Dunkles Fest der Leidenschaft
strich ihr Haar zurück. Der unablässige Schmerz in ihrem Rücken sagte ihr, dass die Geburt kurz bevorstand – ja unausweichlich war. Sie konnte ihren Sohn nicht länger beschützen. »Alle Karpatianer, nah und fern, haben im Moment nur einen Gedanken: das Leben unseres Sohnes zu beschützen. Er wird überleben. Das Blut der uralten Linie fließt in seinen Adern.«
Sie rieb ihr Gesicht an der Stelle, wo Jacques' Herz saß. »Ich weiß. Jeden Tag denke ich daran, wie du diese sieben Jahre überlebt hast – so nahe der Erde, die dich gerettet hätte, ausgehungert und gemartert, aber du hast nicht aufgegeben.« Sie hob ihr Kinn, um in seine gequälten dunklen Augen zu schauen. »Er hat dein Blut, mein geliebter Wilder. Und deinen eisernen Willen. Ich bin so dankbar, dass du mein Gefährte des Lebens bist, Jacques. Wenn irgendetwas unseren Sohn am Leben halten kann, dann die Tatsache, dass du sein Vater bist.« Sie rollte sich herum und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Ich fühle dich in ihm.«
Er stöhnte leise, und ein schwaches Lächeln huschte um seine Mundwinkel. »Dann Gnade uns Gott, wenn er erst einmal ein Teenager ist, Shea. Kennst du Josef eigentlich schon?«
»Byrons Neffen? Den jungen Rapper?«
»Genau den. Ich fürchte, er ist für uns so etwas wie ein kurzer Blick in die Zukunft.«
Shea lachte, und die Sorge wich aus ihren Augen. »Ach du meine Güte! Ich glaube, Josef hat geprobt, um bei der Feier aufzutreten.«
»Es wird fast genauso viel Spaß machen, Mikhails Gesicht zu sehen, wenn Josef heute Abend seinen Rap zum Besten gibt, wie mit anzusehen, wie Mikhail Gregori beibringt, dass man von ihm erwartet, den Weihnachtsmann zu spielen.«
Shea schüttelte den Kopf, doch ihre grünen Augen tanzten. »Du bist ein ganz böser Junge, Jacques Dubrinsky.«
»Das sage ich dir ständig, aber du findest mich immer süß und knuddelig.«
Das Verlangen in seinen Augen raubte ihr den Atem. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste seinen Mundwinkel. »Meinetwegen lasse ich mir vor anderen nichts anmerken, wenn du dich dann besser fühlst, Jacques, doch wenn wir allein sind, musst du dich einfach damit abfinden, dass ich dich extrem süß und knuddelig finde.«
Er stieß einen Seufzer aus, aber seine Augen lachten. »Ich habe keine Ahnung, wie ich je ohne dich existieren konnte.«
Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Mir geht es mit dir genauso, Jacques.« Sie legte ihren Kopf wieder an seine Brust. »Ohne dich würde ich das hier nicht durchstehen. Ich habe noch nie solche Angst gehabt, doch du gibst mir Kraft.«
Er streichelte ihr schimmerndes Haar. »Und ich dachte, es wäre genau umgekehrt.« Sein Lächeln verblasste, und die Linien in seinem Gesicht wirkten auf einmal sehr viel markanter, und seine Augen verdunkelten sich vor Sorge. »Diese Frau, die wir heute Abend treffen, Shea... « Er zögerte und versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Du musst sehr, sehr vorsichtig sein. Sie darf auf gar keinen Fall auch nur einen Moment lang den Verdacht haben, du könntest etwas anderes als ein Mensch sein.«
Shea stieß sich mit einem kurzen Aufflackern von Temperament von ihm ab. »Weißt du, Jacques, nicht alle Menschen sind Monster. Nimm doch Slavica und Gary und Jubal. Warum sollte Eileen auf die Idee kommen, ich könnte kein Mensch sein? Denkst du etwa, die meisten Leute da draußen glauben, dass es so etwas wie Vampire und Karpatianer gibt? Ich selbst war der Meinung, ich hätte eine seltene Blutkrankheit, und ich bin Ärztin.«
Seine Finger legten sich auf ihren Nacken. »Reg dich bitte nicht auf, Shea. Es ist meine Pflicht, unser Volk zu beschützen.«
»Du meinst, Mikhail gefällt es nicht, dass ich Kontakt zu ihr habe.«
»Mir gefällt es nicht. Ich hatte dich all die Jahre für mich allein, und vielleicht macht mich einfach die Vorstellung, dich mit jemand anders teilen zu müssen, so gereizt, dass ich die Zähne zeige.«
Sie wandte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie seine weißen Zähne zusammenklappten und ihn fast wie einen Wolf aussehen ließen, und musste wieder lachen. »Ich liebe dich sehr, Jacques Dubrinsky. Wirklich.« Ihre Hände rahmten sein Gesicht ein. »Wirst du diese Neigung zur Eifersucht denn nie überwinden?«
»Ist es das ? Ich dachte, es wäre ein Gefühl von Unzulänglichkeit – die Angst, dass du vielleicht eines Tages aufwachst und feststellst, dass ich mehr Ärger mache, als ich wert bin.« Er wandte den Kopf, um ihre Finger mit einem
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