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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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verdiente ihn doch gar nicht! Sie war sein Kind und nicht er!
    Oh nein, Denis konnte ja nichts dafür. Ihn traf keine Schuld. Schuldig war einzig und allein Lucas Vale und sogar jetzt noch zog er sich aus der Verantwortung, indem er durch das Einzige glänzte, was ihm wirklich zu liegen schien - Abwesenheit. Fahr zur Hölle Lucas! Und gnade dir Gott, wenn ich dich in die Finger bekomme! Nein, Denis konnte wirklich nichts dafür, was zwischen ihr und Lucas war oder vielmehr nicht war. Er war unschuldig - vielleicht als Einziger in diesem Haus. Denis war einfach nur ein süßer, naiver Kerl, der dasselbe wie sie auch suchte - Verständnis und Zuneigung.
    Der warme Duft seiner Haare hüllte sie ein, und ganz leicht spürte sie seine zaghaft tastenden Hände auf ihrem Gesicht. Seinen Kopf wie schutzsuchend in ihrem Haar vergraben, tastete er nach ihren Wangen. Die schlanken, kalten Fingern erkundeten jeden Zug, jeden Bogen, und schienen sogar noch die Beschaffenheit der Haut selbst erfühlen zu wollen.
    Dann löste er sich auf einmal energisch aus ihren Armen und zog sie zu dem großen Bett.
    «Setz dich, bitte!», flüsterte er mit ernstem Gesicht und drückte sie sanft an den Schultern nieder. «Ich bin sofort wieder bei dir.»
    Er lief die Treppe hinunter und Karen hörte ihn ein Stockwerk tiefer mit lautem Geklapper herumhantieren und raschelnd in den Papierbergen wühlen. Mehrere Minuten ging das so. Als er endlich wieder in der Öffnung der Luke auftauchte, schleppte er eine der Staffeleien über der rechten Schulter herauf. Unter den linken Arm geklemmt trug er einen dicken Skizzenblock und in der linken Hand einen Holzkasten, dessen Inhalt bei jedem Schritt geheimnisvoll klapperte.
    Das Holzgestell postierte er zunächst wahllos mitten im Raum und die anderen Utensilien warf er neben sie auf die weiche Decke.
    Immer noch sagte er kein Wort, und auch Karen wollte die Stille nicht durch völlig unnötige Bemerkungen oder Fragen zerstören. Ihrem gemeinsamen Schweigen haftete beinahe etwas Heiliges an. Seine Hände arbeiteten geschickt und bar jeder Unsicherheit. Wie in einem Ritual, währenddem nur das Rascheln und Schaben der benötigten Sakramentalien zu vernehmen war, legte er zurecht, was er zum Malen brauchte.
    Und während Denis seinen Altar aufbaute, versuchte Karen eine Position auf dem Bett zu finden, welche bequem genug war, um sie solange wie nötig beizubehalten.
    Als Denis erkannte, dass sie bereit war, huschte er beinahe geräuschlos einmal um das Bett herum, verharrte mehrmals einige Sekunden lang und stellte seine Staffelei schließlich in einiger Entfernung rechts neben dem Bett auf.
    Das leise Hauchen des Windes in den Dachziegeln und das Kratzen der Kohle auf dem rauen Papier waren von hypnotischer Gleichmäßigkeit. Karen schloss die Augen und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Doch anstatt gleich einzuschlafen, verharrte sie lange Zeit in diesem herrlich schwebenden Dämmerzustand, in dem Traum und Realität nicht mehr länger zu unterscheiden waren. Bilder kamen zu ihr, flossen hinter ihren geschlossenen Lidern vorüber, wurden zu ineinander verflochtenen sinn- und handlungslosen Strängen, die sie unmerklich immer tiefer in den Schlaf zogen.
    Und dann träumte sie von der Sonne, die vom Himmel herab auf die Erde kam, und ihr goldenes Strahlen hell und unendlich sanft in jeden Winkel der Nacht verströmte.

14. Kapitel
     
    Denis lag zusammengerollt am Fußende des Bettes und beobachtete sie stumm. Verängstigt stand Karen am Fenster und blickte hinaus in die Schwärze der Nacht. Ein greller Blitz zerriss die dunklen Wolken. Erschrocken kniff sie die Augen zu. Kurz flackerte das elektrische Licht, dann folgte ein heftiger Donnerschlag mit lautem Krachen. Dumpf grollte er über dem wolkenverhangenen Himmel und verlor sich in der Ferne. Karen schauderte. Gewitter jagten ihr jedes Mal eine panische Angst ein.
     «Es wird Tag», flüsterte Denis und setzte sich auf, «ich muss gleich gehen.»
    Seine Stimme klang müde und doch konnte sie seine Unruhe ganz deutlich spüren. Er durfte jetzt nicht gehen. Sie wollte nicht schon wieder allein sein und schon gar nicht bei einem derartigen Unwetter. Außerdem war er ihr noch Antworten auf ihre Fragen nach Lucas schuldig. Während der vergangenen Stunden war er ganz in die Arbeit an ihrem Bild vertieft gewesen, und sie konnte kein vernünftiges Wort aus ihm herausbekommen. Doch sie wusste, dass er nicht bleiben konnte. Auch wenn die dichten, grauen

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