Dunkles Feuer
der Politik akzeptieren konnte. Wahrscheinlich nicht.
William Holden war durch seine Mutter und später durch seinen Stiefvater geprägt worden, die beide eine klare, unverrückbare Einstellung vertreten hatten, die in krassem Gegensatz zu seinem derzeitigen Verhalten stand.
Er log, betrog, belauschte freie Amerikaner, und nun tötete er auch noch. Holden hatte auch schon vorher getötet, aber das war im Krieg gewesen. Das hier war etwas anderes, und er wollte nicht zum Mörder werden.
William Holden wusste um die Wichtigkeit von Prometheus, und er würde alles dafür tun, um es vor fremden Mächten zu schützen, aber er würde auch versuchen, Steve Sanders und John Chen am Leben zu erhalten, aber dazu musste er erst einmal herausfinden, wo sie sich aufhielten, denn auch John Chen war inzwischen spurlos verschwunden.
Eve Turner lag in ihrem Bett und las in einem Buch, ohne sich auf den Inhalt konzentrieren zu können. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Steve. Wo mochte er sein? Ging es ihm gut?
Seit ihrer letzten Begegnung wusste sie, dass sie Steve liebte, und wenn ihm etwas zustieß, würde sie das nicht verkraften können.
Vor drei Tagen, mitten in der Nacht, war Richard wieder in der Wohnung aufgetaucht, aber sie hatten nicht miteinander gesprochen. Er war ein Anderer, ein Fremder geworden, der stundenlang unruhig wie ein Tier durch die Wohnung schlich und mit sich selbst sprach.
Eve hielt sich fast ständig in ihrem Schlafzimmer auf, schon seit Jahren schliefen sie getrennt, aber sie konnte hören, wie ihr Mann murmelnd und fluchend auf und ab ging. Inzwischen hatte sie Angst vor ihm, aber Richard beachtete sie überhaupt nicht. Selbst wenn sie das Zimmer verließ und in die Küche rollte, um sich etwas zu essen zu machen, schien sie für ihn nicht vorhanden zu sein. Meist wandte er sich einfach ab oder ging in einen anderen Raum, bis sie wieder in ihr Schlafzimmer zurückkehrte.
Die Tage hatten sich in ihrem Gefühl zu Jahren gedehnt, und die Zeit floss nur noch zäh. Eve wartete auf Steves Anruf, und Richard wartete auf was auch immer.
Als plötzlich das Telefon läutete, war sie trotzdem so überrascht, dass einige Sekunden vergingen, bis sie den Hörer abhob. Sie wollte gerade etwas sagen, als sich Richard am Apparat im Nebenraum meldete.
„Cameron“, erklang seine tiefe Stimme.
„Ich bin es, Liz.“
„Hallo Schatz.“
Eves Herz klopfte wild in ihrer Brust. Schatz?
„Ich vermisse dich, Richard. Wir haben uns schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt, ich bin geil auf dich.“
Schwindel erfasste Eve. Nun verstand sie alles. Sie hatte schon vermutet, dass Richard inzwischen ein festes Verhältnis hatte, aber dass es Liz war, darauf wäre sie nie gekommen.
Wie konnte ich nur so blind sein?
Die Blicke, die Richard und Liz manchmal bei den wenigen Gelegenheiten, wo sie dabei gewesen war, austauschten und die ihr aufgefallen waren, hätten sie schon viel früher misstrauisch machen müssen.
Ein Gedanke schlich sich wie eine lauernde Raubkatze in ihr Bewusstsein. Wusste Steve von diesem Verhältnis?
Nein, er war genauso ahnungslos wie sie. Sonst hätte er etwas gesagt, da war Eve sicher. Sie kehrte wieder in die Wirklichkeit zurück und musste feststellen, dass sie einen Teil des Gespräches verpasst hatte, denn Richard und Liz sprachen gerade über etwas, dass sie nicht verstand. Aber dann sagte Richard Worte zu seiner Geliebten, die ihre Angst um Steve wild aufflammen ließen.
„Ich habe keine Ahnung, wo er sich versteckt, aber ich verspreche dir, ich finde es heraus, und diesmal wird nichts schief gehen. Steve wird sterben!“
Die beiden sprachen noch fünf weitere Minuten miteinander, aber Eve hörte nicht mehr zu, sie konnte es nicht. Die Ungeheuerlichkeit des Gehörten betäubte sie. Stumm, mit aufgerissenen Augen umklammerte sie den Hörer, bis ihre Finger weiß wurden. Richard wollte Steve töten.
Tränen der Verzweiflung liefen über ihre Wangen, als sie daran dachte, dass sie hilflos im Bett lag, mit Beinen, die sie nicht bewegen konnte, während Steves Leben bedroht war.
Schließlich zwang sich Eve nachzudenken. Sie musste Steve helfen, ihn zumindest warnen.
Aber wie? Wo ist er? Wie kann ich ihn erreichen?
Steve besaß kein Handy. Richard hatte ihr gegenüber einmal beiläufig bemerkt, dass es ihn ankotze, dass er Steve oft nicht erreichen könne, bloß weil dieser sich weigere, ein Handy anzuschaffen.
Dann wusste Eve, was sie tun konnte.
John
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