Dunkles Feuer
vielleicht auch nicht die Firma behalten könnten. Doch auch das könnten wir schaffen. Wir können alles schaffen, Julie. Wir beide, gemeinsam. Du brauchst keine Angst zu haben.« Er lächelte schwach. »Du weißt doch, ich habe dich immer beschützt und dein Vertrauen niemals enttäuscht.« Er sah ihr forschend in die Augen.
»Schon, aber das hier ist anders.« Sie wandte ihren Blick ab und rang nach Worten. »Ich kann es dir nicht erklären. Und ich erwarte auch nicht, dass du das verstehst. Aber bitte, lass mich jetzt damit in Ruhe, Peter.«
Er fühlte sich so hilflos unter ihrem flehenden Blick und den unterdrückten Tränen in ihrer Stimme. »Aber ..«
»Bitte, nicht jetzt. Okay? Bitte.« Sie entwand sich seinen Händen, die sie festzuhalten versuchten, und rannte davon. Niedergeschmettert blickte Peter ihr nach. Er hätte alles dafür gegeben, sie einfach ins Auto packen zu können und mit ihr weit, weit weg zu fahren, wo er sie ewig in seinen Armen festhalten konnte.
Julie rannte durch den langen Flur zur Ausgangstür des Schlosses. Sie fühlte sich verfolgt, umgeben von Frederiks Gegenwart. Immer wieder kam es ihr so vor, als könnte sie hören, wie seine Stimme ihren Namen flüsterte. Zärtlich, lockend, einsam, Besitz ergreifend. Sie spürte seine Gegenwart nun, so wie sie sie im Traum gespürt hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm jemals entkommen konnte oder ob sie das überhaupt wollte.
Julie lief ins Freie, doch auch da ließ er sie nicht allein. Sie hatte gehofft seine überwältigende Gegenwart in den Schatten der Mauern zurückzulassen, als sie in den sonnendurchfluteten Garten lief. Doch so leicht ließ sich sein Geist nicht vertreiben. Und so lief Julie weiter, immer tiefer in den Garten hinein, ohne auf ihren Weg zu achten.
Als sie endlich stehen blieb und sich umsah, stellte sie fest, dass sie ganz allein war. Sie stand auf einer kleinen Lichtung am Fuße einer uralten großen Platane. Nichts störte den vollkommenen Frieden, der sie umgab. Aus irgendeinem Grund konnte oder wollte Frederik ihr nicht bis hierher folgen. Erschöpft nahm sie zwischen den hoch aus der Erde ragenden Wurzeln des Baumes Platz. Sie war dankbar für den Augenblick der Ruhe.
Sie wusste nicht, was nun geschehen und ob sie selbst an ihrem Verstand zweifeln sollte. Doch sie wollte nicht darüber nachdenken. Und sie war erleichtert, dass Frederik, ob real oder eingebildet, sie für einige Zeit sich selbst überließ.
Julie zog ihre Knie an und umfasste sie mit ihren Armen. Sie bettete ihren Kopf darauf und weinte lautlos, während sie dem Gesang der Vögel in den grünen Ästen hoch über ihrem Kopf lauschte.
Allmählich löste sich ihre Anspannung. Sie schloss die Augen, um diese Harmonie in ihrem Inneren festzuhalten, sich einen eigenen Schatz davon anzulegen, um jederzeit auf dieses Gefühl zurückgreifen zu können, wenn sie es brauchen sollte.
Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte. Sie sah auf, als sie einen Blick auf sich ruhen spürte.
Frederik stand einige Schritte von ihr entfernt, den Kopf leicht geneigt. Ein kleines Lächeln spielte auf seinen Lippen. Doch als er merkte, wie Julie ängstlich die Luft einzog, schwand sein Lächeln, und er streckte seine Hände beruhigend vor sich aus. Ganz vorsichtig ging er langsam auf sie zu, darauf bedacht, sie nicht zu verschrecken. Er wies auf die freie Wurzel neben ihr.
»Darf ich?«
Bevor Julie antworten konnte, setzte er sich neben sie, wobei er darauf achtete, sie nicht zu berühren und ihr auch sonst nicht zu nahe zu treten. Sein Blick war zärtlich, aber traurig.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Julie. Ich will nur mit dir reden. Ich dachte, du hättest vielleicht Fragen, jetzt, wo du weißt, was ich bin. Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, das war nicht meine Absicht.« Er verstummte.
Als er weiter sprach, war seine Stimme brüchig, von den ihn überwältigenden Emotionen. »Ich konnte bloß nicht zulassen, dass du wegfuhrst ohne irgendetwas, das dich an mich erinnern würde. Es war sehr egoistisch von mir, ich weiß, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du mich vergessen würdest.«
Julie lachte bitter auf. »Als ob ich dich je vergessen könnte. Aber das ist nicht mehr von Bedeutung.«
»Wieso denn?«
»Das war, bevor ich wusste, dass du real bist. Was auch immer das in deinem Fall bedeuten sollte.«
Frederik, der ihr immer näher gekommen war, fuhr beleidigt zurück und setzte eine verletzte Miene auf. »Du meinst, du
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