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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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verspielt fort. Julie wandte sich wieder zum Fenster. »Findet Ihr die Aussicht nicht auch wunderschön? Sie ist so inspirierend, so romantisch. Ich wünschte, ich könnte sie irgendwie festhalten. Worte reichen einfach nicht aus, um sie zu beschreiben. Sie ist einfach überwältigend, findet Ihr nicht auch?« Sie lächelte. »Mussten die Frauen in Eurer Zeit wirklich so einen Unsinn reden, damit man ihnen zuhörte?«
Langsam trat Frederik auf Julie zu, doch bevor er antworten konnte, blickte sie über ihre Schulter und schenkte ihm einen ernsten, fast traurigen Blick. »Ich weiß nicht, ob Ihr dafür verantwortlich seid, doch in letzter Zeit geht mir so vieles durch den Kopf. Dieses Schloss raubt mir die Ruhe, ich fühle mich unwohl, beobachtet. Und doch bemächtigt sich meiner ein Gefühl der angespannten Erwartung, so, als müsse irgendetwas geschehen, was mein Leben für immer verändern wird. Zum ersten Mal weiß ich nicht, was ich wirklich will.«
Julie riss sich vom Fenster los, und auf einmal erschien ein selbstironisches Lächeln auf ihren Lippen.
Frederik zerbrach sich den Kopf darüber, wie er sich jetzt benehmen sollte, wie das überhaupt möglich war. Doch noch mehr beunruhigte ihn ihr seltsamer, nachdenklicher Blick, der alle Facetten seines Ichs zu durchleuchten schien, alle seine Schutzwälle aus Wut und Hass durchdrang und tief in ihm eine Saite zum Klingen brachte, die er für immer zerrissen glaubte. Er durchlebte einige Augenblicke heftigster Verwirrung, als ihm bewusst wurde, dass auch er nicht mehr genau wusste, was er eigentlich wollte. Und das beunruhigte ihn zutiefst.

»Wo hast du denn das gefunden?« Mit diesen Worten trat Peter ins Zimmer und riss Julie und Frederik aus ihrer Versunkenheit. Julie war gerade dabei, sich umzudrehen, als er plötzlich »Halt, nicht bewegen! Das ist einfach perfekt!« rief und nach seiner Kamera griff, die um seinen Hals baumelte.
Frederik trat sicherheitshalber einige Schritte zurück, da er nicht wusste, ob dieser merkwürdige Apparat ihn sehen konnte. Julie vollendete ihre Umdrehung und sah Peter fragend an. »Was ist perfekt?«
Er blickte sie vorwurfsvoll an. »Was war perfekt, meinst du wohl«, knurrte er und ließ seine Kamera enttäuscht sinken.
»Ach, hör' doch auf, wir haben keine Zeit für solche Spielereien.«
»Jawohl, Boss.« Beim Herausgehen drehte er sich jedoch noch einmal zu ihr um. »Das sagt gerade die Richtige«, sagte er vorwurfsvoll. »Aber wie du selbst sagst, haben wir wirklich keine Zeit für Spielereien, also zieh dich lieber wieder um und geh an die Arbeit.«
Enttäuscht sah Julie ihm nach. »Du hast gar nichts zu diesem Kleid gesagt.«
Peter blieb im Türrahmen stehen und schenkte ihr ein fast trauriges Lächeln. »Was soll ich sagen, du bist wunderschön«, wie immer, fügte er in Gedanken hinzu und ging langsam in den Flur hinaus.
Bevor sie ihm folgte, warf Julie noch einen letzten Blick in das Zimmer. Wieder war es Frederik, als würden ihre Augen die seinen finden, als würde ihr Blick ihn festhalten, in ihn eindringen und die dunkelsten Abgründe seiner Seele beleuchten.
Julie fröstelte, als hätte ein kalter Luftzug sie gestreift.
»Ich weiß nicht, ob es dich wirklich gibt oder ob du in Augenblick hier bist. Falls du da bist, weiß ich nicht, ob ich dich fürchte oder deine Bekanntschaft ersehne. Ich ...« Julie schüttelte den Kopf. »Das ist ja lächerlich, nun führe ich schon Selbstgespräche. Diese Räume bringen mich wirklich langsam um den Verstand.« Sie schüttelte noch einmal den Kopf, um den absurden Eindruck, dass dies eben doch kein Selbstgespräch war, zu vertreiben.
Über ihre eigenen Gedanken erstaunt, rannte - oder vielmehr flüchtete - sie die Treppe hinunter.

Nun konnte auch Frederik sich endlich regen, da ihr durchdringender Blick ihn nicht länger festhielt. Obwohl er nun des Rätsels Lösung kannte, nämlich dass Julie nur gespielt hatte und tatsächlich nichts von seiner Existenz wusste, konnte sich sein inneres Gleichgewicht nicht wieder einstellen. Er verspürte etwas, das er nicht definieren konnte. Nach und nach wurde ihm klar, dass es Bedauern war; Bedauern darüber, dass er in Julies Welt nicht existierte.
Mit dieser Erkenntnis kam auch der Widerwille dagegen. Er erkannte, wie unsinnig die Gedanken waren, denen er sich gerade hingegeben hatte.
Es mochte gut sein, dass er keinen Platz in Julies Welt hatte, doch er würde schon sehr bald sehr real für sie sein.
Er wusste genau, wer er war und

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