Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
Vom Netzwerk:
erleichtert auf. »Sie haben vollkommen Recht, danke, daran haben wir noch gar nicht gedacht.«
»Sie scheinen erleichtert, was haben Sie denn gedacht, was ich Ihnen vorschlagen würde?«
»Eigentlich nichts. Es ist nur, ich dachte, Sie wollten uns auch noch etwas über Schlossgespenster und verborgene Gefahren erzählen.«
»Die Idee ist mir noch gar nicht gekommen. Sind Sie denn an solchen Geschichten interessiert?«
»Nein!« entfuhr es Julie und Peter wie aus einem Mund. »Sollten wir denn? Ich meine, gibt es etwa Gespenster in diesem Schloss?« fügte Julie leicht verunsichert hinzu.
»Ich glaube zwar nicht alles, was darüber geredet wird, aber ich könnte Ihnen einige ziemlich amüsante und sogar pikante Geschichten rund um das Schloss erzählen.«
»Inwieweit pikant?«
»Na ja, es sind schon einige merkwürdige Dinge passiert, vor allem mit Frauen. Sie fanden das Schloss wohl schon immer sehr anziehend.« Daniel hob leicht anzüglich die Brauen.
»Ach wirklich?« ließ Julie sich skeptisch vernehmen.
»Bei Gelegenheit könnte ich Ihnen ja ein paar von diesen Geschichten erzählen, wenn Sie doch Ihre Meinung ändern und mehr wissen wollen. Sonst fragen Sie einfach den alten Walter, der weiß fast alles, was mit dem Schloss zu tun hat, er erzählt Ihnen bestimmt gerne ein paar Gruselgeschichten.«
»Ja, wir hatten schon Gelegenheit, sein Repertoire kennen zu lernen«, bemerkte Peter trocken.
»Nun gut, ich möchte Sie nicht noch länger von der Arbeit abhalten. Julie, Peter, es hat mich sehr gefreut, und vielen Dank für die Führung.«
»Gern geschehen, also dann, bis Sonntag!«
Peter beobachtete sorgfältig Daniels Gesichtsausdruck und Benehmen, während dieser mit Julie sprach. Er wusste, er hatte eigentlich kein Recht darauf, eifersüchtig zu sein. Er sollte sich das also möglichst schnell wieder abgewöhnen.

Als sie sich voneinander verabschiedeten, ahnte keiner der drei, dass ein anderes, weitaus grimmigeres und gefährlicheres Augenpaar die kleine Szene mitverfolgte. Der Besitzer dieser Augen bewertete Daniel und schätzte ab, inwieweit er den sorgsam durchdachten Plan gefährden konnte. Für Frederik war Daniel eine neue Unbekannte in der sorgfältig aufgestellten Gleichung, ein neuer Risikofaktor. Doch er wusste, dass er keine Risiken eingehen würde, nicht dieses Mal. Und dass alle Hindernisse, die zwischen ihm und seinem Ziel auftauchten, beseitigt werden würden.

    * * * * * *

Eine elegante Kutsche fuhr die gepflasterte Einfahrt herauf. Imposant ragte das riesige Schlossgebäude aus dem umgebenden Grün hervor.
Ein livrierter Lakai hielt ihm die Kutschentür auf, damit er aussteigen konnte. Er stand in einen eleganten schwarzen Anzug und ein schneeweißes Hemd gekleidet da und genoss die ersten Strahlen der Morgensonne, die an einigen Stellen die tief hängende Wolkendecke durchbrachen.

Alles an seinem Äußeren, vom Hut bis zu den Manschettenknöpfen, ebenso wie sein Gesicht und sein Benehmen, drückte Geschmack, Reichtum, Selbstsicherheit und eine höflich elegante Verachtung aus. Ihm fehlte die Überschwänglichkeit und Unbefangenheit der Jugend, er hatte bereits die Reife erlangt, die einen Mann in seinen besten Jahren so auszeichnete. Er war zwar voller Elan und Energie, doch man sah ihm an, dass er alles mit Bedacht tat, dass er nie etwas überstürzte. Er war ein Genießer, der das Beste zu schätzen wusste und es auch bekam.
Etwas in seinem Blick oder der herausfordernden Haltung seines Kopfes ließ keinen Augenblick den Eindruck entstehen, es mit einem gewöhnlichen Menschen zu tun zu haben.
Das manchmal auflodernde gefährliche Glitzern seiner schwarzen Augen, wenn ihm jemand widersprach, verriet dem aufmerksamen Beobachter, dass er daran gewöhnt war, das zu bekommen, was er begehrte. Und die meisten Menschen zogen es vor, seinen Wünschen zu entsprechen, obwohl er, im Gegensatz zu anderen Vertretern des Adels, selten - eigentlich sogar nie - in Wut geriet oder Gewaltausbrüche hatte. Doch hatte er eine eigene, nicht weniger effektive Art, andere seine Enttäuschung oder seinen Ärger spüren zu lassen, wobei er nie seine höflichen Umgangsformen verlor. Er hatte etwas Katzenartiges an sich, das trotz der weichen Pfoten die dort versteckten scharfen Krallen erkennen ließ.

Abschätzend blickte er sich um. Eigentlich war er sich nicht sicher gewesen, ob es richtig gewesen war, die Einladung des Grafen Lerouge, einige Wochen auf seinem Schloss zu verbringen, anzunehmen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher