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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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schrie auf. Sie hatten den groß gewachsenen Mann nicht kommen gehört.
    »Ich habe mir den Speer angesehen, der in den Motorblock gedrungen ist – es dürfte ihn nicht geben. Wie die anderen, die uns nur knapp verfehlt haben.«
    »Was soll das heißen?«, hakte Janet nach. Sie hatte wie Alice nicht mitbekommen, was zu dem Unfall geführt hatte. Als die beiden Männer von den Speeren erzählten, hatte sich alles in ihr dagegen gesträubt, ihnen zu glauben.
    Talon hielt den mehr als mannsgroßen Speer fest in beiden Händen. Der hölzerne Schaft war versehen mit bunten Büscheln Vogelfedern, die nun zerfetzt in ihrer Befestigung hingen. Er betrachtete das breite, flache Klingenblatt. Selbst durch den Einschlag in das Fahrzeug war es kaum verformt worden.
    »Niemand benutzt heute noch solche alten Waffen. Selbst die wenigen Stämme in der Umgebung verwenden sie bestenfalls für rituelle Anlässe. Aber keine mit solchen Verzierungen. Ich frage mich -«
    Ein leises Klicken unterbrach ihn in seinen Gedanken. Talons Kopf ruckte zur Seite.
    »Meine Güte, Alice! Muss das sein?«, herrschte er die Fotografin an. Diese hielt ihre Kamera in beiden Händen und kniete am Boden. Sie hatte sich beim Unfall nur ein paar Schürfwunden zugezogen.
    »Das war einfach ein zu geniales Motiv, Sie mit der Waffe!«, erklärte sie ihm. »Zu schade, dass die Kamera den Unfall überlebt hat, hm?«, fügte sie schnippisch an. Sie legte die Abdeckplatte auf das Objektiv und warf sich dann den Tragegurt, am dem das Gerät hing, um die Schulter. »Und ich bin noch mit einigen Akkus und Speicherkarten bewaffnet«, schloss sie ab.
    Talon musterte sie und rammte den Holzschaft in den Boden.
    »Die Männer, die uns beobachten, sind es mit Speeren«, meinte er kühl.
    Erschrocken zuckten die Anwesenden bei den Worten zusammen. Niemand hatte bisher darüber nachgedacht, wie oder warum es überhaupt zu dem Angriff gekommen war.
    »Beobachten?«, keuchte Janet auf. »Sie meinen -?«
    Eugène trat einen Schritt auf Talon zu und klopfte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust.
    »Dann müssen wir sofort hier weg! Bringen Sie uns irgendwie nach Nairobi! Oder wenigstens in eine der nächsten Lodges in einem Reservat!« Sein Griff ging zu dem Holster an seinem Gürtel. Der kleine Revolver hatte den Unfall unbeschadet überstanden. Mauris öffnete das Magazin und kontrollierte die Patronen.
    Talon beobachtete ihn und knurrte.
    »Nein«, entgegnete er nur knapp.
    »Was?!«, rief der Belgier entgeistert und sah den Mann mit dem rotbraunen wilden Haar entsetzt an.
    »Was meinen Sie -«, löste es sich von Alices Lippen.
    »Ich muss der Fährte nach«, erklärte er. »Ich habe schon zu viel Zeit verloren.«
    Sein Blick ging in Richtung des Säulengangs, der durch die riesenhaften Pfeiler gebildet wurde. Er trat ein paar Schritte nach vorne. Seine Augen verloren sich in der Ferne.
    Hart packte Eugène ihn an der Schulter und riss ihn herum.
    »Verdammt, wollen Sie uns hier verrecken lassen?«, fragte er Talon. Seine Augen suchten die des Mannes. Dieser musterte ihn ungerührt.
    »Ich habe Sie nicht gebeten, hierher zu kommen.«
    Zwischen den beiden Männern begann die Luft zu knistern.
    »Ruhe, alle beide!«, unterbrach Janet die angespannte Atmosphäre und trennte die beiden, indem sie mit der Hand dazwischenfuhr. Sie humpelte langsam wieder zurück auf ihren Platz und atmete erleichtert auf, als sie sich auf den kühlen Stein setzen konnte.
    »Mauris, ich bin hier der Boss«, setzte sie mit ruhiger Stimme an. »Wir gehen mit ihm, klar? Talon -«, sie sah den halb nackten Mann ernst an, » Sie sind uns was schuldig. Wir haben Sie aus der Savanne gerettet. Nehmen Sie uns mit!«
    Sie sah, wie unwillig beide Männer auf ihren Vorschlag reagierten. Es war fast körperlich zu spüren, dass sie es lieber ausgefochten hätten. Alice stellte sich neben die Frau und drückte sich beinahe Schutz suchend an sie.
    »Talon, bitte. Wenn es Sie nicht stört, dass wir Sie begleiten?«, unterstützte sie Janet. »Eugène, mir ist eine Fotosafari mit ihm als Führer lieber, als mich jetzt alleine nach Nairobi durchzuschlagen. Was weiß ich, was unterwegs auf uns lauert? Ich habe keine Lust, mit einem Speer in meinem Rücken zu enden!«
    Eugène antwortete mit einem kehligen Lachen und zuckte mit den Schultern. Er warf Talon einen eisigen Blick zu. »Ich bin ja sowieso überstimmt.«
    »Das sind Sie«, bestätigte Janet Verhooven. »Nun?«, wandte sie sich an Talon. Dieser schürzte

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