Dunkles Feuer
der erste Halt.
Das ganze Kaufhaus hatte nur sechs Etagen. Er würde Sanders finden. Neben ihm öffnete der zweite Fahrstuhl seine Türen. Kessler stieg ein.
Während er nach oben unterwegs war, murmelte er leise in das Mikrofon an seinem Mantelkragen.
Stanton fluchte ausgiebig, so wie er es oft tat, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er sich das vorstellte. Sein Partner hatte ihm über Funk mitgeteilt, dass er Sanders im Gedränge verloren hatte.
Holden bringt uns um , schoss es ihm durch den Kopf, wenn wir ihn schon wieder entwischen lassen.
Er griff sich das Überwachungsdisplay des Peilsenders und behielt den Punkt, der die Position von Sanders Fahrzeug anzeigte, im Auge. Der Jeep stand jedenfalls noch im Parkhaus. Weit weg konnte Sanders nicht sein.
Steve war sogar sehr nahe. Im Augenblick trennten ihn keine zwanzig Meter von Stanton, aber beide konnten einander nicht sehen, da zwischen ihnen eine mannshohe Mauer stand, in deren Schutz Steve zurück ins Parkhaus schlich. Er hatte das Kaufhaus über die Feuertreppe verlassen und rannte nun, ungeachtet der Schmerzen im Fuß, zurück zu seinem Wagen.
Dort öffnete er den Kofferraum, nahm einen Gegenstand heraus und bückte sich zum hinteren Kotflügel hinunter. Sekunden später ging er die Reihen der parkenden Fahrzeuge ab. Er suchte einen ganz bestimmten Wagen.
Kessler war unendlich erleichtert, als er Steve endlich fand. Die Tatsache, dass sich Sanders in der Schmuckabteilung Halsketten zeigen ließ, beruhigte ihn endgültig. Das war also der Grund, warum Sanders nicht in die Firma gefahren war. Er wollte seiner Frau ein Geschenk machen. Vielleicht war heute ihr Hochzeitstag. Kessler musste an seine eigene Ehefrau denken. Verdammt, er hatte Linda schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen, und alle Privattelefonate waren von Holden untersagt worden.
Nun ja, dachte er. Vielleicht ist das alles bald vorbei. Dann nehme ich mir Urlaub und fahre mit Linda und den Kindern nach Kalifornien. Ein bisschen Sonne wird uns allen gut tun. Dieses elende Washington war viel zu kalt, und ständig regnete es. Er war so in Gedanken versunken, dass ihm zuerst gar nicht auffiel, dass Sanders schon wieder verschwunden war. Seine Augen suchten den Raum ab. Nichts zu sehen.
Er ging zu der jungen Verkäuferin hinüber, die Sanders bedient hatte.
„Entschuldigen Sie, Miss. Ich habe gerade einen Bekannten an Ihrem Stand gesehen, den ich gern begrüßt hätte, aber plötzlich war er weg. Können Sie mir vielleicht sagen, wohin er gegangen ist?“
„Oh ja“, meinte Nancy, eine zwanzigjährige Collegestudentin, die sich mit diesem Job Geld für das Studium verdiente. „Sie haben ihn nur kurz verpasst. Er ist dort entlang gegangen.“
Ihre schmale Hand mit den schwarz lackierten Fingernägeln wies ihm die Richtung. Kessler bedankte sich und hetzte davon. Als er außer Sichtweite war, erhob sich Sanders aus seinem Versteck hinter der Verkaufstheke.
„Er ist weg“, meinte sie amüsiert. Es kam nicht oft vor, dass etwas Außergewöhnliches während ihrer Arbeitszeit passierte, und sie liebte Abwechslung.
Steve grinste sie verschwörerisch an. „Das war ein Bekannter, der die unangenehme Angewohnheit hat, viel zu reden und dabei nichts zu sagen. Wenn Sie wissen, was ich meine.“
Sie zwinkerte ihm zu. „Meine Freundin Sandy ist genauso.“
„Jetzt muss ich aber los, bevor er merkt, dass wir ihn hereingelegt haben“, lachte Steve, und sie stimmte in sein Lachen ein.
Er gab ihr die versprochenen zehn Dollar und verschwand in Richtung Rolltreppe.
Nancy steckte lächelnd das Geld ein. Bald war wieder die Miete fällig, und sie konnte die zehn Dollar gut gebrauchen, außerdem war die Sache ein netter Spaß gewesen. Vielleicht ist das der Auftakt für einen tollen Tag, überlegte sie, aber da entdeckte sie eine fette, grässlich geschminkte Frau, die zielstrebig auf ihren Stand zuhielt.
Stanton wollte seinen Augen kaum trauen, als Kessler plötzlich neben dem Wagen stand. Er kurbelte das Fenster herunter.
„Sag’ es nicht“, meinte er sarkastisch.
„Er ist mir schon wieder entwischt“, antwortete sein Partner keuchend. Schweiß stand auf seiner Stirn. „Hast du ihn gesehen?“
„Nein!“
Innerlich tobte Stanton. Dieser Idiot hatte das Bewachungsobjekt jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde verloren. Er beugte sich zu dem Überwachungsdisplay hinüber.
„Sein Wagen steht noch ... halt, jetzt fährt er los.“
Kessler eilte um den Wagen
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