Dunkles Fest der Leidenschaft
sprechen. Soweit ich mich erinnere, waren Julian und Dimitri in ihrer Jugend gute Freunde.«
»Ja, das waren sie«, sagte Aidan. »Ist Dimitri hier?«
»Er ist aus den Wäldern Russlands gekommen, um sich mit uns zu treffen, aber er behält meistens die Gestalt eines Wolfes und streift durch den Wald. Falls du Julian vor mir siehst, sag ihm bitte, dass er Kontakt zu Dimitri aufnehmen soll. Ich glaube, er kennt Dimitri besser als irgendein anderer Karpatianer. Es ist sogar möglich, dass sie nach einem Kampf Blut getauscht haben. Ich möchte, dass Dimitri überwacht wird, solange er in so großer Nähe zu unseren Frauen ist.«
Aidan hob den Kopf. »Du machst dir Sorgen, Dimitri könnte auf die dunkle Seite übergewechselt sein?«
»Wir können uns nicht länger darauf verlassen, Gedanken zu lesen und das Anschwellen von Macht oder das Böse zu spüren. Die Vampire könnten durchaus einen Feind in unser Lager einschleusen. Ich glaube nicht, dass Dimitri von uns abgefallen ist, doch ich befürchte, dass er schwere innere Kämpfe ausfechten muss. So viele Frauen in seiner Nähe zu haben, gibt ihm entweder die nötige Hoffnung, weiterhin standzuhalten, oder aber es drängt ihn weiter in die falsche Richtung. Es ist einfach besser, auf der Hut zu sein.«
»Er bekämpft in seinem Bereich seit Langem allein die Vampire«, stimmte Aidan zu. »Zu oft töten zu müssen, fordert seinen Tribut von den Kriegern.«
Mikhail seufzte. »Ich kann nicht alle retten, Aidan.«
»Nein, aber du tust, was notwendig ist, um unser Volk zu retten, Mikhail, und mehr kannst du nicht von dir verlangen. Komm, ich möchte dir meine Gefährtin vorstellen.«
Mikhail folgte Aidan den langen Gang zur Küche hinunter. »Raven hat mich gebeten, den Weihnachtsmann zu spielen. Den Weihnachtsmann! Du weißt schon, der Bursche mit dem langen weißen Bart und dem roten Anzug.«
Aidan blieb so unvermittelt stehen, dass Mikhail trotz seiner geschmeidigen, fließenden Bewegungen fast mit ihm zusammengeprallt wäre. »Du spielst den Weihnachtsmann?«
Mikhail, dessen Augen übermütig funkelten, schüttelte den Kopf. »Dieses Vergnügen steht meinem Schwiegersohn bevor.«
»Gregori?« Aidans weiße Zähne blitzten. Die Wolken am Himmel verzogen sich, und das Mondlicht, das durchs Fenster auf den Karpatianer fiel, verwandelte sein Haar und seine Augen in mattes antikes Gold. »Ich muss unbedingt dabei sein, wenn du ihm das beibringst.«
»Ich habe den Verdacht, dass sein Haus voller Spinnen, Mäuse und Vögel sein wird«, stellte Mikhail voller Genugtuung fest. »Ich freue mich darauf, deine hochbegabte Gefährtin kennenzulernen. Los, geh schon! Allein der Gedanke an Gregori in dieser albernen Aufmachung hat meine Laune erheblich verbessert. Alexandria wird mich kein bisschen beängstigend finden.«
Aidan, dessen Hand schon auf der Klinke lag, zögerte. »Alexandria hat erst durch Vampire erfahren, dass unsere Rasse existiert. Sie wurde zusammen mit ihrem kleinen Bruder gefangen genommen. Der Vampir kettete sie an und nährte sich von ihr. Er wollte, dass sie ihren Bruder tötete, damit sie sich beide von ihm nähren könnten. Sie leidet immer noch unter Albträumen. Wenn sie sich in dem Zustand zwischen Schlaf und Erwachen befindet, fange ich einen Widerhall dieser Träume auf. Joshua erinnert sich nicht mehr an diese Zeit, aber sie will nicht vor ihm verbergen, was wir sind. Und deshalb weiß er, dass wir gejagt werden. Es war sehr mutig von ihr, hierherzukommen – ihre Ängste beiseitezuschieben, um die anderen Frauen kennenzulernen.«
»Habt ihr schon darüber gesprochen, Kinder zu bekommen?«
Aidan schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie weiß, wie hoch die Sterblichkeitsrate unter unseren Neugeborenen ist, und sie hat schon in sehr jungen Jahren sehr viel verloren.«
Mikhail nickte. »Laut Gary ist es möglich, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu verlieren, umso geringer ist, je früher nach der Umwandlung die Geburt stattfindet. Er glaubt, je länger die Frauen Karpatianerinnen sind, desto eher wird es zu Fehlgeburten kommen und desto weniger weibliche Kinder wird es geben, aber warum das so ist, wissen wir nicht, zumal Francesca eine Tochter bekommen hat.«
»Zumindest haben wir Joshua, der für Alexandria mehr Sohn als Bruder ist. Bis jetzt hat sie noch nicht empfangen können, deshalb konnten wir uns weder so noch so entscheiden.«
Mikhail sah ihn unverwandt an. Der Ausdruck in seinen Augen war unverkennbar ein Befehl.
Aidan
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