Dunkles Feuer
»So beruhige dich doch, mein Liebling, es ist alles gut. Ich liebe dich, Elisabeth, so sehr, wie noch nie irgendjemanden in meinem Leben, und in den letzten fünf Minuten habe ich mehr Glück empfunden, als in meinem gesamten bisherigen Leben, verstehst du?« Alles in ihm sehnte sich danach, sie zu umarmen, ihr nahe zu sein. Doch ein Blick in ihr Gesicht bestätigte ihm, dass es im Augenblick keine gute Idee war.
Die Zornesröte wich aus ihrem Gesicht und machte einer kalten Verachtung Platz. »Trotz allem, was ich über Euch gehört habe, Earl, habe ich mehr von Euch gehalten. Aber anscheinend sind doch alle Geschichten über Euch wahr: Ihr besitzt weder Anstand noch Ehre. Ich habe Euch nichts weiter zu sagen. Lebt wohl.« Sie drehte sich um, um die kleine Lichtung zu verlassen.
Zu erschüttert und gekränkt, um Worte zu finden, sah Frederik ihr zu. Das hatte er nicht verdient. Doch er fasste sich schnell, als er merkte, dass es ihr ernst damit war.
»Elisabeth, warte!« Es klang flehend, doch das kümmerte ihn im Augenblick nicht. Sie blieb stehen und drehte sich um. In ihren Augen las er, dass nichts, was er zu sagen hätte, ihre Meinung über ihn noch ändern konnte. Doch er musste es trotzdem versuchen.
»Ich habe es ernst gemeint, ich liebe dich.«
»Ihr seid unglaublich.« Auf einmal klang sie sehr müde. »Ihr besitzt die Unverfrorenheit, mich in einem so privaten Moment wie einem Gebet mit voller Absicht zu belauschen. Wäret Ihr ein Gentleman, hättet Ihr das schon nicht gemacht. Aber nein, Ihr geht noch weiter. Ihr benutzt das Gehörte zu Eurem Vorteil und verhaltet Euch auch sonst vollkommen unangemessen.«
»Unangemessen? Ich gestehe dir meine Liebe!«
»Oh ja, und Ihr erwartet wohl, dass ich sofort dankbar in Eure Arme sinke und mich selbst vor Glück vergesse, wie ein einfältiges junges Mädchen. Liebe - wie einfach Ihr doch dieses Wort gebraucht. Es hatte Euch bestimmt schon des Öfteren den Weg geebnet. Ich dachte, dass ich Euch mehr bedeute, dass ich zumindest Eure Freundschaft und Euren Respekt verdient habe. Ich dachte, wir hätten etwas Besonderes und dass es Euch auch etwas bedeutet hätte. Lasst mich gehen, macht es nicht noch schlimmer und unangenehmer für uns beide.«
Er sah, wie ihr Tränen in die Augen traten und sie sich rasch abwandte, um sie zu verbergen. Mit schnellen Schritten ging sie weg von ihm, und er sah noch, wie sie zu laufen anfing.
Es war alles ganz anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Und er stellte fest, dass er schon zum zweiten Mal seine Chance verpasst hatte. Er verstand auch, dass er keine dritte erhalten würde, wenn er nicht sehr rasch etwas unternahm. Er stürmte Elisabeth hinterher.
Da er äußerst motiviert war und nicht durch ein langes Kleid behindert wurde, holte er sie schnell ein. Sie blieb stehen. »Ihr scheint es einfach nicht verstehen zu wollen, das Spiel ist vorbei. Warum wollt Ihr nicht aufgeben?«
Er sah sie fest an. »Weil der Einsatz zu hoch ist, um es noch ein Spiel nennen zu können. Bitte, Elisabeth«, zaghaft nahm er ihre Finger in die seinen und spürte, wie sie sich versteifte. Doch er befürchtete, dass sie ihm wieder davon rennen würde, wenn er sie los ließ. »Ich will nur reden, nichts weiter, einfach nur reden.« Er lächelte leicht. »Früher haben wir das des Öfteren getan. Ich werde versuchen, alles zu erklären und alle Fragen zu beantworten.«
Widerstrebend und unsicher ließ Elisabeth sich von ihm zurück zur Laube führen, wo sie sich in sicherer Entfernung von ihm niederließ.
»Also, ich höre.« Sie hatte ihre Selbstbeherrschung wieder weitgehend zurück erlangt und zeigte ihm nun eine geduldige, kalte Maske. Doch nun, da er ihre Aufmerksamkeit hatte, wusste er gar nicht, wie er anfangen sollte. Unsicher fuhr er sich durch das Haar und räusperte sich nervös. Obwohl sie es äußerlich nicht zeigte, waren es diese Anzeichen aufrichtiger Erregung, die Elisabeth milder stimmten. Und der kleine Hoffnungsfunke keimte in ihrem Herzen auf, dass sie sich vielleicht doch nicht in ihm getäuscht hatte. Dennoch würde das sein Verhalten nicht entschuldigen, ermahnte sie sich.
Frederik fixierte sie mit einem so intensiven Blick, als wollte er sicherstellen, dass sie während seines Schweigens nicht verschwand. Unwillkürlich musste sie über sein Unbehagen lächeln.
»Ihr habt Euch soviel Mühe gemacht, mich hierher zu bringen, und jetzt wisst Ihr nicht, was Ihr sagen sollt. Vielleicht sollte ich ja morgen wiederkommen,
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