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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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was er wollte. Er war Frederik, der Earl of Fenwick, der der Menschheit ewigen Hass geschworen hatte, und er würde diese Frau für alles büßen lassen, was man ihm angetan hatte. Und dann würde er endlich frei sein!
Er hörte die Kirchenglocke in der Ferne Mittag schlagen und nahm dies als Zeichen dafür, dass es langsam Zeit wurde, sein sorgsam gestricktes Netz auszuwerfen, um sein ahnungsloses Opfer darin einzufangen.

Julie regte sich unter ihrer dünnen Sommerdecke, als Frederik ihr Zimmer betrat. Er kannte dieses Zimmer von früher, doch seit Julie hier eingezogen war, mied er es, da sie seine Gedankengänge störte. Der zweite und nicht weniger wichtige Grund dafür war, dass er Julies sensible Wahrnehmung fürchtete. Schon öfter hatte er beobachtet, wie sie - wenn auch unbewusst - in einer Bewegung innehielt, wenn sie ihm irgendwo begegnete, oder dass sie immer in seine Richtung blickte, wenn er im Raum war. Er war sich nicht sicher, ob dies nicht doch nur seine Einbildung war, jedoch wurde er das Gefühl nicht los, dass sie ihn spüren konnte. In seiner Nähe veränderte sich ihre Körperhaltung, sie wirkte nervös und unsicher, oft fröstelte sie unter seinen abschätzenden Blicken. Diese Reaktion war ein weiterer Grund, der ihn zum Handeln drängte, da er nicht wusste, ob sie sich mit der Zeit vielleicht intensivierte und es Julie ermöglichen würde, ihn bewusst wahrzunehmen. So etwas hatte er früher noch nie erlebt, deshalb konnte er es auch nicht einschätzen. Doch wie auch immer sich die Zukunft von nun an entwickeln würde, er hatte seine Entscheidung gefällt. Jetzt musste er es wagen und das Spiel beginnen.
Der richtige Zeitpunkt war für jeden Zug entscheidend, doch insbesondere galt dies für den Eröffnungszug, soviel hatte er aus seinen Fehlern gelernt.
Und endlich war die Zeit reif dafür, er befürchtete sogar, den besten Zeitpunkt bereits verpasst zu haben. Nun, das würde sich an diesem Morgen entscheiden. Er würde den ersten Schritt machen, alles Weitere hing nur von Julie ab. Ihr Verhalten würde seine Taktik bestimmen. Sie hatte die Wahl; auf die weiche oder auf die harte Tour - für ihn machte das keinen Unterschied. Er würde sein Ziel so oder so erreichen.
Vor allem der letzte Vorfall in Annes Zimmer zeigte ihm, dass er nicht länger zögern und Julie auf keinen Fall unterschätzen durfte. Oft benahm sie sich zwar wie ein leichtsinniges und unbeschwertes Wesen, doch er wusste auch, dass sie durchaus eine willensstarke und intelligente Person war, die dazu auch noch über eine ihm völlig unbekannte Bildung und Weltanschauung verfügte. Er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass die männliche Seite ihres Verstandes zwar von der weiblichen Vernunft und Sanftheit abgemildert und hinter ihrem reizenden Äußeren versteckt war, jedoch nicht außer Acht gelassen werden durfte.
Wenn er in seinem langen Leben eins gelernt hatte, dann, dass es keine gefährlichere Kombination gab, als die eines scharfen Verstandes und der weiblichen Intuition. Einen solchen Geist zu verwirren, ihn für sich zu gewinnen und ihn sich untertan zu machen, war - und dessen war sich Frederik voll bewusst - eine gewaltige Herausforderung. Doch ebenso war es ihm bewusst, dass, wenn ein so starker Wille einmal bezwungen worden war, seine Besitzerin ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein würde, da damit ihre stärksten Schutzwälle fallen würden.

Wie ein Raubtier, das seine Beute anpirscht, schlich Frederik um Julies Bett. Er blieb stehen und schaute sie an. Er wollte ganz gezielt erforschen, wie Julie auf seine Anwesenheit reagierte.
Julie wurde unruhig, es schien, als würde sie, die eben noch ganz friedlich geschlafen hatte, urplötzlich von Alpträumen heimgesucht.
Sie drehte sich auf die andere Seite. Ihre Decke verrutschte dabei, so dass ihr Hals und eine Schulter freilagen. Frederik registrierte beinahe automatisch, dass sie nur ein leichtes, ziemlich durchsichtiges hellblaues Nachthemd trug, das sie in der intimen Atmosphäre ihres Schlafzimmers sehr verführerisch machte.
Er verdrängte diese Gedanken. Es ärgerte ihn, dass sie so leicht abdrifteten, dass es ihm so schwer fiel, sich zu konzentrieren. Doch andererseits war es auch verständlich; er hatte seine Existenz nun zu lange ohne weibliche Gesellschaft gefristet.

Er blickte auf ihren Arm. Es war erstaunlich, wie feminin er wirkte, obwohl Frederik genau wusste, wie stark dieser Arm war, hatte er doch selbst Julie oft genug bei

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