Dunkles Feuer
möglich gehalten hätte. Beim Sonnenaufgang fing es an - sie gab Anweisungen, packte selber mit an, organisierte und kommandierte, bis sie dann abends ganz erschöpft ins Bett fiel. Nach drei Tagen fing das Ergebnis der Mühen endlich an, sichtbar zu werden. Das Chaos ließ nach und auch wenn es noch nicht ganz beseitigt war, so konnte man schon erahnen, wie das Endprodukt aussehen sollte.
Von der Arbeit ganz in Anspruch genommen, erlebten Julie und Peter einige glückliche und verhältnismäßig sorglose Tage. Jetzt, wo sie die Arbeit angepackt und einen Anfang gemacht hatten, grauste es ihnen nicht mehr vor der gewaltigen Aufgabe, die sie übernommen hatten. Alles schien möglich.
Ein lautes Klopfen an der Eingangstür ließ Peter in seiner Arbeit innehalten. Er putzte seine Hände an seiner Hose ab und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Dann öffnete er die Tür.
»Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?« fragte Peter und musterte neugierig den vor ihm stehenden jungen Mann. Der Fremde war groß und gut gebaut. Peter schätzte ihn auf Ende zwanzig. Das Gesicht des Fremden strahlte Gutmütigkeit und gute Laune aus. Er streckte Peter freundlich die Hand hin.
»Mein Name ist Daniel Mend, ich bin sozusagen ihr Nachbar«, stellte er sich vor. »So, Sie wollen also wirklich das alte Gemäuer auf Vordermann bringen? Ich muss gestehen, ich konnte es kaum glauben, als ich das Gerücht zum ersten Mal hörte. Wenn ich ehrlich bin, Ihr Vorhaben ist zwar nicht zu beneiden, aber auf jeden Fall einfach bewundernswert. Mich würde nichts in der Welt dazu bringen, diese wirklich prometheussche Aufgabe zu übernehmen«, meinte er lächelnd, »aber ich bin ja auch kein Fachmann.«
Das Lächeln auf seinem Gesicht stockte für einen Augenblick, bevor es sich mit einem bewundernd überraschten Ausdruck noch weitete. Peter folgte seinem Blick und sah Julie auf sie beide zukommen. Sie trug eine alte kurz abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt, ihr Gesicht war schmutzig und ihre Haare zerzaust, dennoch machte sie auf den Fremden ziemlichen Eindruck.
»Na, Peter, willst du mir unseren Gast nicht vorstellen?«
»Natürlich. Julie das ist sozusagen unser Nachbar, Daniel Mend. Und das ist meine Partnerin Julie Callahan. Ach ja, ich bin Peter Thorn.« Julie und Daniel reichten sich die Hände, wobei Julie die ihre ebenfalls erst hastig an ihren Shorts abwischte.
»Sehr erfreut.«
»Nun, da Sie unser erster Gast sind, haben Sie das Privileg auf eine einzigartige und unvergleichliche Führung, damit Sie erkennen, wie gewaltig unsere Aufgabe wirklich ist. Selbstverständlich nur, wenn Sie interessiert sind«, lud Peter den Besucher ein.
»Na, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.«
Julie und Peter traten beiseite, um ihren Gast eintreten zu lassen.
»Warum sagten Sie, Sie wären nur "sozusagen" unser Nachbar, Mr. Mend?« fragte Julie, als sie die große Halle betraten.
»Bitte nennen Sie mich einfach Daniel.«
»Na gut, Daniel, also was meinten Sie damit?«
»Ich besitze die Farm, die dem Schloss am nächsten liegt, aber da bin ich kaum. Die meiste Zeit verbringe ich im Dorf. Ich arbeite da als Lehrer. Aus diesem Grund konnte ich Sie auch nicht früher besuchen. Sie verstehen schon, die Arbeit.«
»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut wir Sie verstehen«, meinte Peter mit einem beredten Blick auf das Schlossgewölbe. Alle drei lachten entspannt.
»Dann störe ich Sie doch bestimmt, vielleicht sollte ich jetzt lieber gehen.«
»Aber nicht doch«, protestierte Julie. »Wir sind froh, endlich eine gute Ausrede zu haben, um die Arbeit zu schwänzen. Und außerdem sind gute nachbarschaftliche Beziehungen doch sehr wichtig, oder?«
Die Abwechslung von der Arbeit tat den beiden gut, und außerdem genoss die kleine Kokette in Julie die Aufmerksamkeit und die Blicke, die Daniel ihr zuwarf.
»Wo wir gerade dabei sind, ich möchte ihnen gern einen Rat geben.«
Das zerstörte in Julies Augen vollkommen den Augenblick, ihr Lächeln verschwand, und stattdessen bildete sich eine trotzige Falte zwischen ihren Augenbrauen. Oh nein, wenn er jetzt auch noch mit Warnungen anfängt, drehe ich durch, dachte sie nur. Auch Peters Gesicht wirkte auf einmal abweisend.
»Ich möchte Ihnen empfehlen, am Sonntag in die Kirche zu gehen«, fuhr Daniel, über ihren Gesichtsausdruck etwas verwirrt, fort. »Es ist ein sehr kleiner Ort, und die Leute hier sehen so etwas gern. Wozu unnötigen Unmut erregen.«
Julies Gesicht entspannte sich wieder. Sie atmete sogar
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