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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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geritten, ohne das Ziel seiner Reise irgendjemandem zu verraten, und sollte vor dem frühen Nachmittag nicht zurück erwartet werden.
Einem aufmerksamen Beobachter wäre an diesem Vormittag aufgefallen, wie bleich und gefasst Elisabeth wirkte. Von Zeit zu Zeit lehnte sie sich zurück und kaute nachdenklich auf ihren Fingerknöcheln. Irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus und beschloss, Zuflucht im Park zu suchen. Wie selbstverständlich fanden ihre Füße wieder den Weg zu ihrer Laube, die ihr Vater ihr als stillen Zufluchtsort vor allen Sorgen dieser Welt hatte errichten lassen. Doch diesmal sah sie den vertrauten Ort mit veränderten Augen. Soviel hatte sich in dem kleinen Häuschen, seit sie das letzte Mal da gewesen war, abgespielt. Sie hatte solche Tiefen und Höhen erlebt, wie sie es nie für möglich gehalten hatte.
Manchmal waren Verzweiflung und Glück eben nur einen Herzschlag entfernt. Leider hatte das Glück diesmal nicht lange angehalten. »Wäre er doch gar nicht wiedergekommen«, dachte sie. Wenn er sie nicht geliebt hätte, wäre es viel einfacher zu ertragen gewesen, als jetzt von ihm im Stich gelassen zu werden und zu spüren, dass sie ein netter Zeitvertreib für ihn ist, dass er vielleicht sogar verliebt in sie ist, dass seine Gefühle für sie aber einfach nicht stark genug sind.
Er hatte Angst. Soviel war ihr inzwischen klar. Angst vor der Verantwortung, der er sich vielleicht zu stellen hatte. Angst davor, seine Freiheit aufzugeben. Er war ein jämmerlicher Feigling.
Plötzlich stieg helle Wut in ihrem Innersten auf. »Du Feigling«, flüsterte sie. »Du verdammter, elender, hinterhältiger Feigling!« Sie schrie es beinahe heraus und schlug in ohnmächtiger Wut auf das kühle Holz der Wand hinter ihr.
Als wäre durch diesen Gefühlsausbruch all ihre Kraft verbraucht, sank sie auf eine kleine Holzbank zurück und schloss die Augen.
Sie machte sie erst wieder auf, als ein Schatten auf ihr Gesicht fiel und sie ein leises Klopfen vernahm. Frederik stand im Eingangsbogen und hatte durch das Klopfen ihre Aufmerksamkeit gesucht, ohne sie erschrecken zu wollen. Sie sah ihn müde an. Sie wusste einfach nicht, was sie nun erwarten sollte. Sie wollte keine Szene, keine Vorwürfe, keine Tränen, kein Bedauern. Sie wünschte sich nur Aufrichtigkeit, auch wenn es ihr innerlich davor graute, was er ihr sagen könnte.
»Elisabeth, ich habe gehofft, dass ich Euch hier treffen würde. Ich muss mit Euch reden.« Als sie nicht antwortete, sondern ihn weiterhin stumm anblickte, fuhr er fort. »Zuerst möchte ich mich für mein Benehmen gestern Abend entschuldigen. Ich bereue zutiefst ...«
Elisabeth atmete hörbar die Luft aus, die sie unbewusst angehalten hatte. Es war vorbei. Bisher hatte sie gegen alle Vernunft noch Hoffnung gehabt. Doch es war vorbei - er bereute es.
Etwas verunsichert blickte er sie an, beeilte sich aber weiter zu sprechen, bevor sie ihn unterbrechen konnte. »Meine einzige Entschuldigung kann nur darin gesehen werden, dass ich nur wenig Erfahrung in solchen Dingen habe ...« Zwei Augenbrauen fuhren erstaunt in die Höhe. » ...und dass ich niemals vorher auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe. Bis ich Euch traf. Dies kann als Erklärung dafür dienen, warum ich es nicht schon gestern zur Sprache gebracht habe, was natürlich ein schwerwiegender Fehler war«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Ich war bloß zu benebelt vor Glück, als dass ich noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Doch als ich es endlich verstanden hatte, konnte ich den Morgen kaum erwarten.«
Elisabeth, durch diese merkwürdige Rede ziemlich verwirrt, bekam trotzdem allmählich ihre natürliche Gesichtsfarbe zurück. Frederik kam ganz nahe an sie heran.
»So etwas habe ich tatsächlich noch nie getan«, flüsterte er. Langsam, ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden, kniete er sich vor sie hin und holte ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche.
»Wollt Ihr meine Frau werden, Elisabeth?« fragte er, während er ihr den kostbaren Ring reichte. »Willst du, Elisabeth?« fragte er noch mal nach, als er ihr Lächeln sah. Elisabeth wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Stattdessen flog sie ihm einfach nur um den Hals, vergrub ihr Gesicht in seinem dichten schwarzen Haar und flüsterte glücklich in sein Ohr: »Oh ja, mehr als irgendetwas sonst in meinem Leben!« Und plötzlich entlud sich die ganze Anspannung der letzten zwei Tage, und sie schluchzte hemmungslos an seiner Brust, während er ihr

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