Dunkles Feuer
oder dem Wetter gefürchtet hat? Was ist denn los, Julie?«
»Ich weiß es nicht. Kannst du mit mir nach unten in die Küche kommen? Es wird bald ohnehin zu dunkel zum Arbeiten.«
»Aber klar doch.«
Sie hob ihr Gesicht und lächelte ihn dankbar an.
Doch auch im Schein des Kamins in der warmen Küche konnte Julie ihre Unruhe nicht loswerden. Obwohl sie den Kopf an Peters Schulter gelehnt hatte und seine Arme sie vor allem Übel zu beschützen schienen, so wusste sie doch bei aller Dankbarkeit, dass es nicht seine Arme waren, die sie so schmerzlich vermisste und dass es eine andere tiefe Männerstimme war, die sie hören wollte. Sie spürte, dass Peter sie trotz Allem niemals so verstehen konnte, wie Frederik es tat, dass Peter sich zwar bemühte, ihr zu helfen, dass er sie aber gerade jetzt auch nicht verstand. Wer konnte es ihm auch übel nehmen, sie verstand sich ja nicht einmal selbst.
Irgendwann musste sie eingenickt sein, denn sie erwachte, weil eine Treppenstufe unter Peters Gewicht knarrte, als er sie nach oben in ihr Schlafzimmer trug.
Vorsichtig legte er sie auf das kalte Bett, das nur ganz leicht von dem Schein der vor sich hin glühenden Kohlen im Kamin erhellt wurde. Wie gern hätte sie Peter gebeten, sie nicht allein zu lassen, doch selbst mit ihrem schlaftrunkenen Verstand erkannte sie, dass es nicht richtig gewesen wäre.
Peter hauchte ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer.
Julie kuschelte sich in ihr Bett, doch der Schlaf wollte einfach nicht mehr kommen.
Sie glaubte, Frederiks Parfüm an ihrem Kopfkissen riechen zu können, und dachte daran, wie oft sie in seinen Armen eingekuschelt eingeschlafen war. Nun kam es ihr schier unmöglich vor, jemals wieder ohne ihn einschlafen zu können. Sie warf sich in dem Bett hin und her, doch es schien nun aus Felsbrocken zu bestehen. Egal, wie sie sich drehte, sie konnte einfach keine Position finden, in der sie es länger als zwei Minuten hätte aushalten können.
Die Kohle im Kamin knackte und warf unregelmäßiges, flackerndes Licht, das jede von ihren Bewegungen in ein gigantisches Schattenspiel an den Wänden verwandelte. Nein, an Schlaf war definitiv nicht zu denken. Sie setzte sich auf und überlegte, ob sie nicht etwas lesen sollte, als sie plötzlich ganz deutlich seine Gegenwart spürte. Sie drehte sich nicht um. Diesmal musste sie ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er da war. Sie spürte, wie er näher kam. Sie legte ihre Arme fest um sich und wiegte sich langsam hin und her, während sich seine Anwesenheit wie ein Schutzschild um sie legte und ihr endlich Ruhe und Geborgenheit gab. Lange saß Julie schweigend da und gab sich wortlos der Zärtlichkeit und Wärme hin, die sie umgab.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie. Und als er sich von ihr lösen wollte, fügte sie fast flehend hinzu: »Nein, geh bitte nicht. Ich brauche dich, und ich will dich immer bei mir haben. Bitte bleib.«
»Du musst jetzt schlafen, Julie«, hörte sie eine Stimme an ihrem Ohr flüstern. Und als sie sich hinlegte, da waren endlich die zwei starken Arme um sie herum, nach denen sie sich so sehr gesehnt hatte.
»Ja, jetzt kann ich schlafen.« Sie lächelte glücklich.
»Und was wird morgen sein?« wollte Frederik wissen.
»Es war töricht, was ich von dir verlangt habe, das weiß ich jetzt. Ich muss auf Peter Rücksicht nehmen, doch ich möchte mein Leben, unser Leben, dabei nicht vernachlässigen. Wir sollten uns am Tag nicht sehen, wenigstens nicht, wenn Peter da ist, doch die Nächte gehören uns beiden.«
»Nur die Nächte?« fragte Frederik enttäuscht.
»Es ist ja nicht für immer.« Julie lächelte, doch es wurde ein Gähnen daraus. »Gute Nacht.«
Im nächsten Augenblick war sie eingeschlafen. Und während Frederik sie in seinen Armen hielt und ihren Atemzügen lauschte, fragte er sich, welche Zukunft sie beide überhaupt haben konnten.
Als Peter am nächsten Morgen zum Frühstück herunter kam, fand er einen Zettel auf dem bereits gedeckten Tisch vor:
»Das Wetter ist einfach traumhaft. Wollte dich nicht wecken. Bin noch eine Runde im Park joggen. Bin bald wieder zurück. Julie.«
Peter blickte aus dem Fenster. Sie hatte Recht. Der nächtliche Sturm hatte sich verzogen, und am blauen Himmel strahlte die Sonne. Es war bestimmt einer der letzten wirklich schönen Tage in diesem Jahr. Peter beschloss, es Julie gleich zu tun. Er zog sich gerade die Turnschuhe an, als Julie auch schon wieder zurückkam.
»Na, ausgeschlafen?« fragte sie gut
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