Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Entscheidung, ob ich euch hinterher auch nur ein Sterbenswörtchen verrate«, sagte Karen energisch.
Arweth überhörte Karens Einwand. Was bildete sich dieses Mädchen bloß ein?
»Was haltet ihr davon, wenn ich mit Jarout nach London gehe und wir schauen, was wir herausbekommen«, schlug Calman vor.
»Eigentlich bräuchten wir dich noch eine Weile hier ...«, gab Lucas zu bedenken.
»Oh, ich bin sicher, ihr bekommt das auch ohne mich ganz gut hin. Ich bin ja nicht lange weg und bestimmt wieder zurück, ehe ihr mich benötigt«, meinte Calman.
»Ich komme mit«, fuhr Karen dazwischen.
Wie kommt sie dazu, ihr Gespräch schon wieder zu unterbrechen. Lucas sollte ihr unbedingt mal etwas Benehmen beibringen, dachte Arweth empört und wollte sie gerade zurechtweisen, als Jarout dazwischen fuhr.
»Ich denke, sie hat es verdient, dabei zu sein. Schließlich hat sie das Foto gefunden. Und ohne sie hätte ich den Kerl auch nicht erkennen können und wir wären immer noch keinen Deut weiter und ...«
»Das reicht!«, unterbrach ihn Calman. »Aber ich glaube, Jarout hat recht. Vielleicht kann sie uns vor Ort helfen. Ich meine, falls der gute Mann nicht so zugänglich ist, wie wir das gern hätten.«
»Oder, wenn sie was in dem Haus findet. Was meinst du, Vater?«, fragte Jarout.
Lucas sah aus, als überlegte er kurz. Dann sah er auf und seine hellen Augen wanderten ernst zwischen Jarout und Karen hin und her.
»Meinetwegen. Du kannst sie begleiten, Karen. Aber du, Jarout, wirst mir dafür verantwortlich sein, dass ihr nichts zustößt. Wir wissen, wie gefährlich unser Gegner werden kann. Falls die Situation zu riskant wird, bringst du sie zurück, verstanden?«
Sie war erstaunt, wie leicht Lucas sein Einverständnis gab. Doch seine Entscheidung zu hinterfragen wäre dumm. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass er womöglich erkannte, dass seine Zustimmung vorschnell war und ihr doch verbot, Calman und Jarout zu begleiten.
Calman nickte und stand auf. »Wir sollten sofort aufbrechen, sonst beschließt Mister Somers noch auszugehen und dann können wir auch noch ihn suchen«, meinte er.
Die anderen stimmten ihm zu. Zu dritt gingen sie in den Keller.
Calman entriegelte die schwere Eichentür und lief die elektrisch beleuchtete Treppe hinunter. Karen zögerte kurz. Sie war nicht zum ersten Mal hier unten. Allerdings war ihr der Zugang normalerweise verwehrt. Das Betreten der unterirdischen Räume, in denen die Hirudo ihren Tagschlaf hielten, erschien ihr wie die Verletzung eines Tabus. Heute kam hinzu, dass Malcolms Leiche dort unten lag. Allein schon bei dem Gedanken an ihn wurde ihr unwohl. Was sie wohl getan hätten, wenn sich keine Alternative geboten hätte? Hätten sie versucht, sie zu zwingen, ihn zu berühren?
Als sie am Fuß der Treppe ankamen, fiel ihr Blick sofort auf das weiße Tuch. Als heller Schemen war das Leinentuch im Halbdunkel am anderen Ende des Kellergewölbes zu erkennen. Dort auf dem Tisch unter dem Laken lag er. Gänsehaut kribbelte Karen über die Arme und stellte die feinen Härchen ihrer Haut auf. Sie fuhr erschrocken zusammen, als Jarouts Stimme leise hallend von der gewölbten Decke reflektierte.
»Dann lasst uns damit anfangen, dass wir uns mit diesem Randolph Somers unterhalten«, meinte er und war als Erster am Spiegel.
»Vielleicht sollten wir erst zu dem Haus gehen. Wer weiß, womöglich finden wir etwas, was andere übersehen haben«, schlug Calman vor.
»In Ordnung, dann gehen Karen und du meinetwegen dorthin und ich kümmere mich um Randyboy.« Jarouts Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes ahnen.
»Ja, und lebt der Mann noch, wenn du wieder gehst?«, fragte Karen und warf ihrem Bruder einen prüfenden Blick zu. Ein breites Grinsen war seine Antwort.
»Wir bleiben zusammen«, entschied Calman und schubste Jarout in Richtung Spiegel. Seine Worte klangen streng. Trotzdem fragte sich Karen, ob er ahnte, wie schwer Jarout von etwas abzuhalten war, das er sich in den Kopf gesetzt hatte.
~ 7. Kapitel ~
In dem Turner
Licht und Schatten erfährt
Schwankend verließ Turner die Kneipe und trat hinaus auf die Straße. Er suchte Halt an einer Laterne und rutschte ab. Völlig unvermittelt gaben seine Beine unter ihm nach und er taumelte hilflos zu Boden.
Sein verschwommener Blick suchte das Licht zwischen den bedrohlichen Schatten. Widerwillig schüttelte er den Kopf. Die Benommenheit wich allmählich in der Kälte der Nachtluft, die er gierig in seine schmerzenden
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