Dunkles Feuer
konntest mich lieben, als du mich für einen Traum gehalten hast, aber nun nicht mehr?«
»Ich muss wahnsinnig sein, überhaupt an deine Existenz zu glauben. Es war viel einfacher, als ich dachte, du wärst das Produkt meiner Fantasie. Doch das hier ...«, sie hielt verwirrt inne, »das ist einfach nicht möglich.«
Frederik rückte noch näher an sie heran und fasste sanft ihre Hand. »Verlass dich auf dein Herz, Julie, es weiß, dass ich da bin. Genauso wie deine anderen Sinne.«
Er sah ihr tief in die Augen, beugte sich langsam vor und küsste sie sanft auf den Mund. So, wie er es schon einmal getan hatte, in ihren Träumen. Er lächelte leicht. »Glaubst du noch immer, dass ich nicht echt bin, obwohl du mich spüren, schmecken und hören kannst?«
Zögernd streckte Julie ihre Hand nach ihm aus. »Versprichst du mir, dass ich nicht wahnsinnig bin, wenn ich an dich glaube? Dass ich nicht eines Tages aufwache und mich vor den Ruinen meines wirklichen Lebens wieder finde, weil ich vergessen hatte, es zu leben? Kannst du das?«
Ruhig erwiderte Frederik ihren Blick. »Ich weiß es nicht. Ich kann dir nicht versprechen, dass immer alles gut gehen wird, doch ich werde mich bemühen, dich glücklich zu machen, Julie.« Er schenkte ihr ein wissendes Lächeln. »So glücklich, wie nur ich es kann.«
Ihre Augenbrauen zuckten fragend hoch.
»Weil ich dich kenne, Julie, vielleicht sogar besser, als du dich selber kennst.«
»Ja, vielleicht.« Julie senkte ihren Blick.
Frederik streichelte ihr über die Wange und übte leichten Druck auf ihr Kinn aus, um sie wieder in seine Augen blicken zu lassen. »Du sollst nur eines wissen, Julie. Wie deine Entscheidung auch immer aussehen wird, ich werde es verstehen. Und du sollst niemals vergessen, dass ich dich liebe und dich immer lieben werde.« Er erhob sich und wandte sich zum Gehen.
»Frederik warte.«
Er drehte sich um.
»Wenn wir hier abreisen sollten, würdest du das gleiche erleben, wie ich letzte Nacht? Diese vollkommene Einsamkeit?«
Er schluckte. Dann schüttelte er entschieden den Kopf, doch er sagte nichts. Er lächelte ihr aufmunternd zu. Doch sie hatte den Schatten gesehen, der kurz über seine Augen gehuscht war, und sie wusste, dass die Antwort "Ja" lautete.
Während sie ihm noch hinterher schaute, spürte sie eine Berührung an ihrem Rücken, die sie aufschrecken ließ.
»Julie, wach auf. Endlich habe ich dich gefunden.« Peters Stimme war vor Erleichterung ungewöhnlich laut. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Es ist doch sonst nicht deine Art, einfach so wegzulaufen.«
»Ich habe doch nicht geschlafen«, protestierte sie. »Ich habe doch eben noch ...«, rechtzeitig riss sie sich zusammen. »Ich muss wohl doch eingenickt sein«, gab sie bedauernd zu.
Er sah die Tränenspuren in ihrem Gesicht und drückte sie tröstend an sich. »Geht's dir besser?«
Julie nickte und lächelte ihn dankbar an. Alles in ihr drängte danach, Peter zu fragen, ob er Frederik wirklich nicht gesehen hatte. Doch er war so ruhig, dass sie es nicht glaubte. Und deswegen würde er ihr auch nicht glauben, wenn sie ihm davon erzählte, er würde sie nicht verstehen und sich nur mehr Sorgen machen.
»Peter, es tut mir leid, dass ich es dir so schwer gemacht habe. Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst, es geht mir gut, wirklich. Ich wollte bloß etwas allein sein.«
»Um nachzudenken?«
Sie lächelte. »So in der Art.«
»Und was machen wir jetzt?«
Sie sah ihm fest in die Augen. »Wir bleiben.«
»Bist du dir sicher?«
»Ich schaffe das schon.« Beruhigend tätschelte sie seine Hand. »Und ich werde mich bemühen, dir nicht mehr solche Schrecken einzujagen.«
»Ich nehm' dich beim Wort.« Peter streckte ihr seine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Lass' uns gehen.«
Julie lief zu ihrem Zimmer, um sich umzuziehen. Unwillkürlich suchte ihr Blick den Raum nach dem Fetzten weißen Papiers durch, doch sie sah ihn nicht. Hatte sie sich alles doch nur eingebildet?
Hektisch fing sie an, danach zu suchen. Es war der einzige Beweis, den sie dafür hatte, nicht verrückt zu sein. Doch sie konnte ihn nicht finden.
Frustriert setzte sie sich auf das Bett und wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Hatte sie tatsächlich den Verstand verloren? Unsicher blickte sie zur Tür. Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie abreisten und diesem ganzen Spuk den Rücken zuwandten.
Sie fühlte sich so verloren.
Sie hatte immer zumindest sich selbst gehabt, und sie war sich ihrer selbst immer
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