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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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freundschaftliche Geste gleichfalls durch einen Kuss. „Wo ist Steve?“
    „Hier kommt er schon!“, Steve erschien zwischen den Bäumen des Campus. Groß und braungebrannt, mit einem weißen T-Shirt bekleidet, das seinen muskulösen Oberkörper zusätzlich betonte, wirkte er wie eine lebendig gewordene griechische Statue. Eves Herz klopfte bis zum Hals, als sie ihn sah.
    Über der Schulter trug er eine Sporttasche, deren Ausbuchtungen deutlich anzeigten, dass sich Flaschen darin befanden. Eves fragender Blick wurde mit „Champagner“ beantwortet.
    Überall auf dem Campus machten sich ähnliche Gruppen auf den Weg.
    Eve öffnete die Wagentür ihres Honda Civic und ließ die anderen einsteigen. Richard nahm auf dem Rücksitz Platz. Steve setzte sich neben sie. Seine Hand ruhte auf ihrem Knie, als sie den Wagen wendete und Richtung Solomons in der Chesapeake Bay fuhr.

    Auf dem Rückweg war die Stimmung im Auto ausgelassen. Hinter ihnen lagen ein üppiges Abendessen und jede Menge Drinks.
    „We are the champions...“ Richard lallte das Lied mehr, als er sang. Steve fiel mit ein, und schließlich ließ sich auch Eve anstecken. Etwas später versuchten alle wieder, zu Atem zu kommen.
    „Das war ein toller Abend“, meinte Eve glücklich.
    „Er ist noch nicht vorbei“, versprach Steve. „Er ist noch nicht vorbei.“ Er öffnete eine weitere Champagnerflasche, und der Schaumwein ergoss sich spritzend ins Wageninnere. Alle lachten, als er die Flasche herumgehen ließ und jeder einen ordentlichen Schluck nahm.
    Der Mond war aufgegangen, und sein goldenes Licht verwandelte den Asphalt in schwarzen Samt. Der laue Sommerwind strich durch die geöffneten Scheiben herein. Noch zehn Meilen bis Washington. Eve konnte es kaum erwarten. Der Alkohol entspannte sie, und sie wünschte sich jetzt nur noch mit Steve allein zu sein, ihn in ihren Armen zu halten und zu liebkosen. Steve dachte offensichtlich genau wie sie, denn seine Hand fuhr zärtlich über ihr Bein. Auf dem Rücksitz grölte der betrunkene Richard einen alten Beatles-Song.
    Ihre Ungeduld verleitete Eve dazu, schneller als normal zu fahren. Vor ihr machte die Straße einen engen Bogen und sie unterschätzte den Kurvenradius. Der alte Civic kam ins Schlingern und rutschte mit dem Heck auf die Gegenfahrbahn. Eve versuchte zu bremsen, aber es war schon zu spät. Hinter ihr schrie Richard panisch auf. Plötzlich überflutete grelles Licht das Wageninnere. Geblendet schloss Eve die Augen. Sie spürte, wie Steve zu ihr herüberfasste und ins Lenkrad griff, aber auch er schaffte es nicht, dem entgegenkommenden Transporter auszuweichen.
    Mit unglaublicher Gewalt wurde das Heck von Eves Wagen herumgeschleudert. Für einen Sekundenbruchteil stand das Fahrzeug auf zwei Rädern, dann überschlug es sich, durchbrach die Leitplanke und schoss den Abhang hinunter.

    Eve war bei Bewusstsein, aber sie konnte sich nicht bewegen. Überall war Rauch. Schwarzer Rauch, der ätzend nach verbranntem Plastik schmeckte. Sie hustete und versuchte, sich zu orientieren. Neben ihr lag Steve, zusammengesunken, mit nach vorn gerutschtem Kopf. Blut tropfte aus seinem Mund und seiner Nase auf den Fahrzeugboden.
    „Steve?“
    Keine Antwort.
    Eve wollte sich zu ihm herüberbeugen, aber ein wahnsinniger Schmerz zuckte durch ihren Körper und verhinderte die Bewegung. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie versuchte es erneut, gab aber sofort wieder auf. Das Lenkrad drückte gegen ihren Brustkasten, und sie bekam kaum noch Luft. Keuchend öffnete sie den Mund, aber nur noch mehr Rauch drang in ihre Lungen ein. Unerwartet begann der Wagen, der auf dem Dach lag, zu schaukeln.
    Richard, schoss es ihr durch den Kopf. Das muss Richard sein.
    Leise rief sie seinen Namen. Als Antwort rüttelte es an ihrer Tür, die sich verklemmt hatte. Endlich gab das verbogene Metall nach und Richards Gesicht leuchtete in der Dunkelheit wie das Antlitz eines Dämons auf. Er blutete am rechten Ohr und die rote Flüssigkeit lief ihm den Hals hinab, aber auf eine seltsame Art und Weise wusste Eve, dass er nicht schwer verletzt war.
    „Warte, ich helfe dir“, rief ihr Richard zu. Er löste den Sicherheitsgurt und zog sie langsam ins Freie. Schmerzwellen durchrasten ihren Unterleib. Noch bevor sie ganz aus dem Wagen befreit war, musste sie sich übergeben. Krämpfe schüttelten sie, und Eve begann, heftig zu zittern. Zwischen dem Keuchen und Würgen flehte sie Richard an, nach Steve zu sehen.
    Unerwartet raste eine

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