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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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sicher gewesen. Doch jetzt wurde ihr dieser Trost genommen. Sie konnte ihrem Herzen und ihren Sinnen nicht mehr trauen. Fühlte es sich so an, wenn man schizophren wurde? fragte sie sich flüchtig.
Plötzlich wirbelte eine Windböe den leichten Vorhang vor ihrem offenen Fenster auf und fegte wie eine kühle Welle durch das Zimmer. Etwas raschelte unter ihrem Bett, und ein weißes Stück Papier stieß sanft gegen ihren nackten Knöchel.
Mit einem leisen Schreckensruf streckte Julie ihre Hand danach aus. Sie musste nicht nachsehen, um zu wissen, was das war.
Peter, der ihren Ruf gehört hatte, steckte seinen Kopf durch die Tür. Hatte er etwa im Flur Wache geschoben?
»Alles in Ordnung, Julie?«
»Bestens.« Sie lächelte und drückte das kostbare Papier in ihrer Hand.
»Was hast du da?«
»Oh, nichts weiter. Nur eine To-do-Liste, du weißt schon.«
»Ja, sicher, ich gehe dann wieder.« Sein Kopf verschwand.
Julie drückte das kleine Stück Papier an ihre Brust und ließ sich erleichtert rücklings auf ihr Bett fallen.

Zufrieden beobachtete Frederik sein Werk.

In der folgenden Nacht kam er wieder zu ihr.

Diesmal hatte sie nicht vom Park oder dem Schloss geträumt, sondern saß vor ihrem Spiegel und betrachtete nachdenklich ihr Gesicht.
Er kam auf sie zu und riss sie an sich mit einer Heftigkeit, die ihn selbst überraschte. Ebenso wie die Erleichterung, dass sie noch immer da wahr, nicht fort von ihm.
»Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren«, flüsterte er leidenschaftlich, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub und ihren Hals mit kleinen Küssen überschüttete.
Er atmete in vollen Zügen den Duft ihres Haares ein, das schwach nach ihrem blumigen Shampoo und nach der warmen Frische des Sommertages duftete. Und noch etwas Anderes mischte sich dazu, etwas, das den Geruch so einzigartig und betörend machte.
Es war ihr Duft, der das Verlangen in heißen Wogen über ihn hinwegfegen ließ.
Er presste sie enger an sich, und sie lachte überrascht auf, als sie seine Erregung spürte. Es war ein leises, kehliges Lachen, in dem keine Ablehnung mitschwang.
Trotzdem löste er sich etwas von ihr. Wenn sie noch nicht bereit war, würde er warten, obwohl es ihm unsäglich schwer fiel, seiner aufgewühlten Gefühle Herr zu werden.
Forschend sah er ihr in die Augen, doch auch da sah er keinen Widerstand, nur neckische Überraschung.
Sie sagte nichts, stieß ihn nicht weg. Stattdessen fuhr sie mit ihrer Hand durch sein dichtes schwarzes Haar, bis sie an seinem Hinterkopf ruhte und mit sanftem Druck seinen Kopf zu dem ihren herabzog.
Ihre Lippen trafen sich in einem sehnsuchtsvollen, leidenschaftlichen Kuss. Und alles andere verlor an Bedeutung. Es kam ihm vor, als würde er den Lebensnektar von ihren Lippen trinken. Und er wusste, dass es ihr genauso erging. Er spürte, wie die Spitze ihrer Zunge kurz hinter ihren Zähnen hervorschoss. Und diese schnelle Berührung hatte ausgereicht, um einen Stromschlag durch seinen gesamten Körper zu jagen.
Dann kam sie wieder, neckend, forschend, während ihre Augen ihn schalkhaft anlächelten.
Er wusste, dass man dieses Spiel am besten zu zweit spielen konnte, und merkte zufrieden, wie sich ihre Augen kurz darauf verdunkelten und das neckische Glitzern in ihnen vom Glanz der Erregung abgelöst wurde.
Ohne in ihrem Kuss innezuhalten, hob er sie sanft auf und trug sie zu ihrem Bett, wo die übrige Welt endgültig ihre Bedeutung verlor und es nur noch sie beide und die Vereinigung ihrer Körper und Seelen gab.

Als Julie aufwachte, war sie allein. Es war wohl doch wieder nur ein Traum gewesen. Und trotzdem kam es ihr vor, als konnte sie seinen leichten Moschusduft in den Falten ihres zerwühlten Bettes riechen.

    * * * * * *

Kapitel 7

    Bevor Frederik seine Augen öffnete, verriet ihm das ständige Prasseln der Regentropfen am Fenstersims, dass das Wetter unverändert war, und dass ihm folglich ein weiterer grauer Tag innerhalb der Schlossmauern bevorstand. Nicht, dass er sich langweilte, Elisabeth war eine meisterhafte Gastgeberin, die sich jederzeit neue Ideen zum Zeitvertreib einfallen ließ.
Erst am Vortag hatten sie gegenseitig ihr Wissen getestet, indem einer von ihnen ein Zitat aufsagte und der andere den Autor erraten musste. Für den Gewinner winkte der überaus reizvolle Preis, den Nachmittag in ihrer beider Lieblingssessel verbringen zu dürfen. Selbstverständlich hätte Frederik ihr auch so den Vortritt überlassen. Aber wie erwartet hatte sie ohnehin gewonnen.

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