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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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ihr Haus gekommen war und einige Tage zu bleiben plante. Sie sei ganz reizend, schwärmte Blanche, und so höflich. Man müsse sie einfach entzückend finden mit ihren langen roten Haaren und dem zarten, kleinen Elfengesichtchen.
    «Mir gefällt das überhaupt nicht, dass Jarout eine seiner Freundinnen bei uns einquartiert, sagte ich Blanche», meinte Seamus, «aber sie ist ganz aus dem Häuschen wegen der Kleinen, von wegen gutem Umgang, den ihr lieber Sohn doch da hat und was weiß ich was. Egal, mir gefällt's nicht.»
    Darin zumindest waren sie sich einig. Lucas gefiel das auch nicht. Ganz im Gegenteil. Allerdings weniger, weil Jarouts Verhalten womöglich wieder einmal Probleme bereiten könnte. Als er die Beschreibung des Mädchens hörte, wurde ihm ganz flau, und sofort stellte sich das irrationale Gefühl ein, dass sich etwas seit Langem Angekündigtes nun immer dichter zusammenzufügen begann. So, als nähme eine bloße Ahnung feste Form an. War ein solcher Zufall möglich? Je länger er darüber nachdachte, umso deutlicher zeichnete sich für ihn ein denkbarer Zusammenhang zwischen den plötzlich wieder so lebendigen Erinnerungen an Aimee und die Kinder und diesem unerwarteten Besuch ab.
    Er mochte sich irren und sein Gefühl konnte ihn täuschen, doch in diesem Moment wusste er nur eines. Und zwar, dass er um jeden Preis und so schnell wie möglich nach Hause musste.
    Mit einem energischen Ruck schob er den innen angebrachten Riegel seines Koffers zu. Sollte Seamus ihn hassen. Das war ihm egal. Er konnte ihn auch gern für völlig übergeschnappt halten, wenn sich seine Ahnung als Finte herausstellen sollte. Aber bis dahin und bis zu der Gewissheit, dass seine Erinnerungen und das gleichzeitige Auftauchen des Mädchens nichts weiter als seltsame Zufälle waren, konnte er ihn nicht davon abhalten, seiner Intuition zu folgen.

16. Kapitel
     
    Nichts in der Bibliothek war verändert. Die Vorhänge waren aufgezogen, und wie sie schon von der Tür aus erkennen konnte, lag das Notizbuch noch an genau der Stelle, wo sie es gestern liegen ließ.
    Durch die Fenster blickte Karen auf einen finsteren, bleigrauen Himmel, über den ein Blitz den anderen jagte. Ein wilder Sturm peitschte die Wipfel der Bäume, und ein dichter Regenschleier rauschte wie ein wahrer Sturzbach von den tief hängenden Wolken herab. Fette Tropfen prasselten wie Maschinengewehrfeuer gegen die Fensterscheiben.
    Karen ging zum Schreibtisch und schaltete die Lampe ein. Erleichtert atmete sie auf, als das warme Licht die dämmerige Finsternis vertrieb.
    Gut! dachte sie. Ganz ruhig jetzt, Karen, denk nach! Wo versteckt ein Mann wie Lucas den Schlüssel zu seinem privaten Zimmer? Wo bewahrt jemand derart persönliche Dinge auf? überlegte sie. Sie wusste, dass Lucas dieses Zimmer als eine Art Büro benutzte, dieser Schreibtisch seiner war und das Buch ihm gehörte. Dies hier war sein Zimmer, in dem er geschäftliche Dinge erledigte und Tagebucheintragungen vornahm.
    Langsam ließ sie ihre Hände über die glatte Tischplatte wandern. Da stimmte doch etwas nicht! Lucas Zimmer? Aber weit und breit war nichts von Lucas zu erkennen. Genau wie im übrigen Haus. So, als hinterließe er nirgendwo auch nur die allerkleinste Spur. Hier waren keine Fotos, keine Notizzettel und auch nicht der übliche Erinnerungskrimskrams, den man doch praktisch auf jedem Schreibtisch fand. Bisher existierte Lucas Vale nur in Erzählungen. Geredet wurde im Vergleich zu dem, was über ihn in diesem Haus zu sehen war, reichlich und viel. Jarout schimpfte ihn einen Lügner, ungerechten Vater, schwächlichen Mann. Denis vergötterte ihn geradezu. Und Blanche? Sie schien eine Art vornehmen Stolz auf ihre Position an der Seite dieses großen, sich ständig auf Reise befindlichen Geschäftsmannes zu empfinden. Aber wo war Lucas?
    Der Gedanke an ihn erweckte das beißende Gefühl einer Folter und trieb ihre Neugier voran, alles über diesen Mann zu erfahren. Mit einem kräftigen Ruck zog sie die breite Schublade in der Mitte unterhalb der Tischplatte auf. Wie sie beinahe erwartete, herrschte auch hier geradezu geometrische Ordnung. Rechtwinklig bereitgelegtes Löschpapier, rechts davon ein Stoß Briefumschläge. Unterhalb des Papiers fand sie zwei kleine, messingfarbene Schlüssel. Karen nahm einen davon auf und sah ihn genauer an. Nein, keine Schlüssel, die in ein Türschloss passten. Dafür waren sie zu klein, aber vermutlich gehörten sie zu den Türen rechts und links an den

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