Dunkles Fest der Leidenschaft
Blick zu Antonietta. Die Frau schaute sie an und sah sie diesmal auch – und sah mehr, als Skyler lieb war. »Das ist meinetwegen, oder?«
Antoniettas Lächeln war sehr sanft. Sie schüttelte den Kopf und zog damit die Aufmerksamkeit auf ihren kunstvoll geflochtenen, dicken Zopf. »Da drinnen herrscht vor allem große Aufregung, weil sie Männer sind. Ein Vampir hat eine ihrer Frauen angegriffen, und jetzt müssen Schuldfragen geklärt und Strategien entwickelt werden. Vor allem ist die Atmosphäre angespannt, weil zu viele Jäger zu dicht beieinander sind. Sie sollten dir einfach sagen, dass sie dich keine Sekunde aus den Augen lassen dürfen, und sich darauf verlassen, dass du vernünftig genug bist, das zu verstehen.«
»Aber ist der Vampir denn nicht tot? Ich habe gesehen, wie Dimitri sein Herz verbrannt hat.« Ihr Puls raste wieder. Sie wollte nie wieder einem Vampir begegnen.
»Es war zu leicht, ihn zu töten. Das bedeutet normalerweise, dass ein anderer ihn vorgeschickt hat. Vermutlich war es nur ein Manöver, um uns von dem eigentlichen Angriff abzulenken.«
Skyler nippte an dem Orangensaft. Es fiel ihr nie leicht, etwas zu essen oder zu trinken. Die Sachen rochen gut, aber ihr Magen rebellierte häufig. »Danke, dass du mich nicht wie ein kleines Kind behandelst. Ich werde sehr vorsichtig sein. Doch weißt du, auch wenn ich schon zweimal Ziel eines Angriffs war, ist es möglicherweise nur deshalb passiert, weil ich gerade zur Stelle war. Man hatte eine Spur, die zu mir zurückverfolgt werden konnte, und wusste, was bei mir eine Reaktion auslösen würde, und dieses Wissen wurde eingesetzt. Jetzt machen alle viel Theater um mich, aber dieser unbekannte Feind könnte genauso gut hinter Prinz Mikhail oder einem anderen her sein, der für die Karpatianer sehr wichtig ist.«
Kindermund tut Wahrheit kund, lautete Byrons Antwort, als Antonietta Skylers Bemerkung an ihn weiterleitete. Wir werden unsere Sicherheitsvorkehrungen für Mikhail verdoppeln. Leicht wird es nicht sein; er mag es nämlich gar nicht.
»Es ist schlimm zu wissen, dass es so viel Böses auf der Welt gibt«, sagte Antonietta. »Ich glaube, die meisten Erwachsenen wollen ihre Kinder so lange wie möglich vor diesem Wissen bewahren.«
Skyler spielte mit ihrem Glas, indem sie es erst in die eine, dann in die andere Richtung drehte. »Das habe ich schon früh gelernt, und leider geht es nicht, dass ich einfach zurückkehre und so tue, als wäre es nie passiert. Ich wollte das hier nicht - diese Weihnachtsfeier. Ich habe Weihnachten nie gekannt.«
»Mit einem Baum und dem Weihnachtsmann und einem Krippenspiel?« Antonietta war erstaunt. »Aber es macht so viel Spaß! Ein wunderbarer Anlass, um die ganze Familie zusammenzubringen und gemeinsam zu feiern. Dafür ist jeder Vorwand gut, und jetzt ist einfach die perfekte Jahreszeit.«
»Das hat Francesca auch gesagt.« Skyler stützte einen Ellbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn in ihre Handfläche. »Gregori soll den Weihnachtsmann spielen. Hast du ihn schon einmal gesehen?«
»Ich bin ihm ein paar Mal begegnet. Byron und Jacques sind gute Freunde, und Gregori besucht häufig Shea. Sie kann jeden Moment ihr Baby bekommen, und deswegen sind alle schon ganz aufgeregt. Er scheint nicht unbedingt der richtige Kandidat für diese Rolle zu sein.«
»Das ist stark untertrieben.« Zum ersten Mal zeigte sich ein zaghaftes Lächeln. Dann schnitt Skyler ein Gesicht. »Warte nur, bis Sara und Corinne hören, dass Gregori den Weihnachtsmann spielt. Sie haben die Kinder alle darauf vorbereitet, sich auf den Schoß des Weihnachtsmannes zu setzen.«
Antonietta brach in Lachen aus. »Das könnte übel ausgehen.«
»Heute Nacht wird es ein paar heulende Kinder geben«, prophezeite Skyler. Sie atmete tief ein und entspannte sich erstmals genug, um ihre Umgebung wahrzunehmen. »Was riecht denn da so herrlich?«
»Meine Haushälterin hat mir das Rezept für ein köstliches Pasta-Gericht gegeben.« Antonietta lachte herzlich. »Josef und Byron haben mir bei der Zubereitung geholfen. Du hättest uns sehen sollen! Ich konnte die Zutaten nicht richtig erkennen, deshalb las Byron jede einzelne vor, und Josef gab sie mir.«
»Oh nein!« Wieder blitzte Skylers Lachen auf, und dieses Mal erreichte es ihre Augen. »Er hat bestimmt nicht gewusst, was das alles ist.«
»Byron auch nicht. Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass die beiden keine Ahnung haben, welche Gewürze man wofür verwendet. Unser erster Versuch
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