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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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in Gefahr«, fügte Stark hinzu.

    » Weitere Menschen?« Die dunklen Augen des Viehzüchters wurden zu Schlitzen. »Ist denn etwas passiert?«
    »Ja, und uns drängt die Zeit. Es könnte um Leben und Tod gehen.«
    »Arbeiten Sie für die Versicherung?«
    Stark legte den Kopf schief. »Versicherung?«
    Mit misstrauischem Blick streckte sich Gessing zu voller Größe und schob die Hände in die Hosentaschen. »Der Fall ist längst verjährt, das wissen Sie hoffentlich.«
    Jan hob abwehrend die Hände. »Hören Sie, Herr Gessing, wir sind nicht hier, um Ihnen Schwierigkeiten zu machen. Unser Interesse hat mit einer Frau zu tun, die sich für Tatjana ausgibt. Vermutlich kennt sie Tatjana, und wir versuchen herauszufinden, woher.«
    Gessing war anzusehen, dass er ihm nicht glaubte. »Wer sollte diese Frau sein?«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte Jan. »Wir gehen davon aus, dass es eine Verbindung zwischen ihr und Tatjana gibt. Vielleicht etwas, das mit der Tötung von Rindern zu tun hat …«
    Bei diesen Worten ging in Gessings Gesicht eine Veränderung vor sich. Jan glaubte, eine Art Begreifen zu erkennen.
    »Tote Rinder?«
    »Ja.«
    Langsam zog der Viehzüchter seine Hände aus den Taschen und brachte eine Dose Schnupftabak zum Vorschein. Er sah zu einer Anhöhe hinüber, die etwa zweihundert Meter vom Hof entfernt aufragte. Für einen kurzen Moment schien es, als habe er dort oben etwas gesehen, doch als Jan seinem Blick folgte, sah er nur einen verlassenen Hügel mit einem vereinzelten Baum.
    Gessing klopfte sich eine dicke Prise auf den Handrücken
und zog sie durch die Nase ein. Er kniff die Augen fest zusammen, dann schüttelte er sich und sah Jan an.
    »Und wieso glauben Sie, dass Menschen in Gefahr sind?«
    »Die Frau, die wir suchen, hat zwei Morde begangen«, erklärte Stark und wechselte einen kurzen Blick mit Jan. Auch er musste erkannt haben, dass Gessing etwas wusste. »Genauer gesagt, wissen wir bisher von zwei Morden. Möglicherweise sind es mehr. Außerdem hat sie einen Anschlag auf Dr. Forstners Lebensgefährtin verübt. Also, wenn Sie irgendetwas darüber wissen, dann müssen Sie es uns sagen.«
    Gessing rieb sich die knollige Nase und sah auf die Spitzen seiner Stiefel. »Sie sind also nicht von der Versicherung? Ich will nicht schon wieder Ärger mit denen haben. Dafür habe ich viel zu hart geschuftet.«
    »Nein«, versicherte Jan. »Es geht uns einzig und allein um diese Frau. Sie wissen doch etwas, nicht wahr?«
    Mit gerunzelter Stirn sah Gessing zu den Ställen hinüber, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht direkt, aber ich ahne so etwas. Allerdings hätte ich nie gedacht …« Er verstummte und schüttelte abermals den Kopf.
    »Erzählen Sie uns davon«, drängte Stark.
    »Ah, ich weiß nicht. Sie werden mich bestimmt für einen Spinner halten.«
    »Nein, das werden wir sicherlich nicht, Herr Gessing«, sagte Jan. »Bitte erzählen Sie uns, was Sie wissen. Es ist wirklich wichtig.«
    Der Viehzüchter blickte von einem zum andern. »Also gut«, sagte er der schließlich. »Ich werde es Ihnen erzählen. Ist aber eine ziemlich verrückte Geschichte, das sage ich Ihnen gleich. Um das alles zu erklären, muss ich ein wenig ausholen. Das Ganze ist passiert, als ich noch als
Arbeiter auf dem Hof beschäftigt war. Damals gehörte er Tatjanas Vater. Walter Harder war kein einfacher Mensch, beileibe nicht. Ein Schrank von einem Kerl, aber sein Herz hätte in einen Fingerhut gepasst, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn man konnte, ging man ihm am besten aus dem Weg. Als er dann im Feuer umgekommen war, hat ihm keiner groß nachgetrauert.«
    »Was war das für ein Brand?«, wollte Stark wissen.
    »Eine defekte Gasleitung in der Küche.« Gessing deutete hinter sich auf das Wohnhaus. »Das haben wir alles neu gebaut. Von Walters Hof war nicht viel übrig geblieben. «
    »Wenn es wirklich ein Defekt war«, sagte Jan, »warum haben Sie dann vorhin befürchtet, dass wir von der Versicherung geschickt wurden? Noch dazu nach all den Jahren? «
    Mit geschürzten Lippen wandte Gessing den Kopf ab. Etwas in ihm arbeitete, das war deutlich zu spüren. Er focht einen inneren Kampf, ob er ihnen vertrauen sollte. Schließlich sah er Jan wieder an.
    »Diese … diese Frau – Sie sagten, sie hat einen Anschlag auf Ihre Lebensgefährtin verübt? Was hat sie ihr angetan?«
    Die Frage traf Jan wie ein Faustschlag. »Sie … Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    Gessing nickte verstehend und zeigte auf Starks

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