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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Treppe hinüber, die sie erst jetzt bemerkte, weil sie halb von der geöffneten Tür verdeckt war.
    Die schmale Stiege wirkte derart windschief, dass Karen sich unwillkürlich fragte, ob man überhaupt wagen durfte, sie zu benutzen.
    «Wenn du magst, können wir raufgehen», meinte Denis, der sie die ganze Zeit über aufmerksam beobachtete.
    «Was ist dort oben?», fragte sie und erhielt eine ausgesprochen merkwürdige Antwort.
    «Die Sonne», sagte er, begeistert vom Interesse, das sie ihm entgegenbrachte.
    Eilig kletterte er die steile Treppe hinauf. Karen folgte ihm, wobei sie kaum wagte, sich an dem wackeligen Geländer festzuhalten. So neu das Holz auch aussah, die ganze Konstruktion schien ihr eher abbruchreif zu sein. Für so etwas wie Reparaturen besaß Denis offenbar kein Talent.
    Oben angekommen hielt er kurz an und tippte auf einen weiteren Lichtschalter, daraufhin leuchteten zwei Stehlampen auf. Sie blieb stehen und staunte einmal mehr.
    Der meiste Raum wurde von einem großen Messingbett, über das eine weiche Decke aus violettem Samt ausgebreitet war, in Anspruch genommen.
    Regale, in denen Hunderte von Büchern neben-, über- und untereinander gestapelt waren, säumten das halbe Rund der Wände. Die andere Hälfte bot einen Anblick, der ihr tatsächlich für einen Moment den Atem verschlug.
    Die Sonne hatte er gesagt, und jetzt sah sie, dass das nicht zu viel versprochen war.
    In die gewölbte Mauer war vom Boden, bis direkt unter das unverkleidete Spitzdach des Turmes, ein Panoramafenster aus buntem Bleiglas eingelassen. Feinste Mosaiksplitter fügten sich zu einem Bildnis zusammen, dessen Farben selbst jetzt bei Nacht in ihrer vollen Pracht leuchteten.
    Das Bild zeigte einen zweirädrigen Wagen, den vier Pferde, zwei Schimmel und zwei Rappen, über einen strahlend blauen Himmel zogen. Gelenkt wurde das Viergespann von einem Mann in weitem, wehenden Gewand. Sein majestätisch lodernder Blick schien ihr zu folgen, als sie langsam durch das Zimmer zu Denis ging. Hinter dem grimmigen Wagenführer erstrahlte eine gigantische, flammende Sonne, deren blendend helles Licht sich wie flüssiges Gold über den gläsernen Himmel ergoss.
    «Mein Gott, ist das schön», flüsterte sie, als sie endlich die Sprache wiederfand.
    «Ja, nicht wahr. Das ist Helios, der griechische Gott, der die Sonne jeden Tag in seinem Wagen über den Himmel zieht», erläuterte er und zog sie mit sich näher an das über vier Meter hohe Kunstwerk heran, «ich fand das arme Ding vor einigen Jahren in einem Abbruchhaus und brachte es hierher. Damals war nur noch ein jämmerliches Gerippe davon übrig geblieben», erklärte Denis, «sieh mal, hier! Die Rahmen der fehlenden Glasstücke waren noch da, aber außer den beiden Pferden und dem halben Wagen war alles herausgebrochen.»
    «Und du hast das alles allein gemacht?»
    Er nickte und seine bleichen Wangen röteten vor Stolz.
    «Es war schwierig, die Farben richtig hinzubekommen. Die Plättchen, kaum ohne Blasen anzufertigen, war erst schwierig, aber nach einiger Übung war es dann ganz leicht.»
    «Wie hast du das nur geschafft? Es ist so riesig.»
    «Nein, sieh doch mal hier! An einigen Stellen sind die Nähte noch zu sehen, aber besser ging es nicht. Siehst du dort?» Er nahm Karens Hand und presste ihre Fingerspitzen mit sanftem Druck gegen einen der kalten Metallstränge, in welche die kleinen Glasplatten eingepasst waren.
    «Meine Güte, Denis, und du glaubst, kein Talent zu haben? Sieh dich doch nur mal um. Du erschaffst Dinge, Bilder, Welten, die so unglaublich sind, dass der begabteste Künstler der Welt in Ohnmacht fiele, könnte er das hier sehen.»
    Doch er schüttelte traurig den Kopf.
    «Karen, ich sehe das doch alles, aber du scheinst nicht zu sehen.» Mit den beiden Armen vollführte er eine Geste, die den ganzen Raum umspannte. «Das, was du hier siehst, hat nicht den geringsten Nutzen in der Welt, in der ich lebe. Du glaubst, jeder müsse mich um meine Talente beneiden? Dann frag doch mal, ob sie dafür auch mit mir tauschen wollen. Was nützen mir Talente, die mich weder befähigen mich zu ernähren, noch zu verteidigen? Was ich besitze, sind menschliche Talente, aber ich bin kein Mensch! Ich bin das, wozu meine Mutter mich gemacht hat. Du beneidest mich um meine Gaben? Dann nimm sie, nimm sie hin, und gib mir dafür deine Fähigkeit, die Gedanken der Menschen zu berühren. Das wäre etwas, mit dem ich was anfangen könnte. Mir nützt es nichts, diese Welten, wie du

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