Dunkles Feuer
dann hättet Ihr genügend Zeit, es Euch zu überlegen.« Diese Andeutung ihres früheren ungezwungenen Umgangstons durchbrach die Blockade in Frederiks Gehirn. Er rückte näher an sie heran und ergriff abermals ihre Hände.
»Ihr müsst mir glauben, dass ich niemals vorhatte, Euch in Eurem Refugium hier derart zu überfallen und Eure private Sphäre zu verletzen. Und dafür möchte ich mich zutiefst entschuldigen. Vielleicht könnt Ihr mir ja irgendwann verzeihen.«
»Aber was tatet Ihr hier?«
»Ich habe Euch gesucht, weil ich mit Euch reden wollte, über ...«
»Ja?«
»Über Euch und mich.« Und da sprudelte es aus ihm heraus. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe in den letzten paar Wochen.«
»Ach nein?« Zum ersten Mal erhob Elisabeth ihre Augen, um die seinen zu treffen.
»Nun ja, vielleicht könnt Ihr es doch.« Er lächelte schwach.
»Aber darum geht es jetzt nicht, sondern um Euch«, erinnerte ihn Elisabeth.
»Richtig. Ich konnte Euer Verhalten einfach nicht verstehen, mit einem Mal wart ihr so anders, so abweisend zu mir. Und ich konnte es mir nicht anders erklären, als dass ich Euch irgendwie zu nahe gekommen war und Euch meine Gesellschaft lästig wurde. Also beschloss ich, Euch davon zu befreien, zumindest für eine Weile. Doch ich konnte es fern von Euch einfach nicht mehr ertragen. Ich musste wissen, womit ich Euch beleidigt haben könnte und wie ich unsere Freundschaft noch retten konnte. Denn Ihr hattet Recht, sie ist einzigartig und mir unendlich wichtig. Auf etwas Anderes hätte ich niemals zu hoffen gewagt.« Er unterbrach sich und blickte kurz weg, entschloss sich jedoch, ihr die volle Wahrheit zu sagen. »Ihr hattet Recht vorhin, mit Eurem Vorwurf, ich hätte das Wort Liebe früher zu leichtfertig gebraucht, weil ich sie selbst nie erfahren hatte. Bis ich Euch kennen lernte. Ihr habt mich verändert, habt meine besten Seiten zum Vorschein gebracht, Regungen in mir geweckt, die ich für immer verloren geglaubt hatte. Wie dem auch sei, ich kam zurück mit dem festen Entschluss, Euch zu sprechen und nicht aufzugeben, bis ich mit Euch ins Reine gekommen bin. Deswegen suchte ich Euch hier im Garten. Doch ich konnte Euch nicht finden. Ich hatte ja keine Ahnung, wie groß dieser Park ist. Ich wusste also nicht, wo Ihr hättet sein können und wollte schon umkehren, als ich plötzlich Eure Stimme hörte. Also bin ich ihr gefolgt.«
»Und Ihr seid nicht auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht nicht ohne Grund die Einsamkeit des Parks gesucht habe? Dass ich allein sein wollte?«
»Nun«, Frederik schmunzelte verlegen, »ich hatte nicht angenommen, dass Ihr allein wart.«
»Ach nein?« Sie sah ihn herausfordernd an. Nun, da ihre eigene Sorge besänftigt war, machte es ihr ungemein viel Spaß, im Gegenzug mal ihn ein wenig zu piesacken.
»Ich dachte, Ihr hättet ein Rendezvous mit einem anderen Mann«, brachte er endlich heraus, ohne sie anzusehen.
»Wäre in diesem Fall Eure Anwesenheit denn nicht noch weniger angebracht?« bemerkte sie spitz.
Durch ihr Benehmen immer mehr ermuntert, sah nunmehr Frederik sie herausfordernd an. »Was wollt Ihr nun hören? Dass ich eifersüchtig war? Dass mich allein der Gedanke daran rasend wütend und miserabel unglücklich machte? Dass mich die Vorstellung davon, dass ein anderer das Glück hatte, Euch zu sehen, zu hören, zu fühlen, während es mir verwehrt blieb, tausend Stiche durchs Herz jagte? Vielleicht mag ja das und die Tatsache, dass ich Euch so unendlich verehre, das kleine Vergehen, das ich begangen habe, indem ich Euch belauschte, entschuldigen. Ich ...« Weiter kam er nicht, denn Elisabeth schlang ihre Arme um seinen Hals und verschloss ihm den Mund mit einem Kuss. Noch bevor er sich von seiner Überraschung erholen konnte, löste sie sich wieder von ihm. »Es war trotzdem kein "kleines Vergehen" und überhaupt nicht richtig von dir.«
Er beugte sich wieder zu ihren Lippen vor. »Verzeihst du mir?« flüsterte er zärtlich lächelnd.
»Das überlege ich mir noch«, konnte sie gerade noch murmeln, bevor ihre Lippen wieder zueinander fanden.
Viel zu bald musste sich Elisabeth wieder von Frederik trennen, doch sie wollte nicht, dass bei ihrer Rückkehr zum Schloss sofort Gerede entstand. Sie wusste ja selber noch nicht so richtig, was sie davon halten sollte. Alles war einfach zu schnell gegangen. Auch wenn sie sich wie im siebten Himmel fühlte. Doch da ihr Glück so überraschend war, konnte sie selbst noch nicht recht glauben,
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