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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Gewitterwolken die Sonne verbargen, musste er vor dem Tageslicht Schutz suchen.
     «Ich denke, es wird jetzt wirklich Zeit. Entschuldige bitte.»
    «Ja, schon gut», meinte sie, doch ihr ängstlicher Blick zum Fenster, das jetzt in einer Reihe greller Blitze hell aufleuchtete, strafte sie Lüge.
    «Du kannst hier bleiben und lesen, wenn du magst», bot er an und schlurfte langsam zu der Bodenluke. Von unten warf das helle Licht der Deckenlampe bizarre Schatten auf sein Gesicht, als er noch einmal innehielt und zurückblickte, bevor er die oberste Stufe betrat.
    «Fühl dich ganz wie zu Hause.» Er lächelte unsicher und machte eine unbestimmte Geste zu den Regalen hinüber. «Du kannst meine Bücher lesen, oder was immer du magst.»
    Sie sollte sich wie zu Hause fühlen? Panik kroch ihr mit kalten Fingern den Rücken hoch und stellte die kurzen Nackenhärchen auf. Verdammt! Wie sollte sie sich an diesem Ort zu Hause fühlen?
    «Wir sehen uns heute Abend?», fragte er hoffnungsvoll.
     Oh, Denis! dachte sie, geh nicht! Sie wollte nicht allein sein. Nicht hier, nicht heute. Auch wenn er in den vergangenen Stunden überhaupt nichts sprach und auch nichts über Lucas verraten wollte, sondern nur mit einem Stück Kohle auf seiner Leinwand kratzte, das war egal. Hauptsache sie war nicht allein. Sie brauchte jemanden, der sie davon ablenkte völlig durchzudrehen, während sie noch einen quälend langen Tag damit verbrachte, auf Lucas Vale zu warten. Was sollte sie jetzt nur tun?
    «Du bleibst doch noch, oder?», fragte Denis und sah sie besorgt an.
    «Ja, für eine Weile.»
    «Das ist gut!», meinte er und lächelte matt. «Wenn du raus willst, dann geh unten durch die andere Tür und die Treppe runter. Du kommst dann in den Garten. Ich muss leider abschließen, sonst könnte ja jeder hier rein, wenn ich weg bin.»
    Er wandte sich endgültig ab und stapfte die Stufen hinunter. Karen sprang auf und rannte hinter ihm her. «Warte, bitte», rief sie, «ich komme mit!»
    Er blieb stehen und drehte sich um, antwortete aber nicht, sondern blinzelte sie nur mit glasigen Augen an. «Aber nur bis zur Kellertür. Mit runter darfst du nicht.»
    Leicht verärgert runzelte sie die Augenbrauen. Dachte er etwa, sie erwartete eine exklusive Einladung in Daddys Club, oder was? Ihr war schon längst klar geworden, dass Lucas Leben nicht gerade von der Sorge um seine geliebte Tochter bestimmt wurde. Schließlich war er vollauf damit beschäftigt durch die Weltgeschichte zu düsen und Reichtümer anzuhäufen, wichtige Vampirangelegenheiten zu regeln und sich um anderer Leute Kinder zu kümmern.
    Dabei verschwendete er nicht einen einzigen Gedanken an sie oder an ihre Mutter. Was aus ihnen geworden war, scherte ihm anscheinend einen Dreck. Seine Ignoranz stank zum Himmel. Warum war ihr das nicht schon viel früher klar geworden, dass sie von Anfang an alleine stand? Allein gegen Lucas, allein gegen diese Familie und allein gegen dieses verfluchte Haus, das ihr wie ein kaltes, dunkles Grab erschien, in dem sie mit jeder Stunde die sie hier war, mehr und mehr das Gefühl bekam, zu ersticken. Jarout konnte sie getrost vergessen. Was immer sie auch in ihrer Naivität von ihm erhoffte, war doch nichts weiter als eine Illusion und sein hinterhältiger Versuch, sie zu manipulieren. Aber da täuschte er sich. Wenn er glaubte, sie fiel noch einmal auf seine Schmeicheleien und Zärtlichkeiten herein, dann war er verdammt noch mal auf dem Holzweg. Bei ihr funktionierte das alte Du-musst-nur-auf-den-richtigen-Knopf-drücken-Spiel nicht. Nein, bei mir nicht mehr, aber vielleicht bei anderen.
    Du musst dafür sorgen, dass dieses Spiel nach deinen Regeln gespielt wird! dachte sie grimmig. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie das Blatt zu ihren Gunsten wenden wollte. Bisher war nur sie die Betroffene. Jarout brachte sie her, Lucas Buch verwirrte sie, das Haus lenkte sie ab, Blanche fütterte und lullte sie mit ihrer Freundlichkeit ein, und Jarout verführte sie mit seiner gespielten Zuneigung. Und die liebe Karen ließ all das völlig apathisch über sich ergehen. Damit war ein für alle Mal Schluss! Sie brauchte einen Trick, um Denis zum Reden zu bringen. Und wenn sie dabei zu einer gemeinen Lüge greifen musste, dann sollte das wohl so sein, sonst stand sie nächste Nacht noch immer mit leeren Händen da und ängstigte sich vor geflügelten Vampiren.
    «Denis!» Sie waren an der Treppe zur Eingangshalle angekommen, Karen packte ihn am Arm und

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