. So was kommt vor.«
    »Ja? Tja, ich glaub Ihnen kein Wort. Meiner Meinung nach hat Ihr Freund bloß versucht, mir in den Ausschnitt zu glotzen«, sagte sie.
    »Schon möglich.«
    »Dann rufen Sie den Scheißer doch mal an. Ich hab ihm die Wahrheit gesagt. Ich bin doch nicht extra hierhergekommen, um mir euern Quatsch anzuhören.«
    Temple, die nach wie vor hinter ihnen stand, legte den Kopf schief und schaute mich an.
    »Mein Freund meint, daß Sie vor dem Test womöglich mit einigen Pharmazeutika in Berührung gekommen sind«, sagte ich.
    »Sie haben von uns beiden Urinproben machen lassen. Bestellen Sie dem Arschloch, daß ich n IQ von hundertsechzig habe und mir alles merke, was ich seh, wie mit ner Kamera. Und bestellen Sie ihm außerdem, daß er meiner Meinung nach n Spanner is.«
    »Ich werde es weitergeben«, erwiderte ich.
    »Kriegen wir ein bißchen Geld für Sprit und was zu essen« fragte Virgil.
    »Na klar. Liegt bei der Sekretärin. Ihr seid eine große Hilfe gewesen«, sagte ich. Ich schaute Jamie Lake nicht an.
    »Leck mich am Arsch«, sagte sie.
    In diesem Augenblick meldete sich meine Sekretärin über die Gegensprechanlage.
    »Billy Bob, Lucas Smothers ist hier«, sagte sie, und ehe ich etwas erwidern konnte, öffnete Lucas die Innentür zum Büro und kam herein.
    »Tut mir leid. Ich hab nicht gewußt, daß Sie jemand hier haben«, sagte er.
    »Ist schon gut«, erwiderte ich.
    Jamie Lake schaute Lucas an, als wolle sie ihn mit ihren Blicken ausziehen. Dann wandte sie sich an mich.
    »Fragen Sie ihn mal, wann er dieses Hemd noch angehabt hat«, sagte sie.
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »In der Nacht auf dem Picknickplatz, als wir ihn gesehen haben. Das war alles, was er angehabt hat. Seine Hose hat um die Knie gehangen, und er war weggetreten und hat das blau-weiß karierte Hemd mit den kleinen goldenen

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