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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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genommen werden. Aus diesem Grund konnte man sich auch einiges erlauben. Doch es überschritt nie die Grenzen des Anstands und der Tugend.
Aber das hier war völlig anders, und das spürte sie. Es war das gleiche Spiel, bloß auf einer anderen Ebene. Sie entschied, dass sie nicht gern bei einem Spiel mitmachte, dessen Spielregeln sie nicht kannte. Oh nein, sie wollte ganz bestimmt nicht dabei mitspielen und schon gar nicht mit dieser arroganten, selbstgefälligen Person!

»Vielen Dank«, Elisabeth lächelte ihm höflich zu, als er ihr den Stuhl hinhielt. »Es ist so schön, wieder einmal Besuch zu haben, manchmal wird es auf dieser Burg einfach zu still.« Sie lächelte wieder, innerlich schnitt sie jedoch Grimassen. Es war ihre Aufgabe, eine nette, belanglose Unterhaltung zu führen und nur über Vergnügungen und das Wetter zu reden. Sie hasste es. Sie hielt sich für durchaus fähig, eine anspruchsvolle Konversation zu betreiben, doch hatte sie dazu, außer mit ihrem Vater, nur selten Gelegenheit.
Ihr Blick kreuzte den des Earls, und als hätte er ihre Gedanken gelesen, erschien ein verständnisvoll amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen.
Rasch wandte Elisabeth den Kopf zur Seite. Doch einmal davon abgesehen, dass sie sich mit dem Earl of Fenwick überhaupt nicht unterhalten wollte, konnte sie sich schon vorstellen, dass er ein interessanter Gesprächspartner sein konnte, wenn er es nur wollte.
Was soll's, seufzte sie innerlich, setzte ihr bezauberndes Lächeln auf und vertiefte sich in eine sinnlose Unterhaltung über das Wetter, die Ernte, die Mode und einiges mehr. Bis der Höflichkeit Genüge getan war und sie sich zurückziehen durfte.
Elisabeth erhob sich. Frederiks Blick folgte ihr, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand.
Den Grafen Lerouge beunruhigte etwas der Gesichtsausdruck, den sein Gast dabei aufsetzte, war er doch über den Ruf seines Gegenübers genau informiert. Flüchtig fragte er sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, den Earl einzuladen. Doch er wischte seine Bedenken beiseite, denn das Benehmen des Gastes gegenüber Elisabeth war tadellos, und Elisabeth war schon lange kein kleines Mädchen mehr, das man so einfach täuschen konnte. Sie war eine erwachsene, intelligente und gebildete junge Frau, die einen starken Charakter besaß, so dass sogar ihr Vater in ihren Auseinandersetzungen öfter den Kürzeren zog. Elisabeth würde schon auf sich aufpassen können.
Eine weitere Überlegung spielte für den Vater natürlich auch eine Rolle: wenn es ihr gelingen sollte, den Earl wirklich zu gewinnen (was der stolze Vater durchaus für möglich hielt), würde Elisabeth die mit Abstand beste Partie, die ihr offen stand, machen. Und wenn nicht, so würde sie ihn sich schon vom Leibe halten können, davon war der Graf überzeugt.
Hätte Graf Lerouge in diesem Augenblick die Gedanken seiner Tochter lesen können, so hätten diese zwar seine Hoffnungen von einer Ehe zwischen ihr und dem Earl zerstört, doch auch seine restlichen Bedenken wären vollständig beseitigt.

Der einzige Gedanke, den Elisabeth an den Gast verschwendete, war Entrüstung. Sie hatte durchaus den Blick bemerkt, den er ihr nachgeworfen hatte, und damit hatte er sich für sie eindeutig klassifiziert.
Wenn sein Benehmen auch etwas anders war, so gehörte er dennoch zu einer Kategorie der Männer, die sie zur Genüge kannte: Männer, die höflich und zuvorkommend schienen, ihr ständig schöne Augen machten, sie mit ehrlichen und weniger ehrlichen Komplimenten überschütteten und wie gebannt an ihren Lippen hingen, wenn sie nur ihren Mund öffnete, ihr dabei aber nicht zuhörten. Sie war sich fast sicher, dass sie in ebenso begeisterte Ausrufe ausbrechen würden, wenn sie irgendeinen Unsinn runterleiern würde. Und das alles, weil sie jung und eine gute Partie war. Sie hatte es satt, als eine hübsche oder auch weniger hübsche, aber auf jeden Fall reiche Puppe behandelt zu werden. Sie war weit mehr als das.
Dennoch war dieser Earl of Fenwick noch anders, sie konnte sich einfach nicht entscheiden, ob er besser oder noch schlimmer war. Zumindest war er ehrlich. Aus seinem Blick sprach keine geheuchelte Bewunderung, sondern pure Begierde und Besitzergreifung. Sie konnte sich sicher sein, dass er ihr auf jeden Fall keinen Heiratsantrag machen würde. Hier herrschten klare Verhältnisse. Gut, damit könnte sie umgehen.
Die Sache jedoch, die Elisabeth innerlich zur Weißglut brachte und ihr gleichzeitig die Schamesröte ins

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